„Meet & Match“ - bricht mit herkömmlichen Rekrutierungsprozessen

Vom 19. bis 23. Juni hat The Why Guys GmbH zu einem unkonventionellen Format der Nachwuchsgewinnung geladen: Unternehmen und Schülerinnen und Schüler trafen auf die agile Methode „Design Thinking“, in dessen Rahmen ein lebendiger und kommunikativer Austausch auf Augenhöhe sowie ein erstes Kennenlernen der beiden Gruppen stattfand.
Coach Dr. Paul Endrejat hat „Design Thinking“ als Absolvent des Hasso-Plattner-Instituts mit in das Unternehmen gebracht, als er „The Why Guys“ zusammen mit Cedric Lachmann gegründete. Seither haben sie verschiedene Formate im Zeichen von New Work entwickelt und treffen damit den Zeitgeist einer sich verändernden, digitaleren Arbeitswelt. Dazu zählt auch „Meet & Match“. „Die Grundidee ist, das starre Korsett des Rekrutierungsprozesses aufzubrechen und junge Talente stattdessen an organisatorische Herausforderungen heranzuführen. Auf diese Weise entwickeln die Schülerinnen und Schüler frische Ideen und neue Denk­anstöße und entdecken dabei bisher unbekannte Berufsfelder auf spielerische Art und Weise“, so Endrejat. Für Unternehmen liege der Mehrwert darin, mit den jungen Menschen in einer ungezwungenen, lockeren Weise zusammenzuarbeiten, sich dadurch einen ersten Eindruck von potenziellen Nachwuchskräften zu verschaffen und auch das Employer Branding optimieren zu können.

Im Gespräch bleiben

An einem sonnigen Montag stand die elfte Klasse der Ricarda-Huch-Schule in den Startlöchern im Braunschweiger Bültenweg, dem Firmensitz der „Why Guys“. Nach einer Einführung in das „Design Thinking“ stellte ­Endrejat verschiedene fiktive organisatorische Herausforderungen vor, die die Schülerinnen und Schüler als Warm-up in entspannter Atmosphäre zu lösen versuchten. Dieses „Meet & Match“ würde jedoch vom ursprünglich geplanten Szenario abweichen und nur einen anstatt zwei Tage andauern, erklärte Endrejat, der die Veranstaltung selbst als Coach begleitete (die IHK Braunschweig berichtete in der IHK wirtschaft 4/2023). Daher sei der Ablauf komprimierter und die an diesem Tag anwesenden Unternehmen, zu denen Siemens Mobility, Mast Jägermeister SE und die Volksbank BraWo zählten, würden während der Gruppenarbeiten die Rolle des Beobachters einnehmen. Anschließend hatten die Unternehmen die Möglichkeit, sich und ihre Berufsfelder in einem kurzen Pitch vorzustellen. „Wir nutzen solche Angebote, um uns und die Branche sichtbar zu machen. Denn kaum jemand weiß, dass Siemens Mobility in Braunschweig der weltweit größte Standort für Bahnautomatisierung mit entsprechender Berufsvielfalt ist“, berichtete Dr. Markus Pelz, Vertriebsleiter bei Siemens Mobility, die zum ersten Mal bei dem Format dabei waren. 
Schülerinnen und Schüler entdecken beim ‚Design Thinking‘ bisher unbekannte Berufsfelder 
auf spielerische Art & Weise.
Dr. Paul Endrejat
Um junge Menschen für sich zu gewinnen, setze der Konzern vor allem auf nachhaltige Themen, denn „umweltfreundliche Verkehrssysteme, für die unser Unternehmen bereits seit 150 Jahren Sicherungstechnik entwickelt, sind wichtiger denn je und sprechen die Jugendlichen heute an“, so Dr. Pelz weiter. „Meet & Match“ sei einer von mehreren Wegen der Nachwuchsakquise, den Siemens Mobility gehe, um über Ausbildungsberufe und duale Studienmöglichkeiten aufzuklären. Auch Janna Seela, die zusammen mit ihrer Kollegin Emily Dreger Jägermeister SE repräsentierte, bestätigte, dass der Hersteller des bekannten Kräuterlikörs die Fachkräfte von morgen auf verschiedenen Plattformen anspreche: „Neben Ausbildungsmessen und Social-­Media-Kanälen nutzen wir auch Formate wie ‚Meet & Match‘, um das Bewusstsein der Jugendlichen dafür zu schärfen, dass Jägermeister nicht nur eine Marke, sondern auch ein regionaler Arbeitgeber ist.“ Das sei eine ideale Möglichkeit, sich ins Gespräch zu bringen. „Sollten sich am Ende keine Schüler der Ricarda-Huch-Schule für uns interessieren, dann aber vielleicht ihre Geschwister oder Freunde“, ergänzte Seela. Raum für Reflexion und Austausch zwischen den Firmen und den jungen Talenten gab es in zeitlich begrenzten Slots am Ende des Workshops. Eine knackige Runde mit zufriedenen Gesichtern auf beiden Seiten.

Ein wichtiges Learning

Der Ursprung des Formats war allerdings ein anderer. „Meet & Match – Open Floor“ war die erste Veranstaltung dieser Art und sollte Unternehmen mit Studierenden der TU Braunschweig zusammenbringen. Beim darauffolgenden „Meet & Match Migra“ lag der Fokus auf Immigranten, die bei der Inlingua Sprachschule einen Deutschkurs absolvieren. „Für sich genommen waren das zwei erfolgreiche Workshops. Das Feedback aus den Unternehmen war jedoch, dass sie junge Menschen kennenlernen möchten, um sie für einen Bildungsweg im eigenen Unternehmen zu gewinnen“, erklärte Endrejat den Entwicklungsprozess der Idee. Über die Ehrlichkeit sei man bei den „Why Guys“ froh gewesen, denn das sei „ein wichtiges Learning“, um Angebot und Nachfrage besser auf­einander abstimmen zu können. Dieses Mal schien die Zusammensetzung beim „Meet & Match“ ideal und hat im Nachgang dazu geführt, dass sich Schülerinnen und Schüler für ein zweites Treffen in den Unternehmen interessierten. Dass es auch ein Match wird, bleibt zunächst offen. Aber „The Why Guys“ haben den Grundstein gelegt, ganz ohne Bewerbungsmappe und Bürokratie.
ar