Wie attraktiv ist der Standort Lünen? 

Er biete eine gut vernetzte Unternehmerschaft, die rund 26.000 Arbeitsplätze geschaffen habe – mit einem Anteil von rund 30 Prozent allein in der Industrie: „Lünen ist ein hervorragender Standort", betonte zum Auftakt Sylvia Tiews, seit Anfang 2023 neue Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungszentrum Lünen GmbH und Co-Gastgeberin des diesjährigen Wirtschaftsgesprächs Lünen der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund. Und dennoch gibt es da wohl noch einiges zu tun, wie mehrere Unternehmer später deutlich machten – und dabei auch klare Appelle an Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns richteten. Moderiert und begleitet wurde die Podiumsdiskussion, der rund 70 Gäste folgten, von IHK-Vizepräsident Dr. Ansgar Fendel, Geschäftsführer SmartRec GmbH der REMONDIS-Gruppe, und IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber. 

Bürgerinnen und Bürger stärker einbinden 

„Ist Lünen ein attraktiver Investitionsstandort?", lautete die grundlegende Fragestellung der Gesprächsrunde. Schreiber erläuterte dabei zunächst, was aus seiner Sicht einen attraktiven Wirtschaftsstandort ausmacht: genügend Fachkräfte vor Ort, schnelle Genehmigungsverfahren, eine gute Verkehrsanbindung, aber auch Akzeptanz in der Bürgerschaft. Und genau da liege es teils noch im Argen: „Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Bevölkerung Industrie im Kern gut findet, aber bloß nicht in ihrer Nähe haben will. Wirtschaftliche Entscheidungen", so der IHK-Chef, „werden allerdings natürlich da getroffen, wo man nicht mit so viel Gegenwind rechnen muss." 

Diesen Gegenwind spürt nach eigenen Worten auch Franz-Josef Peveling, Geschäftsführer des Immobiliendienstleisters Harpen AG sowie Mitglied der IHK-Vollversammlung – und forderte in Richtung Stadtverwaltung, die Bürgerinnen und Bürger stärker einzubinden: „Wir müssen früher auf die Leute zugehen und sie einladen, daran mitzuarbeiten, wie wir Immobilienprojekte umsetzen." Ähnlich sah das Erkan Doganay, Geschäftsführer der Spiegel 21 / Ares GmbH, der von Problemen bei einer neuen Standortsuche berichtete. Bürgermeister Kleine-Frauns ließ dies so nicht stehen: „Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind bei uns nicht anders als in anderen Kommunen. Und unsere Möglichkeiten, neue Gebiete zu erschließen, sind nun einmal begrenzt." 

Prekäre Verkehrssituation angehen 

Jan-Frederick Stolzenhoff, Mitglied der Geschäftsführung bei der Stolzenhoff Catering Company GmbH und Mitglied der IHK-Vollversammlung, wies auch auf die Verkehrsproblematik hin, insbesondere beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). In Verbindung mit dem mangelnden Wohnraum vor Ort zwinge dies Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Unternehmens zu langen Pendelwegen, was den Standort Lünen im Vergleich zu anderen Kommunen unattraktiver mache. 

„Was tut sich, um die Verkehrssituation zu verbessern?", fragte Dr. Fendel den Bürgermeister hierzu direkt. „Wir als Städte können keinen eigenen ÖPNV unterhalten – aber ich denke, dass der Druck größer wird, da etwas zu tun", antwortete Kleine-Frauns. Da hakte Dr. Fendel nach: Ob es denn eine Initiative der Kreisstädte gebe, um gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, den Verkehr zu verbessern. Das sei ihm nicht bekannt, so Kleine-Frauns. 

Schreiber bot hier die Unterstützung der IHK an. Er verwies auf den Ende 2022 gestarteten Landeswettbewerb „Ways2Work", der zum Ziel hat, Gewerbegebiete mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können: „Wir haben da in Selm und Werne gute Erfahrungen gemacht, und ich denke, dass wir auch hier in Lünen gemeinsam schauen können, was getan werden kann." 

Neuer IHK-Regionalbetreuer für Lünen ist Tobias Schucht. Der stellvertretende Leiter der Kommunikationsabteilung der IHK lud die Unternehmerinnen und Unternehmer ein, gerne auf ihn zuzugehen – und präsentierte zum Abschluss erfreuliche Zahlen für Lünen: Demnach stieg die Zahl der Ausbildungsverträge 2023 im Vergleich zum Jahr 2019 um 16,2 Prozent (plus 3,5 Prozent mehr als 2022). „Damit sticht Lünen deutlich heraus – im positiven Sinne." 

24. August 2023