Unternehmergeist trifft Gemeinschaftssinn

Lara Aslan liegt beides im Blut. Sie ist aufstrebende Nachfolgerin eines Familienunternehmens. Gleichzeitig engagiert sie sich ehrenamtlich bei den Wirtschaftsjunioren Braunschweig und wurde erst kürzlich in die Vollversammlung der IHK Braunschweig gewählt. Uns erzählt sie, wie sie ihren Weg als temporäre Berlinerin zurück in die Löwenstadt und auch zum Ehrenamt fand.
Die Braunschweigerin trat nach ihrem Abitur einen großen Schritt aus ihrer Komfortzone heraus und begann in Berlin Mode- und Designmanagement zu studieren. „Ich entschied mich in jungen Jahren bewusst dafür, meine persönliche Entwicklung zu fördern, indem ich Braunschweig und damit den Familien- und Freundeskreis und auch unsere Familienunternehmen verließ“, erklärt die 30-Jährige. Die Familie Aslan ist in Braunschweig nicht unbekannt. Sie betreibt neben der Aslan Import GmbH außerdem das Restaurant Tandure. Für Lara Aslan sei es jedoch der richtige Schritt gewesen, zunächst in die Eigenständigkeit zu investieren. So wurde sie während ihres Studiums mit einem Auslandssemester in New York sowie internationalen Praktika, unter anderem in Istanbul, belohnt. Nach ihrem Bachelorabschluss sammelte sie außerdem wertvolle Erfahrungen als Einkäuferin im Mode- und Textilbereich in Berlin und verbrachte insgesamt sieben Jahre in der Hauptstadt. Schließlich änderten sich ihre Pläne durch den Tod ihres Vaters im Jahr 2020 und sie kehrte in ihre Heimatstadt zurück. „Dies ermöglichte mir, meiner Familie beizustehen und gleichzeitig die Nachfolge in der Aslan Import GmbH anzutreten. Mein Vater war dort Gesellschafter, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, seine Anteile zu übernehmen.“

Von der Tugend, anderen zu helfen

Warum sich Aslan als nächste Generation schließlich für die Geschäfte der Familie entschied? Gemeinsam mit ihren beiden älteren Brüdern und ihrer Zwillingsschwester habe sie den Unternehmergeist der Eltern geerbt. „Meine Mutter und mein Vater sind als junge Erwachsene nach Deutschland gekommen und fingen bei null an. Sie haben sich alles durch harte Arbeit und ihren Geschäftssinn aufgebaut.“ Dem Vorbild der Eltern nachahmend ist Aslan nun seit Juli 2020 nicht nur Gesellschafterin, sondern vor allem operativ im Bereich Finanzen und Marketing in der Aslan Import GmbH tätig. „Durch unsere Familiengeschichte bin ich sehr demütig geprägt“, spricht sie den unternehmerischen Weg der Familie Aslan an, der stets von der Tugend begleitet war, anderen zu helfen. „Etwas von dem weiterzugeben, was man vom Leben geschenkt bekommen hat, lag meinem Vater im Blut.“ Jener hat sich vor allem für Integration durch Sport eingesetzt. Sein Engagement und seine Hilfsbereitschaft habe Lara Aslan sehr geprägt. „Sport hatte für ihn die wunderbare Fähigkeit, Menschen miteinander zu verbinden und Gemeinschaft zu schaffen“, erinnert sie sich gerne. Da der jungen Unternehmerin das Ehrenamt quasi in die Wiege gelegt wurde, überrascht es nicht, dass sie sich mit ihrer Rückkehr nach Braunschweig gemeinnützig engagieren wollte. Durch ihren Vater, der in vielen Netzwerken und Vereinen aktiv war und sie häufig mitgenommen hat, ist auch Aslan „in der Region gut vernetzt“. Eine enge Freundin vermittelte schließlich den Kontakt zu den Wirtschaftsjunioren Braunschweig, wo sich Aslan seit Oktober 2020 engagiert. Dort ist sie im Arbeitskreis Stiftung aktiv. Zu ihren Herzensprojekten zählen „Kauf-1-Mehr“, eine Initiative für Lebensmittelspenden an die Braunschweiger Tafel, und der WJ-Stiftungscup, ein wohltätiges Golfturnier.

