Sie baut auf’s Ehrenamt

Jenny Fuchs ist als ehrenamtliche Prüferin für die IHK Braunschweig tätig und verfolgt mit ihrem Engagement vor allem das Ziel, Auszubildenden zu einem guten Start ins Berufsleben zu verhelfen, das System der dualen Berufsausbildung zu unterstützen und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Die 33-Jährige wurde in Sachsen geboren, ist aber ab einem Alter von vier Jahren in Wernigerode im Harz aufgewachsen. Dort fühlt sie sich „zu Hause“ und ist der Region bis zu ihrem Studium treu geblieben. Schon als Kind entwickelte Fuchs ein gesteigertes Interesse für Architektur und Design, was sie in diversen Praktika vertiefte. Ein darauffolgendes Industriedesign-Studium an der TU Darmstadt beendete sie jedoch nach einem Semester, um sich neu zu sortieren. Das Ergebnis: Die junge Frau legte ihren Fokus auf die Architektur und entschied sich im Jahr 2010 für eine „solide“ Ausbildung als Bauzeichnerin Hochbau beim Staatlichen Baumanagement Braunschweig. Augenscheinlich eine gute Wahl, denn daran schloss sie von 2013 bis 2016 ein Architektur-Studium an der HTW Dresden an. Mit dem neu gewonnenen Bachelor-Titel kehrte Fuchs zurück zu ihrem Ausbildungsbetrieb, wo sie seit 2016 als Architektin beschäftigt ist und für die Schwerpunktthemen „Bauen im Bestand“ sowie Neubauten die Barrierefreiheit verantwortet. Das Staatliche Baumanagement Braunschweig betreut die Baumaßnahmen des Bundes sowie öffentlicher Gebäude in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.

Qualifizierte Hilfe ins Berufsleben

Den Weg zur IHK hat die Wahl-Braunschweigerin über ihren ehemaligen Ausbilder gefunden, welcher selbst in dem Prüfungsausschuss Bauzeichner (Architektur) aktiv war und immer noch ist. „Ich finde es generell wichtig, dass überall ,junge Leute‘ nachrutschen und man die Alteingesessenen gut unterstützt und von deren Erfahrung lernt“, beschreibt Fuchs ihre Sicht auf die Gremienarbeit. Für die Prüfertätigkeit hat sie sich vor allem entschieden, weil sie die Arbeit des Prüfungsausschusses in ihrer eigenen Abschlussprüfung zur Bauzeichnerin vorbildhaft in Erinnerung behalten hat: „Ich habe mich während meiner Prüfung total wohlgefühlt. Das möchte ich weitergeben und den Azubis qualifiziert ins Berufsleben helfen.“ Darüber hinaus habe sie die damit einhergehende Verantwortung gereizt, sich selbst daran wachsen zu sehen. Dies ermögliche ihr vor allem auch die gemeinschaftliche und vertrauensvolle Basis innerhalb des Prüfungsgremiums. „Mein persönlicher Gewinn sind die Kolleginnen und Kollegen“, ergänzt Fuchs, die den Austausch mit den anderen Ausschussmitgliedern, auch über das Fachliche hinaus, sehr schätzt. In den Prüfungen selbst fühlt sie sich häufig in das eigene Fachgespräch zurückversetzt und möchte den Prüflingen vor allem ein gutes Gefühl geben. „Ich kann recht gut auf die einzelnen Personen eingehen. Dadurch leide oder fiebere ich jedes Mal so mit, als wäre ich selbst betroffen“, fügt sie schmunzelnd hinzu.

Es geht um Menschen

Über sich selbst sagt die empathische Prüferin, dass sie schwer „nein“ sagen kann und „nahezu überall hilfsbereit“ ist. Was wohl auch dazu geführt hat, dass sie nebst ihrem IHK-Ehrenamt bereits seit einiger Zeit als Vertrauensperson für Menschen mit einer Schwerbehinderung bei ihrem Arbeitgeber fungiert und außerdem frisch in den Personalrat gewählt wurde. „In allen meinen Ämtern geht es vorrangig um die Menschen. Ihnen zu helfen, sie bestmöglich zu vertreten oder vorzubereiten.“ Das System funktioniert natürlich nur solange, sich Freiwillige, wie ­Jenny Fuchs, für das Ehrenamt begeistern lassen. Dessen ist sich die Architektin, die selbst auf Empfehlung den Weg in die Gremienarbeit gefunden hat, bewusst. Daher rät sie, vor allem die Unternehmen anzusprechen, deren Auszubildende zur Prüfung in die IHK kommen. „Die meisten Ausschussmitglieder waren oder sind Ausbilder im Betrieb und meist trägt es sich so weiter, wie bei mir auch.“ Fuchs leistet ihren Beitrag, indem sie das Ehrenamt regelmäßig ihrem Freundeskreis schmackhaft macht. Denn ohne ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer gebe es auch keine Abschlüsse. „Und Fachkräfte suchen wir immer in allen Bereichen. Man darf sich nicht nur beschweren, man kann auch mal was tun“, so Fuchs nachdrücklich.
Man darf sich nicht nur beschweren, man kann auch mal was tun.

Jenny Fuchs

Das Privatleben der Prüferin, die nun schon seit sechs Jahren für die IHK im Einsatz ist, leidet glücklicherweise nicht unter ihrem nebenberuflichen Engagement. Zum Fotografieren, Lesen und Gitarre spielen komme sie weiterhin regelmäßig und ihre strukturierte Art helfe ihr dabei, die Prüfungszeiträume in ihren beruflichen und privaten Alltag einzuplanen.
ar
3/2024