Stimmungstief in der regionalen Wirtschaft hält weiter an

Die bundesweite Wirtschaftskrise ist auch in der Region der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund weiterhin spürbar.
Bei den Unternehmen wächst vor allem die Unzufriedenheit mit wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen – und das branchenübergreifend. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 861 KB)zum Herbst hervor, an der über 200 Unternehmen mit mehr als 22.500 Beschäftigten teilgenommen haben. Der Befragungszeitraum lag zwischen dem 8. bis 21. September 2025.
Wirtschaftlicher Aufbruch noch nicht in Sicht
Im Vergleich zum Vorjahr ist der IHK-Konjunkturklimaindex gesunken und liegt bei 92,3 Punkten (Herbst 2024: 94 Punkte). Damit stagniert der Index bereits zum fünften Mal in Folge auf niedrigem Niveau. IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann ordnet die Ergebnisse ein: „Sowohl auf Bundes- als auf Landesebene stagniert die Wirtschaftsleistung. Das Bruttoinlandsprodukt Nordrhein-Westfalens war im ersten Halbjahr 2025 nach ersten Schätzungen preisbereinigt um 0,2 Prozent niedriger als in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres. Auf Bundesebene ist das BIP im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal 2025 um 0,3 Prozent gesunken. Die Zahlen machen deutlich: Ein wirtschaftlicher Aufbruch ist noch nicht in Sicht. Die angekündigten Wachstumsimpulse der Bundesregierung blieben aus. Dennoch sollte man der amtierenden Politik die nötige Zeit für die Umsetzung einräumen.“ Führende Wirtschaftsinstitute rechnen auch für das Gesamtjahr 2025 nicht mit einer nachhaltigen Erholung der deutschen Wirtschaft. In ihrer Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2025 gehen die Institute davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr lediglich um 0,2 Prozent steigen wird. „Dies spiegelt sich eindeutig in unserer Umfrage wider: Knapp ein Viertel unserer Betriebe blickt pessimistisch in die Zukunft, jeder zehnte Betrieb erwartet eine bessere Geschäftslage, während 64 Prozent der Befragten gleichbleibende Geschäftserwartungen prognostizieren.“, resümiert Dustmann.
Risiken bremsen Konjunkturerwartungen aus
Heinz-Herbert Dustmann betont: „In allen drei Sektoren – Industrie, Handel und Dienstleistungen sehen 63 Prozent der Befragten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens. Erschwerend kommt hinzu, dass die restriktive US-Zollpolitik und die schwächelnde Weltwirtschaft die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft weiterhin ausbremsen.“ Zu weiteren Risiken zählen die schwache Inlandsnachfrage, steigende Arbeitskosten sowie der anhaltende Fachkräftemangel.

Vertrauen schaffen und Investitionen ermöglichen
Die Wirtschaft steckt weiterhin in der Dauerkrise. Aufträge und Produktion schrumpfen. Insolvenzzahlen und Lohnnebenkosten steigen und die Wirtschaft wird zunehmend durch die unsichere Kommunalfinanzierung belastet. Stefan Schreiber, IHK-Hauptgeschäftsführer mahnt: „Unsere Unternehmen sind verunsichert und halten ihre Investitionen zurück. Wenn sich Investitionen nicht lohnen, nutzen auch die geplanten Sonderabschreibungen nichts. Wir brauchen konkrete Entscheidungen, die Vertrauen schaffen und Investitionen ermöglichen, aber keine regionalen Hindernisse“.
Unzufriedene Geschäftslage in allen Wirtschaftssektoren
Wie bereits zum Jahresbeginn ist die Stimmung der Handelsunternehmen im Branchenvergleich am schlechtesten. Lediglich zwölf Prozent sind mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Auch die Dienstleistungsbranche war vor einem halben Jahr zufriedener. Zu Jahresbeginn waren es noch knapp 30 Prozent der Unternehmen, die von einer guten Geschäftslage berichteten. Aktuell ist es nur jeder vierte Betrieb. Etwas positiver (26 Prozent) ist die Geschäftslage in der Industrie, vor einem halben Jahr berichtete nur jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) von einer guten Geschäftslage.
Zukünftige Geschäftserwartungen verschlechtern sich
Nahezu in allen Branchen verschlechtern sich die zukünftigen Geschäftserwartungen. Insbesondere der Handel gibt sich pessimistisch. Jedes dritte Unternehmen (33 Prozent) erwartet eine schlechtere Geschäftslage. Zu Jahresbeginn war es nur jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent). Auch die Industrie zeigt sich wenig optimistisch. Fast jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) erwartet eine schlechtere Entwicklung (Jahresbeginn 2025: 23 Prozent). Lediglich die Dienstleistungsbranche berichtet von nahezu unveränderten Erwartungen. So bewerten aktuell 21 Prozent der Unternehmen (Jahresbeginn 2025: 22 Prozent) ihre zukünftige Lage als schlecht.
Der Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, Stefan Schreiber, sieht politischen Handlungsbedarf: „Mit der Digitalisierung, der Energiewende und dem demografischen Wandel steht unsere Wirtschaft vor tiefgreifenden Veränderungen. Mit mutiger Innenstadtentwicklung, konsequentem Bürokratieabbau, schnelleren Genehmigungsverfahren und einer aktiven Ansiedlungspolitik müssen Kommunen in der Lage sein, gezielt gegenzusteuern.“ Flächenpolitik lebt mehr denn je von Angeboten, die verschiedene Optionen bieten müssen. Vor allem die Transformation der Wirtschaft mit den Schwerpunkten Kreislaufwirtschaft, Energiewende und Wasserstoff braucht neue Flächen. Stefan Schreiber ergänzt: „Häufig werden gewerblich oder industriell genutzte Flächen verstärkt in Wohnbauflächen oder für Freizeitnutzungen umgewandelt, ohne dass an anderer Stelle für Ersatz gesorgt wird. Wir wenden uns als IHK daher entschieden gegen Denk- und Planungsverbote für neue Gewerbeflächen beziehungsweise Freiflächen. Zudem brauchen wir eine vorausschauende Flächenpolitik, damit sich Betriebe ansiedeln und wachsen können.“
Duale Ausbildung als Hebel gegen den Fachkräftemangel
Ein Schwerpunkt der Konjunkturumfrage lag auf dem Thema Fachkräftemangel. Nahezu die Hälfte aller Unternehmen nennt diesen als wirtschaftliches Risiko für die eigene Entwicklung, wodurch vor allem mit steigenden Arbeitskosten gerechnet wird. Daher fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber: „Der Kampf gegen den Fachkräftemangel beginnt mit guter Bildung. Die Kommunen sind verantwortlich, gute Voraussetzungen dafür zu schaffen.“ Umso entschiedener wirbt die IHK zu Dortmund für die duale Ausbildung. „Wir werden mit gezielten Maßnahmen und Kampagnen zeigen, dass die duale Ausbildung für beide Seiten ein Gewinn ist – für junge Leute ebenso wie für Betriebe. Darüber hinaus ist sie ein zentraler Hebel, um dem Fachkräftemangel dauerhaft entgegenzutreten“, so Schreiber.
9. Oktober 2025