Wirtschaftsgespräch Hamm

Die Zukunft der Wirtschaft in Hamm

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Vom Datum her genau einen Monat vor der Bundestagswahl hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund bei ihrem traditionellen Wirtschaftsgespräch am 23. Januar 2025 nicht weniger als die Zukunft der Wirtschaft in Hamm thematisiert. Dazu konnten IHK-Vizepräsidentin Marion Fink, Geschäftsführerin der FINK TEC GmbH, IHK-Vizepräsident Torsten Cremer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hamm, IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber sowie der Regionalbetreuer und Leiter der IHK-Zweigstelle in Hamm, Stefan Peltzer, rund 80 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik bei der Picnic GmbH begrüßen.
Zu Beginn befragte Moderator Matthias Dröge, Chefredakteur von Radio Lippewelle Hamm, den IHK-Hauptgeschäftsführer und den Oberbürgermeister der Stadt Hamm, Marc Herter, nach ihren Einschätzungen zur „Zukunft Wirtschaft“ angesichts der aktuellen konjunkturellen und politischen Ausgangslage.
Dabei betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Schreiber die Bedeutung der IHK-Wirtschaftsgespräche. Sie bieten eine Plattform, damit Unternehmerinnen und Unternehmer sich untereinander, aber auch mit Politik und Verwaltung austauschen können. In Bezug auf die bevorstehende Bundestagswahl sagte Schreiber: „Die Wirtschaftspolitik wird sich verändern müssen. Aber zu unserer Demokratie gibt es keine Alternative.“ Ein Satz, der mit viel Beifall bedacht wurde. Schreiber erläuterte, dass die gegenwärtige Stimmungslage in der Wirtschaft zwar pessimistisch sei, die Unternehmensstruktur in der IHK-Region mit ihrem breit angelegten Mittelstand allerdings auch sehr robust und widerstandsfähig sei.
Oberbürgermeister Herter konstatierte ebenfalls, dass die gefühlte Lage aus seiner Sicht schlechter sei als die aktuellen Zahlen. So habe Hamm 2024 mit mehr als 100 Millionen Euro ein Allzeithoch bei den Gewerbesteuereinnahmen zu verzeichnen und die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bleibe auch noch auf sehr gutem Niveau. Jedoch müsse „eine neue Bundesregierung für mehr Investitionssicherheit sorgen“, so Herter, der in diesem Zusammenhang auf die beiden großen Investitionsprojekte Güterbahnhof und Wasserstoffallianz in Hamm verwies.
In die Erfolgsgeheimnisse von Picnic und wie wichtig dafür regionale Standortfaktoren sind, weihte mit Manuel Stellmann einer der Gründer von Picnic Deutschland die Zuhörenden ein und gewährte dabei einen Blick hinter die Kulissen der Wachstumsgeschichte. Das junge Unternehmen, einst in den Niederlanden gegründet und seit 2017 auch hierzulande aktiv, gehört im E-Commerce für Lebensmittel zu den Top-Unternehmen und unterhält in Hamm-Uentrop ein Fulfillment Center. Bundesweit erledigen rund 3.000 E-Mobile in 170 Städten pro Woche etwa 200.000 Lieferungen. Das Sortiment umfasst 10.000 Artikel aus dem Lebensmittelbereich und 1.600 Drogerieartikel. Insgesamt arbeiten in Deutschland 8.500 Mitarbeiter für Picnic. An diesem Unternehmensbeispiel diskutierten im Anschluss Stellmann, Simone Bergmann, IHK-Geschäftsführerin und Leiterin des Bereichs Handel, Dienstleistungen und Existenzgründungen, sowie Torsten Cremer regionale Standortfaktoren und die Verantwortung für den Wirtschaftsstandort Hamm. Einig war sich die Runde, dass Venture Capital – Risikokapital für Start-ups – in Deutschland noch zu zögerlich fließe.
Was darf die Wirtschaft in Hamm insbesondere in Bezug auf Bürokratieabbau und Konjunkturimpulse von einer neuen Bundesregierung erwarten? Dieser Frage ging die Expertin für Mittelstands- und Steuerpolitik, Dr. Annette Icks, Projektleiterin am Bonner Institut für Mittelstandsforschung, in einem Vortrag nach und ordnete die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten ein: „Bürokratie ist prinzipiell wichtig, denn sie trägt unter anderem zur Rechtssicherheit für die Unternehmen bei: Wir brauchen aber einen Paradigmenwechsel weg vom Instrument des Obrigkeitsstaates hin zu einem vertrauensbasierten Ansatz. Um die Konjunktur zu stärken, müssen Regulierungen schließlich wieder eine wichtige Rahmenbedingung im internationalen Standort- und Innovationswettbewerb werden."
Über ihre persönlichen Erfahrungen mit einem Übermaß an Bürokratie berichtete danach IHK-Vizepräsidentin Marion Fink. Zudem stellte sie aktuellen Stand des Umbaus der IHK-Zweigstelle in Hamm kurz vor. Dieser gehe in die finale Phase. Die heutige Veranstaltung zeige, wie wichtig der Dialog ist. Daher möchte das Team der IHK-Zweigstelle nach dem Umbau weitere Dialogformate in Hamm anbieten. Bei einem abschließenden Imbiss klang die Veranstaltung aus.
24. Januar 2025