Multimodal am Kanal - Die Region Braunschweig als Scharnier zwischen Binnenland und Seehafen

Die Region Braunschweig gilt längst als logistisches Herzstück in der Mitte Deutschlands – mit einer ausgezeichneten Anbindung an Wasser, Schiene und Straße, und das sogar bis nach Hamburg. Stärken, die im Mittelpunkt eines Infoabends standen, zu dem die IHK Braunschweig gemeinsam mit dem Hafen Hamburg Marketing e. V. am Yachthafen in Wedtlenstedt eingeladen hatte.
Bereits in seiner Begrüßung machte Adalbert Wandt, Ehrenmitglied der IHK-Vollversammlung, deutlich, wie günstig die geografische Position der Region sei. Braunschweig liege mitten in Deutschland, die Wege in sämtliche Richtungen seien kurz und die Verkehrsanbindung zentral. Vor allem über das deutsche Binnenwasserstraßennetz und die Schiene lasse sich Hamburg in kurzer Zeit hervorragend erreichen, „ein entscheidender Standortvorteil für Wirtschaft und Logistik“, so Wandt.
Warum der Hafen Hamburg in Braunschweig konkret aktiv ist, erläuterte Markus Heinen, Leiter der Repräsentanz Deutschland-West des Hafen Hamburg Marketing e. V. Er betonte, dass die Region für den Hamburger Hafen ein außerordentlich wichtiger Markt sei, von dem mehr wöchentliche Abfahrten in Richtung Elbe stattfinden als von Shanghai nach Hamburg. „Diese enge Verflechtung beider Wirtschaftsstandorte beweist, dass der Region Braunschweig im überregionalen Güterverkehr eine besondere Rolle zuteilwird.“
Jens Hohls, Geschäftsführer der Hafenbetriebsgesellschaft Braunschweig mbH, richtete den Blick auf die Rolle der Binnenhäfen und die Bedeutung multimodaler Transportlösungen: „Die angestrebte Verkehrswende kann nur gelingen, wenn alle Verkehrsträger – ergo Wasser, Schiene und Straße – intelligent miteinander verknüpft werden.“ Die Binnenhäfen stünden dafür als leistungsfähige Knotenpunkte bereit. Deutschland verfüge zwar über ein exzellentes Binnenwasserstraßennetz, doch fehle es an gleichwertigen Alternativen.
Diese enge Verflechtung beider Wirtschaftsstandorte beweist, dass der Region Braunschweig im überregionalen Güterverkehr eine besondere Rolle zuteilwird.

Markus Heinen

Besonders der Mittelland­kanal, oft als „A 2 der Wasserstraßen“ bezeichnet, bilde dabei eine essenzielle Verbindung zwischen dem Braunschweiger Wirtschaftsraum und dem Seehafen der Hansestadt. Auf dem Salzgitter-Stichkanal können Binnenschiffe einzeln bis zu 166 TEU transportieren – das entspricht rund 80 Lkw-Ladungen und untermauert somit das enorme Potenzial der Wasserstraße als umweltfreundliche Transportachse.
Daran anknüpfend unterstrich Thomas Maaßen, Geschäftsführer der Rhenus Transport GmbH & Co. KG, den systemrelevanten Charakter der Binnenschifffahrt. Ohne sie, so Maaßen, würden ganze Wirtschaftszweige den Standort Deutschland infrage stellen. Die Wasserwege seien die einzige Infrastruktur, die steigende Transportvolumina ohne größere Einschränkungen aufnehmen könne. Zugleich sei die Binnenschifffahrt deutlich energieeffizienter und langlebiger als andere Verkehrsträger. Während ein Lkw nach wenigen Jahren ersetzt werden müsse, erreiche ein Binnenschiff eine Lebensdauer von bis zu siebzig Jahren – und neue Hybridschiffe könnten diesen Vorteil künftig noch verstärken. Hinzu komme der ökologische Aspekt: Der Neubau von nur hundert Metern Autobahn verursache über 100 000 Tonnen CO₂. ­Maaßen stimmte seinem Vorredner zu, indem er das Gelingen der Mobilitätswende von der Kombination aller drei Verkehrsträger abhängig macht.
Aus Sicht der Verlader ergänzte Julia Jeske, Managerin Logistics bei Mast-Jägermeister, die lebhafte Diskussion. Für das Unternehmen sei der Hafen Hamburg ein zentraler Anker in der Logistik. Die Binnenschifffahrt ermögliche klare, planbare Prozesse und biete zugleich Kostenvorteile. Auch Produkte wie Spirituosen würden zunehmend über die Wasserstraße transportiert – ein Beleg für die wachsende Bedeutung dieses Verkehrsträgers in verschiedensten Branchen. Jeske hob hervor, dass die großen Kapazitätspotenziale der Wasserstraße für die Industrie echte Gewinne seien und die „Häfen in der Region Braunschweig nicht mehr wegzudenken sind“.
Das Schlusswort bildete Kurt Fromme, IHK-Vizepräsident und Kanal-­Anrainer, der als unmittelbar betroffener Unternehmer auf leistungs­fähige Wasserstraßen angewiesen ist: „Wir mussten lange für den zuletzt beschlossenen und kürzlich gestarteten Ausbau des Salzgitter Stich­kanals kämpfen. Es scheint also auf der politischen Ebene angekommen zu sein, dass wir für das Überdauern im internationalen Wettbewerb Kapazitätserweiterungen brauchen, die für die Straße und Schiene bisweilen als selbstverständlich erachtet werden.“
jk
8/2025