Im Ehrenamt und der Region zu Hause

Lars Kückelhahn ist eines von insgesamt 25 neuen Mitgliedern in der
IHK-Vollversammlung. Dass ihn ehrenamtliches Engagement schon lange begleitet, wie er zur IHK gekommen ist und was seine wirtschaftspolitischen Ziele für die Gremienarbeit sind, hat er uns verraten.
Der 37-Jährige ist nicht nur in ­Peine geboren, sondern hat seiner Heimatstadt auch fast ausnahmslos die Treue gehalten. Lediglich nach dem Abitur zog es ihn für sein BWL-Studium nach Wolfsburg, woran sich außerdem eine einjährige Tätigkeit im Finanzwesen eines deutschen Auto­mobilherstellers in England anschloss. Für denselben Arbeitgeber war er noch ein weiteres Jahr in Braunschweig tätig, nachdem ­Kückelhahn seinen Master im Strategischen Management ebenfalls in Wolfsburg abgeschlossen hatte. Die Reißleine zog er, weil er mehr wollte als viele Stunden im Büro zu sitzen, „ohne etwas bewirkt zu haben“. Da kam die Anfrage seines besten Freundes seit Schultagen gerade recht: Ob sie nicht gemeinsam einen Spielzeug­laden in Peine eröffnen wollten, weil der alte ­Laden kurz vor der Schließung stand? „Das haben wir dann getan. Wir sind erst einmal klein gestartet. Haben die Marke ‚­Eulies‘ entworfen und aufgebaut“, kommentiert der junge Unternehmer seine Anfänge im Einzelhandel sichtlich stolz. Denn er und sein Geschäftspartner, Nils Willmann, stecken viel Liebe und Mühe in das eigene Geschäft, das seit 2019 als Eulies Spielwaren GmbH & Co. KG in der Peiner Innenstadt große und kleine Kunden begeistert und sehr erfolgreich läuft. So erfolgreich, dass die beiden Geschäftsführer vor zweieinhalb Jahren den Entschluss fassten, sich räumlich zu vergrößern. „Wir führen nun tatsächlich eines der größten Spielwarengeschäfte im Norden Deutschlands. Vielleicht sogar in ganz Deutschland, wenn es um inhabergeführte Einzelhandelsläden geht“, ergänzt er. Es sei eine Win-win-Si­tu­a­ti­on für die Stadt. Die Kunden seien dankbar für den kunterbunten Spielzeugladen und „wir sind sehr dankbar, dass es Kunden für unseren Laden gibt und wir tagtäglich Kinder begeistern und ein Strahlen in ihre Augen zaubern können“.

Verpflichtung für das Ehrenamt

Das entspannte Gemüt Kückelhahns spiegelt nicht zuletzt die Reggea-Musik wider, von der Kunden in dem Peiner ­Laden bei ihrem Einkaufserlebnis begleitet werden und die der Geschäftsführer auch privat mit Vorliebe genießt. Vor allem die freundlichen Gespräche und das menschliche Miteinander stechen im Geschäft hervor und drücken sich auch in Taten aus. Denn „Eulies Spielwaren“ half schon oft weiter, wenn es um Sponsoring oder Sachspenden ging, zum Beispiel in Form von Schaufeln für einen lokalen Kindergarten. Kückelhahn falle es extrem schwer, sich nicht ehrenamtlich zu engagieren. Insbesondere bei regionalen Angelegenheiten helfe er gerne. „Die Leute, die es machen können, sollten es auch machen. Sie haben eine Verpflichtung dafür, es in die Hand zu nehmen“, beschreibt er die Motivation für sein eigenes ehrenamtliches Engagement, welches durchaus vielseitig ist. So ist er nicht nur im Vorstand der Kaufmannsgilde zu Peine e. V. aktiv, sondern seit ­Januar 2024 auch neues Mitglied der IHK-Vollversammlung. Zwei Kollegen aus der Kaufmannsgilde haben ihn auf die Vollversammlungswahl im letzten Jahr aufmerksam gemacht, um Peine weiterhin gut repräsentiert zu wissen. Weil ihm als Selbstständiger häufig die Zeit für weitere ehrenamtliche Projekte fehle, habe er zunächst gezögert, schließlich aber den Mehrwert erkannt und zugesagt. Dazu beigetragen habe auch ein Gespräch mit IHK-Präsident Tobias Hoffmann, der ihn auf die Vorteile der Arbeit in diesem wichtigen Gremium hinwies.

