07.11.2023

Fachkräfte für Selm sichern und stärken

Zum traditionellen Wirtschaftsgespräch der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund in Selm konnten Joachim Horn, Mitglied der IHK-Vollversammlung und Inhaber von Reisebüro Horn, und der stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer Wulf-Christian Ehrich im Schloss Cappenberg mehr als 50 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung begrüßen.
Nach einer kurzen Einführung durch Joachim Horn berichtete Selms Bürgermeister Thomas Orlowski über aktuelle Entwicklungen in Selm, Bork und Cappenberg. Dabei ging er insbesondere auf jüngst stattgefundene Informationsveranstaltung zur Notunterkunft für Geflüchtete und die herausfordernde Haushaltssituation der Stadt ein. Orlowski adressierte die anwesenden Unternehmer und bedankte sich ausdrücklich dafür, dass diese Arbeitsplätze halten und schaffen: „Sie sind ein wichtiges Standbein für unsere Stadt.“
Im Anschluss daran stellte Wulf-Christian Ehrich IHK-Referentin Franziska Stiens als neue Regionalbetreuerin der IHK zu Dortmund für Selm vor. Zuvor präsentierte der stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer Aktuelles aus der IHK-Arbeit. Dabei nannte Ehrich Beispiele, wie überbordende Bürokratie Unternehmen in ihrer Entwicklung hemmt, sich die IHK-Organisation aber für deren Abbau einsetzt. Das Thema Bürokratieabbau werde von den Unternehmen auch in der aktuellen als großes Risiko genannt. Das größte Risiko stelle aber der Fachkräftemangel dar, der auch Schwerpunktthema des Wirtschaftsgesprächs war.
Der Vortrag „Fachkräfte gewinnen und binden in der GenZ“, gehalten von Bianca Wirtz, HR Business Partner Gen Talents, gab den fachlichen Impuls für die spätere Podiumsdiskussion „Fachkräfte gewinnen und binden – neue Wege zur strategischen Fachkräftesicherung“. Gen Talents ist aus der Initiative „Startup Teens“ entstanden und als Social Business unter deren Dach beheimatet. Startup Teens will Schülerinnen und Schüler zu unternehmerischem Denken und Handeln befähigen, u. a. durch ein Mentoring-Programm, Youtube-Videos und Veranstaltungen. Gen Talents wiederum will junge Fach- und Führungskräfte mit Unternehmen zusammenbringen und berät Firmen, wie sie zu attraktiven Arbeitgebern für die Zielgruppe werden.
Dreh- und Angelpunkt des Vortrags war die Tatsache, dass mit der Generation Z, also die Geburtsjahrgänge von 1995 bis 2010, eine völlig neue Generation in den Arbeitsmarkt eingetreten ist. Sie gehören zu den ersten „digital natives“ und erleben eine Verschmelzung von realer und virtueller Welt. Sie sind technisch versiert, unabhängig und denken unternehmerisch. Sie streben nach Spaß und Abwechslung in hohem Tempo, das Ganze aber bei kürzerer Konzentrationsspanne. Die Angehörigen der Generation Z haben eine klare Meinung, lassen sich aber von Gleichaltrigen und sozialen Medien, insbesondere Influencern, beeinflussen. Weiterhin trifft auf die Generation Z zu, dass sie ein hohes Bewusstsein für Gesundheit und Umwelt haben und den Fokus auf soziale Verantwortung setzen. Statt auf materiellen Besitz legen sie eher Wert auf Erlebnisse und Haptik. „Viele der hier beschriebenen Aspekte treffen auch auf frühere Generationen zu. Allerdings ist der Unterschied, dass diese früher kaum die Möglichkeit hatten, diese auch einzufordern“, erläuterte Bianca Wirtz.
Neben Wirtz nahmen an der anschließenden Podiumsdiskussion „Fachkräfte gewinnen und binden – neue Wege zur strategischen Fachkräftesicherung“ Bürgermeister Thomas Orlowski, Sebastian Mosch, Head of HR Management, SARIA International GmbH, Florian Mersch, Koordinator für Berufsorientierung, Städtisches Gymnasium Selm, und Maike Fritzsching, IHK-Geschäftsführerin Berufliche Bildung, Fachkräftesicherung, teil. Die Moderation übernahm der stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer Wulf-Christian Ehrich.
Sebastian Mosch betonte, dass bei Saria die Passion der Auszubildenden im Vordergrund stehe und man sich sehr an den Stärken der jungen Menschen orientiere. Florian Mersch berichtete von seinen Erfahrungen mit Kooperationsveranstaltungen zum Thema Berufsorientierung und nannte beispielhaft Volksbank und Saria, von denen Vertreter anwesend waren.
Dafür gab es ausdrücklich Lob von Maike Fritzsching. Sie erläuterte die verschiedenen Aktivitäten und Projekte, mit denen die IHK die Unternehmen bei der Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften unterstütze und betonte, dass man auch an den Hochschulen Sprechstunden anbiete. „Wir können es uns nicht leisten, potenzielle Fachkräfte nicht zu erreichen“, stellte Ehrich fest.
Aus dem Publikum brachte sich Wolfgang Hirsch ein, Gründer der Interhydraulik in Selm ein und berichtete von seinen positiven Erfahrungen mit Auszubildenden. Viele seien im Unternehmen im positiven Sinne „hängen geblieben“ und haben sich weiterqualifiziert zum Techniker und Meister oder haben ein Studium angeschlossen.
Frau Özden Aygül, Chefausbilderin bei Saria, erläuterte beispielhaft, wie in ihrem Unternehmen die jungen Menschen während der Ausbildung gefördert und motiviert werden und ergänzte, dass es auch im Rahmen der Ausbildung die Möglichkeit gebe, im Ausland zu lernen und zu arbeiten.
Zum Abschluss des IHK-Wirtschaftsgesprächs wurde Judith Becker als weitere Fachkräfte-Expertin vorgestellt. Sie ist Fachberaterin für Inklusion bei der IHK und bei der Handwerkskammer Dortmund, die Unternehmen zur Einstellung, Ausbildung und Weiterbeschäftigung von Menschen mit einer (Schwer-) Behinderung berät.
8. November 2023
IV TS