08.03.2023

IHK-Standpunkte - Rahmenbedingungen für Start-Ups verbessern

Gründerinnen und Gründer sowie junge Unternehmen sollten deutlich von Bürokratie entlastet werden. Außerdem setzt sich die IHK Hannover dafür ein, die NBank als zentrales niedersächsisches Förderinstitut zu stärken sowie Gründungen von Frauen zu fördern. Ein entsprechendes Standpunkte-Papier mit diesen und weiteren Forderungen wurde jetzt von der IHK-Vollversammlung beschlossen. 
“Angesichts der überragenden Bedeutung von Existenzgründungen sind gerade heute bestmögliche Rahmenbedingungen für den Schritt in die Selbstständigkeit notwendig”, so IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt. Dazu gehört auch, die gesellschaftliche Wertschätzung nicht nur von Gründerinnen und Gründern, sondern des Unternehmertums insgesamt zu erhöhen.
In den IHK-Standpunkten zur Existenzgründung geht es auch um die aktuelle Situation im Bereich der IHK Hannover. Sie ist von unterschiedlichen Aspekten geprägt. Junge Unternehmen bewegen sich derzeit in einem herausfordernden Umfeld: Corona scheint überwunden, aber der Krieg gegen die Ukraine, steigende Kosten und fehlende Arbeitskräfte sorgen für massive Belastungen. Trotzdem sind in Niedersachsen die Gründungszahlen 2022 nach Zuwächsen in den beiden Vorjahren nur leicht gesunken. Dabei sind die Geschäftsideen nach Einschätzung der IHK Hannover nicht nur deutlich digitaler und internetbasierter als zu Vor-Corona-Zeiten: Die IHK stuft zudem rund drei Viertel der gut 52.000 Unternehmen, die im vergangenen Jahr in Niedersachsen an den Start gingen, als so genannte Chancengründungen ein. Gerade gut qualifizierte Fachleute wägen ihre derzeit guten Möglichkeiten am Arbeitsmarkt gegen eine Selbstständigkeit ab – und gründen dann aus Überzeugung, nicht wegen fehlender Erwerbsmöglichkeiten. IHK-Chefin Maike Bielfeldt: “Diese deutliche Mehrheit von Chancengründungen ist erfreulich, denn solche Start-Ups sind deutlich beständiger als Gründungen mangels anderer Alternativen.”
In sechs Handlungsfeldern sieht die IHK Hannover Möglichkeiten, um die Bedingungen für Gründerinnen und Gründer sowie junge Unternehmen zu verbessern. So sollte zur Bürokratieentlastung beispielsweise die Kleinunternehmergrenze bei der Umsatzsteuer angehoben werden, ebenso die Untergrenze bei den Buchführungspflichten. So würden weitere Unternehmen von solchen Verwaltungsaufgaben entlastet. Außerdem wird es aus Sicht der IHK immer dringlicher, E-Government-Angebote auszubauen und zu vereinheitlichen. Bei dem in vielen Unternehmen anstehenden Generationswechsel fehlen insbesondere im Handel sowie in der Gastronomie Nachfolgerinnen und Nachfolger. Hier fordert die IHK weitere Anstrengungen, um die übergebende Unternehmergeneration rechtzeitig zu sensibilisieren und potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern in Kontakt zu bringen.  
In ihren Standpunkten zur Gründung weist die IHK auf den Anteil der Unternehmensgründungen durch Frauen hin. Der liegt mit 38 Prozent zwar einen Prozentpunkt über dem Wert des Vorjahres. “Es gibt aber keinen Trend. Vielmehr hat sich in den vergangenen zehn Jahren der Frauenanteil am Gründungsgeschehen nur leicht erhöht”, so Maike Bielfeldt. Zudem gründen Frauen häufiger im Nebenerwerb, durchschnittlich mit weniger finanziellem Aufwand und seltener im Team oder mit Beschäftigten. Hier hält die IHK nicht nur für bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für erforderlich, sondern zudem grundlegende gesellschaftliche Veränderungen bei Geschlechterstereotypen, um das brach liegende Gründungspotenzial von Frauen zu erschließen.
Bei der Finanzierung fordert die IHK unter anderem, dass Beteiligungskapital gerade für Start-Ups mit hohem Investitionsbedarf zugänglich und attraktiv bleibt: Bundesweit beklagt gut ein Drittel der Gründenden den schwer zu durchschauenden Förderdschungel. Hier sieht die IHK Möglichkeiten bei der NBank. Sie sollte als zentrales niedersächsisches Förderinstitut gestärkt werden, indem alle Förderprogramme des Landes über sie abgewickelt werden. 

Die „IHK-Standpunkte: Existenzgründung“ mit allen Daten und weiteren Informationen finden Sie im Internet auf der IHK-Website
www.hannover.ihk.de/ihk-standpunkte-gruendung

Noch zum 10. März läuft die Gründungswoche der IHK Hannover mit täglich online präsentierten Informationen für Gründerinnen und Gründer zu unterschiedlichsten Themen. Am Abschlusstag dreht sich ab 12 Uhr eine Podiumsdiskussion im Plenarsaal der IHK in Hannover darum, wie man ein Geschäftsmodell professionell vorstellt und eine Existenzgründung finanziert. Anmeldungen zu dieser Präsenz-Veranstaltung sowie das Programm der IHK-Gründungswoche: