Immer mehr Betriebe suchen eine Zukunft

Die IHK bietet Beratung und Unterstützung an. Ganz wichtig: das IHK-Notfall-Handbuch!

Der neue DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2025 liefert alarmierende Zahlen: Noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2007 haben so viele Unternehmerinnen und Unternehmer erwogen, ihren Betrieb aufzugeben. Fast 10.000 Nachfolgeberatungen verzeichneten die Industrie- und Handelskammern deutschlandweit allein im Jahr 2024 – ein Anstieg von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig mangelt es massiv an geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ist auf einem historischen Höchststand.
Die wirtschaftliche Gesamtlage in Deutschland trägt entscheidend zur Entwicklung bei: eine anhaltende Konjunkturschwäche, steigende Kosten für Energie und Material sowie hohe regulatorische Belastungen lassen viele Unternehmerinnen und Unternehmer an einen Ausstieg denken. Besonders dramatisch: Gut 27 Prozent der beratenen Betriebe erwägen laut dem Report ganz zu schließen – in 92 Prozent der Fälle, weil kein Nachfolger gefunden werden konnte. „Viele Unternehmen haben innovative Produkte und Dienstleistungen im Angebot sowie ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell, doch sie scheitern an der Frage: Wer führt es weiter?“, erläutert Simone Bergmann, Geschäftsführerin Handel, Dienstleistungen und Existenzgründungen bei der IHK zu Dortmund. „Wenn wir nicht gegensteuern, verlieren wir nicht nur wirtschaftliche Substanz, sondern auch unternehmerisches Wissen, Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung.“
Demografie und gesellschaftlicher Wandel verschärfen die Situation
Viele Unternehmensinhaberinnen und -inhaber stehen altersbedingt vor dem Ruhestand. 72 Prozent geben an, aus Altersgründen über eine Nachfolge nachzudenken. Gleichzeitig fehlt es zunehmend an potenziellen Übernehmern aus den gründungsaktiven Altersgruppen zwischen 18 und 40 Jahren. 40 Prozent der IHKs sehen die steigende Belastung durch komplizierte Regelungen und Bürokratie als ursächlich an für Überlegungen, das Unternehmen zu schließen. Ebenfalls sehr problematisch: die gesellschaftliche Abkehr vom Unternehmertum. Laut Report spielt in zwölf Prozent der Fälle die gesunkene gesellschaftliche Anerkennung unternehmerischer Tätigkeit eine Rolle bei der Entscheidung zur Aufgabe.
Die 79 IHKs bundesweit leisten einen zentralen Beitrag zur Sicherung von Unternehmensnachfolgen. Mit rund 50.000 Beratungskontakten jährlich unterstützen sie sowohl abgabewillige Unternehmer als auch übernahmeinteressierte Gründerinnen und Gründer. Ihr Angebot reicht von individuellen Beratungen bis hin zu Nachfolgebörsen, wie dem IHK-Nachfolgepool und der Unternehmensbörse nexxt-change.org. „Wir begleiten unsere Mitgliedsunternehmen über viele Jahre. Gerade bei der Nachfolge ist Vertrauen entscheidend. Unsere Beraterinnen und Berater vermitteln nicht nur Informationen, sondern auch Verständnis für die emotionalen und wirtschaftlichen Dimensionen einer Betriebsübergabe“, betont Simone Bergmann.
Chancen durch gezielte Unterstützung und moderne Formate
Trotz aller Herausforderungen gibt es auch positive Entwicklungen: Die Zahl der Interessierten an einer Unternehmensübernahme ist deutschlandweit im Jahr 2024 um gut 45 Prozent auf über 4.000 gestiegen (2023: 2.760). Viele von ihnen suchen Alternativen zur unsicheren Anstellung oder sehen in der Nachfolge eine attraktive Karriereoption. Darüber hinaus bieten die IHKs zielgerichtete Unterstützung für Unternehmerinnen: Mit Initiativen wie dem Netzwerk „Business Women IHK“ werden Frauen gezielt für die Übernahme bestehender Unternehmen gewonnen. Das Potenzial ist enorm, denn bislang liegt der Frauenanteil unter den Übernahmewilligen bei unter 25 Prozent – obwohl sie bei Neugründungen bereits über 40 Prozent ausmachen.
Neben der engagierten Arbeit in den Kammern braucht es auch politische Reformen. Die IHK-Organisation fordert: weniger Bürokratie, bessere steuerliche Rahmenbedingungen, mehr wirtschaftliche Bildung in Schulen sowie niedrigere Energiekosten. Denn: Nur wenn sich Unternehmertum wieder lohnt und attraktiv erscheint, werden sich mehr Menschen für eine Nachfolge entscheiden.
Empfehlung: Notfall-Handbuch als elementare Vorsorge
Viele Unternehmer beschäftigen sich zu spät mit der Nachfolge. Das erschwert die strukturierte Übergabe und erhöht das Risiko des Scheiterns. Dabei zeigt der DIHK-Report auch, was zu tun ist: Frühzeitige Planung – idealerweise drei bis zehn Jahre vor Übergabe – sichert die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, erhöht die Attraktivität für Nachfolgerinnen und Nachfolger und ermöglicht eine geregelte Übergabe ohne Zeitdruck. Besonders alarmierend: 70 Prozent der beratenen Unternehmerinnen und Unternehmer verfügen über keinen sogenannten „Notfallkoffer“. Dabei ist dieser essenziell – nicht nur bei einer geplanten Übergabe, sondern insbesondere im Krankheits- oder Todesfall.
Das IHK-Notfall-Handbuch (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1103 KB) bietet hier praxisnahe Hilfe. Es enthält strukturierte Checklisten, Vorlagen und Hinweise, um alle relevanten Unterlagen und Vollmachten übersichtlich zu erfassen. Damit im Fall der Fälle ein reibungsloser Übergang gesichert ist und das Unternehmen handlungsfähig bleibt.
31. Juli 2025