Volle Power für’s Ehrenamt

Es ist nicht überraschend, dass sich Ronja Wessel 2018 für ein Ehrenamt entschied und seither bei den Wirtschaftsjunioren Braunschweig aktiv ist. Denn die junge Frau kommt mit viel Einsatzbereitschaft und Tatendrang daher, was sie in diversen Lebensrollen unter Beweis stellt. Uns hat sie von ihren Herzensprojekten bei den Wirtschaftsjunioren erzählt und auch verraten, wo sie sich als Unternehmerin in der Arbeitswelt mehr Gleichberechtigung wünscht.
Die gebürtige Braunschweigerin absolvierte nach der zehnten Klasse zwei Schuljahre in Kalifornien, studierte anschließend in London und verbrachte ein Auslandssemester in Buenos Aires. Nachdem sie ihren Abschluss als Bachelor of Business Administration gemeistert hatte, zog es sie aus der Welt zurück in ihre Heimatstadt Braunschweig. Seither ist Wessel selbstständig. Im Jahr 2016 gründete sie die Kesada GmbH und stemmt die Geschäftsführung nun seit einem Jahr neben der Erziehung ihres Sohnes. Die Selbstständigkeit war auch ihre Eintrittskarte zu den Wirtschaftsjunioren Braunschweig, auf die Wessel durch einen Bericht in der IHK Wirtschaft aufmerksam geworden sei. „Es folgte ein informatives Telefonat mit Berndt von Conradi und Ende 2018 dann das Aufnahmegespräch.“ Ihren Gaststatus legte sie im Dezember 2019 ab und übernahm als offizielles Mitglied direkt die Leitung des Arbeitskreises „Bildung und Wirtschaft“. „Seit 2020 bin ich ebenfalls im Vorstand der Stiftung der Wirtschaftsjunioren tätig und dort für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig“, ergänzt Wessel.

Von Bildungsprojekten, Netzwerken und Freundschaften

Wessel habe damals proaktiv nach einer ehrenamtlichen Aufgabe gesucht, bei der sie insbesondere das Thema Bildung unterstützen könne. Das habe sie bei den Wirtschaftsjunioren und vor allem bei ihrem Herzensprojekt „Fit für die Wirtschaft“ –  das im Herbst mit einer neuen Klasse startet – gefunden. „In dem Projekt begleiten wir eine Klasse von der achten bis zur zehnten Jahrgangsstufe und bieten den Schülerinnen und Schülern Coachings zu den unterschiedlichsten Themen aus dem Kreis unserer Mitglieder an. Zu sehen, wie die Kids sich entwickeln, ist einfach toll“, sagt Wessel mit einem Lachen im Gesicht. Im Rahmen dieses Coachingprojektes möchte der Arbeitskreis mit „Check your job“ außerdem ein altbekanntes Projekt, das während Corona ruhen musste, im nächsten Jahr wiederbeleben. Hierbei lernen Schülerinnen und Schüler verschiedene Ausbildungsberufe kennen, indem sie Unternehmen aus dem internen oder externen Netzwerk der Wirtschaftsjunioren besuchen und dort vorrangig den hiesigen Auszubildenden über die Schulter schauen.
Daneben verbindet Wessel die Wirtschaftsjunioren vor allem mit der Hanseraumkonferenz, die in diesem Frühjahr in Braunschweig stattfand. „Auch dort war ich im Orga-Team. Die Jahre der Vorbereitung haben sich absolut bezahlt gemacht, es war ein einmaliges Erlebnis“, so die 30-Jährige. In der Vergangenheit habe etwa alle zehn Jahre eine große Konferenz aktiver Wirtschaftsjunioren in Braunschweig stattgefunden, erklärt Wessel und fügt hoffnungsvoll hinzu: „In zehn Jahren bin ich 40, also besteht die Chance, dass ich dieses Highlight noch einmal erleben darf.“ Grundsätzlich profitiere sie durch die Verbandsaktivität nicht nur von persönlichkeitsbildenden Erfahrungen, unternehmerischen Gelegenheiten und belastbaren Netzwerken, sondern auch von „… wunderbaren Freundschaften, die hoffentlich lange über meine Zeit bei den Wirtschaftsjunioren bestehen bleiben werden.“ Die besonderen Vorteile dieses Ehrenamts würden allerdings auch ein hohes Maß an Engagement voraussetzen, so Wessel weiter. Sie sei schon immer diejenige gewesen, die sich zur Klassensprecherin aufstellen ließ oder sich für Projekte den Hut aufsetzte, was sie zweifelsohne für ein Ehrenamt prädestiniert. „Wenn ich für etwas brenne, ziehe ich es mit voller Power durch.“ Dabei fokussiere sie ihre ganze Kraft auf die Wirtschaftsjunioren, da sie sich lieber in eine Sache reinknie als auf „zu vielen Hochzeiten zu tanzen“, offenbart die junge Unternehmerin. 
„Ich war schon immer diejenige, die sich zur Klassensprecherin aufstellen ließ oder sich für Projekte den Hut aufgesetzt hat.“
Ronja Wessel

Planen und Priorisieren

Dass die Wirtschaftsjunioren eine enge Verbundenheit zur IHK pflegen, empfinde sie als sehr bereichernd und merkt an, dass dies nicht in jedem Wirtschaftsjuniorenkreis der Fall sei. Laut Wessel profitieren beide Seiten jedoch stark von der Zusammenarbeit: So gebe es beispielsweise bei Projekten – insbesondere zum Thema Bildung – viele Schnittpunkte und einen aktiven Austausch. Ein angenehmer Nebeneffekt sei außerdem, dass die Wirtschaftsjunioren die Räumlichkeiten der IHK nutzen dürften, sagt sie schmunzelnd. Auch innerhalb des Kreises erlebe Wessel eine gute und vor allem gleichberechtigte Teamarbeit. Mit einer nahezu paritätischen Verteilung von Männern und Frauen würden die Wirtschaftsjunioren den Grundstein für eine ausgeglichene Geschlechterverteilung in Führungspositionen legen, was die junge Mutter für absolut erforderlich hält: „Ein Vorstand muss nicht zwingend gleichberechtigt besetzt sein, aber ich sehe schon, dass dort an einigen Stellen etwas passieren muss, damit es überhaupt die Möglichkeit für Frauen in Führungspositionen gibt. Zum Beispiel bei grundlegenden Dingen wie der Kinderbetreuung.“ Dabei berichtet Wessel aus Erfahrung: Seit der Geburt ihres Sohnes sei es für sie nicht einfacher geworden, ihre Selbstständigkeit, das Ehrenamt und Privates in Einklang zu bringen. „Man muss gut Planen und Priorisieren. Mein Ehepartner und ich begegnen uns auf Augenhöhe. Er hat ein Jahr Elternzeit genommen, damit ich weiterarbeiten konnte. Nun schreibt er seine Promotion und ich kümmere mich aktuell um die Eingewöhnung unseres Sohnes in die Krippe. Ohne die zusätzliche Unterstützung aller vier Großeltern wäre es sicherlich nicht möglich.“ Generell sei die gesicherte Kinderbetreuung ein großes Problem, das seitens der Politik nicht ausreichend Beachtung erhalte. Da Kita-Plätze ohnehin schon rar seien und sich die Lage noch verschlechtern werde, sehe Wessel den Handlungsbedarf vor allem darin, mehr Anreize für die Laufbahn als Erzieherin und Erzieher zu schaffen. „Wir reden von Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Gleichberechtigung, aber wie soll das funktionieren, wenn die Betreuung nicht gesichert ist?“
Sportlichen Ausgleich zu ihren verschiedenen Lebensrollen und den damit verbundenen Erwartungen findet die Braunschweigerin im Crossfit. Dass sie sich durchbeißen könne, habe sie als selbstständige Unternehmerin und Frau in einer Führungsposition schon oftmals unter Beweis gestellt. Diese Eigenschaft helfe ihr nun auch dabei, an ihre sportlichen Grenzen zu gehen. Die dabei erzielte Kraft setze sie außerdem gerne bei Handwerksprojekten in den eigenen vier Wänden ein. Darüber hinaus reist sie gerne und findet Entspannung im Yoga sowie in der Zeit mit Freunden und Familie.
ar