Aufarbeitung der Sparkassen-Geschichte in der NS-Zeit

Welche Rolle spielte die Sparkasse Dortmund im Nationalsozialismus? Zur Diskussion dieser Frage begrüßten die Sparkasse Dortmund und das Westfälische Wirtschaftsarchiv am 26. August rund 160 Gäste im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen. Anlass war das neu erschienene Buch „Die Sparkasse Dortmund im Nationalsozialismus“ von Dr. Karl-Peter Ellerbrock. Während sich die Aufarbeitung der Sparkassengeschichte in der NS-Zeit 80 Jahre nach dem Kriegsende immer noch in ihren Anfängen befindet, konnte Ellerbrock mit seinem im Aschendorff Verlag erschienenen Buch diese Lücke für die Sparkasse Dortmund schließen.
Im Gespräch mit WWA-Direktorin Dr. Kathrin Baas stellte Ellerbrock heraus, welche Ereignisse der vorausgehenden Krisenjahre besonders relevant für die Einordnung der Sparkassengeschichte im Nationalsozialismus waren. Weiter schilderte er die Nazifizierung des Führungspersonals der Sparkasse Dortmund. Auf die Frage nach der Entwicklung der Dortmunder Sparkasse im Nationalsozialismus verwies Ellerbrock auf wirtschaftliches Wachstum und Profite. Die Sparkasse war beteiligt an der Rüstungsfinanzierung und an der Enteignung jüdischen Vermögens. Sie unterstützte auch die Sparpropaganda der Nationalsozialisten, die der „geräuschlosen Kriegsfinanzierung“ – u. a. über die Abschöpfung der Sparvermögen – diente.
Im Anschluss moderierte Dr. Kathrin Baas eine Talkrunde über die Bedeutung historischer Aufarbeitung – insbesondere der NS-Geschichte – für die moderne Erinnerungskultur. An der Diskussion nahmen Viktoria Albers, Lehrerin am Goethe-Gymnasium in Dortmund, Dr. Karl-Peter Ellerbrock, Dirk Schaufelberger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund, und Thomas Westphal teil. Gefragt nach der Motivation der Sparkasse, ihre Geschichte im Nationalsozialismus aufarbeiten zu lassen, ging es laut Oberbürgermeister Thomas Westphal vorrangig darum, die Lücke in der Geschichte zu schließen und zu erklären, warum und wie so etwas passieren konnte. Man dürfe eben keinen Schlussstrich unter die Beschäftigung mit der NS-Zeit ziehen – darin waren sich die Beteiligten der Diskussion einig. Entsprechenden Forderungen nichtdemokratischer Parteien müsse man entschieden entgegentreten. Dirk Schaufelberger betonte, dass die Sparkasse Dortmund für Demokratie, Vielfalt und Offenheit stehe. Daher sei es auch ihre Aufgabe, die NS-Vergangenheit transparent aufzuarbeiten.
Auf die Frage, welche Funktion die Erinnerungskultur in der deutschen Gesellschaft einnimmt, betonte Viktoria Albers, dass sie ein grundlegendes Fundament unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung ist. Dies zeige sich auch in der Erfahrung mit Schulklassen, die im Wirtschaftsarchiv „echte Geschichte“ erleben. Insgesamt waren sich die Diskutierenden einig, dass Aufklärung und wissenschaftliche Fakten eher in der historischen Vermittlung geeignet sind als zu emotionalisieren und auf Betroffenheit zu setzen. Übertragen auf die Sparkasse bedeute das, so Dr. Kathrin Baas, in ihrem Fazit, dass Sparkassengeschichte auch ein Stück Demokratiegeschichte sei.
29. August 2025