Einzelhandel stärken

Mit der finalen Wahl in die aktuelle Vollversammlung möchte sich der Geschäftsführer nun für die regionale Wirtschaft stark machen und insbesondere für die Themen Einzelhandel und Innenstadtentwicklung etwas bewegen, da sich das Einzelhandelsgeschäft deutlich erschwert habe.
Als Beispiel nennt er die gestiegenen Nebenkosten: „Die Gebühren für Versicherungen, Grundsteuer und Strom sind erschreckend. Am Ende des Tages sollte dem Einzelhändler etwas übrigbleiben. Dafür werde ich mich stark machen.“ Eine weitere Bedrohung seien die Leerstände in den Stadtzentren, die oftmals kreative Lösungen erforderlich machten. Last, but not least sei die Konkurrenz durch das Internet eine immense Herausforderung für die Branche. Seit etwa zehn Jahren müssen sich die Einzelhandelsbetriebe gegen die niedrigeren Preise behaupten. ­Kückelhahn berichtet aber auch von einer Entwicklung, die Hoffnung macht: Die großen Onlinehändler würden zwar gute Umsätze machen, aufgrund der niedrigeren Preise bleibe der Gewinn aber an vielen Stellen aus. So könne der stationäre Einzelhandel dennoch punkten und vor allem durch den persönlichen Kundenkontakt hervorstechen. „Im Laden ist der Kunde noch etwas wert. Gerade da kann man mit einem positiven Shopping-Erlebnis darauf hinwirken, dass die Kunden in die Innenstadt kommen.“ Weil ihm das Thema als Geschäftsführer, aber auch als geborener Peiner viel bedeutet, gehen ihm vor allem Geschäftsschließungen sehr nahe. „Aus Erzählungen von meinen Großeltern weiß ich, wie die Peiner Innenstadt mit ihren Traditionsunternehmen mal ausgesehen hat“, so Kückelhahn. Seit Generationen ist seine Familie eng mit der Stadt verbunden und so ist es ihm heute wichtig, die Weiterentwicklung des Geschäftsstandortes positiv zu beeinflussen und den Stadtkern, den er als Aushängeschild und schon fast als Kulturgut wahrnimmt, zu erhalten. Wenn seine ehrenamtlichen Bemühungen um die Stärkung des Unternehmertums und des regionalen Handels schließlich dazu führen würden, dass Peine und speziell auch „Eulies Spielwaren“ davon profitieren, wäre dies sein persönlicher Gewinn. Weiteren individuellen Mehrwert der Gremienarbeit erkennt Kückelhahn darin, in der IHK-Vollversammlung Kontakte aus der Wirtschaft knüpfen zu können, die ihre Erfahrungen mit ihm als neuem Mitglied teilen möchten.

Der Stadt verbunden

Die Verbundenheit zur Heimatstadt hat sich bei dem Unternehmer erst mit den Jahren entwickelt. „In meiner Jugend, meiner Sturm-und-Drang-Zeit konnte ich es nicht abwarten, aus Peine rauszukommen“, sagt er lachend. Auch seinen Versuch, vor dem Studium nach Jamaika auszuwandern, erwähnt er diesbezüglich mit einem Grinsen. Heute würde sich Kückelhahn gerne noch mehr Zeit für „seine“ Stadt nehmen und denkt dabei beispielsweise auch daran, zusätzlich im IHK-Handels- oder Wirtschaftsausschuss mitzuwirken, aber das muss er noch vertagen. Denn neben seiner Geschäftsführertätigkeit und seinen ehrenamtlichen Aktivitäten ist er außerdem im Immobiliengewerbe tätig. Familie und Freunde seien dadurch auf der Strecke geblieben, das wolle er unbedingt ändern. Dennoch möchte er sich weiterhin ehrenamtlich engagieren und auch andere dazu motivieren, denn „es geht einem selbst gut, wenn man Gutes tut“. Laut Kückelhahn ist unsere heutige Gesellschaft aber sehr monetär ausgerichtet und jede Leistung erfordert eine Gegenleistung. Dadurch hält er die Stärkung des Ehrenamts für sehr schwer: „Man muss das Ehrenamt zu den Leuten bringen, sie werden nicht von selbst an die Tür klopfen.“ Hoffnung sehe er darin, mit früher Bildungsarbeit den Wohltätigkeitsgedanken in den Menschen zu wecken.
Sofern der Einzelhändler noch Zeit findet, ist er gerne aktiv in der Natur unterwegs oder lebt sein handwerkliches Talent beim Reparieren von Autos oder Sanieren von Wohnungen aus.
ar
2/2024