In der neuen Funktion ankommen

Als Unternehmerin und Wirtschaftsjuniorin pflegt sie einen engen Kontakt zur IHK Braunschweig und weiß um die Bedeutung des Ehrenamts für die wirtschaftliche Interessenvertretung. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung zur diesjährigen IHK-Vollversammlungswahl habe Aslan zum ersten Mal über eine Kandidatur für das Gremium nachgedacht. Dabei habe sie vor allem der Gedanke gereizt, sich für ihre Unternehmensbranche und die regionale Wirtschaft stark machen zu können. Sie erinnert sich noch gut an den Zeitpunkt, als sie von der Wahl in die Vollversammlung erfuhr: „Ich saß zum Mittagessen im Tandure, als mich Glückwunschnachrichten auf meinem Handy erreichten. Dann bin ich auf die Internetseite der IHK gegangen und habe mein Foto unter den gewählten Kandidaten gefunden“, beschreibt Aslan diesen schönen Moment. Nun gehe es ihr erst einmal darum, in der neuen Funktion gut anzukommen, um für die nächsten fünf Jahre ihrer Amtszeit gut gerüstet zu sein. „Ich sehe mich in meiner neuen Funktion als Delegierte für die Großhandelsbranche, für die ich mich ebenso wie für die Interessen der Unternehmen unserer Region engagieren möchte. Dabei setze ich auf innovative Lösungen, um die Wirtschaft voranzubringen.“ Was das konkret sein kann, möchte sie mit Vertreterinnen und Vertretern ihrer Branche besprechen.

Generationenwechsel

Intelligente und rechtzeitige Nachfolgeregelungen zu etablieren, ist ein Thema, das Aslan nicht nur im eigenen Unternehmen betrifft, sondern sie auch als relevant für die regionale Wirtschaft erachtet. „Ich bin immer wieder verwundert, wie gut und erfolgreich die Nachfolgekonstellationen in vielen Unternehmen frühzeitig umgesetzt werden und es in anderen wiederum völlig versäumt wird.“ Auch ein Grund für die 30-Jährige, sich als junger Mensch in der Vollversammlung zu engagieren. Sie möchte nicht nur ihre eigene Position einbringen und stärken, sondern auch „im gemeinsamen Austausch generations- und branchenübergreifend voneinander lernen und clevere Lösungen und Ansätze finden, um die Zukunft unserer Wirtschaft prosperierend zu gestalten“. Die gemischte Altersstruktur und der Mix aus erfahrenen und neu gewählten Vollversammlungsmitgliedern aus unterschiedlichen Branchen bieten den perfekten Wirkungskreis für Themen dieser Tragweite.
Wir müssen es hinkriegen, dass das Ehrenamt stärker zu den Menschen kommt und nicht darauf warten, dass die Menschen zum Ehrenamt kommen.

Lara Aslan


So wie Aslan engagieren sich viele junge Menschen in der IHK Braunschweig. Die meisten sind jedoch über Empfehlungen von Freunden oder per Zufall zum Ehrenamt gekommen, ist sie sich sicher. Auch bei denjenigen in ihrem Umfeld, die bisher kein Ehrenamt ausüben, scheitert es laut der Braunschweigerin meist daran, dass sie die vielfältigen Möglichkeiten und Erfolge in Verbindung mit dem ehrenamtlichen Engagement nicht kennen. Lara Aslan vertritt diesbezüglich ein eindeutiges Statement: „Wir müssen es hinkriegen, dass das Ehrenamt stärker zu den Menschen kommt und nicht darauf warten, dass die Menschen zum Ehrenamt kommen.“ Potenzial dafür sieht sie in der technologischen Vermarktung. Mithilfe von digitalen Plattformen und sozialen Medien könne die Sichtbarkeit erhöht und mehr Berührungspunkte – vor allem mit jungen Menschen – geschaffen werden. Dadurch stehen Informationen schnell und einfach zur Verfügung und die Hemmschwelle, sich mit dem Ehrenamt auseinanderzusetzen, sinkt.

Auch für Aslan, die in ihrer Freizeit gerne künstlerisch tätig ist, ist das Ehrenamt neben ihren privaten und beruflichen Verpflichtungen oftmals eine Herausforderung. Es sei ein Lernprozess gewesen, die Balance zu finden und sich entsprechend zu organisieren. Da kommt es gelegen, dass auch ihr ­Lebensgefährte Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren ist und sie ihre gemeinsame Zeit – zumindest partiell – mit dem Ehrenamt verbinden können.
ar