IHK-Umfrage - Industrie verlagert mehr in das Ausland
Jedes zweite Industrieunternehmen in der Wirtschaftsregion Hannover investiert aktuell im Ausland, Tendenz weiter steigend. Im Gegenzug werden inländische Investitionen weiter zurückgefahren, so das Ergebnis der jüngsten regionalen Konjunkturumfrage der IHK Hannover unter über 400 Unternehmen in der Region.
„Die anhaltenden Strukturprobleme treiben viele Unternehmen ins Ausland. Die Investitionsbedingungen in Deutschland generell und damit auch in unserer Region sind im weltweiten Vergleich einfach schlechter. Unternehmen verlagern dann eben in die USA und auch in andere europäische Länder“, sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover. Insgesamt lief die Geschäftsentwicklung in diesem Winter in fast allen Bereichen ungünstig und die Erwartungen der Unternehmen an das Jahr 2025 verharren auch nach dem Ampel-Aus auf niedrigem Niveau. Der regionale Konjunktur-Indikator steigt zwar leicht auf 81 Punkte (Vorquartal: 76 Pkt.), die Gesamtlage aber bleibt schwierig. „Da schwingt mittlerweile viel Skepsis in der Wirtschaft mit und die Zeit läuft weg. Um Investitionen wieder stärker an die Region zu binden, ist nach dem 23. Februar sehr schnell eine verlässliche Wirtschaftspolitik von einer handlungsfähigen Regierung gefordert.“
In der IHK-Umfrage gibt über die Hälfte der Industrieunternehmen im Wirtschaftsraum Hannover (54 %) an, im Ausland zu investieren. Während die Investitionen im Inland zurückgefahren werden (Saldo: -13), wollen die Unternehmen per Saldo ihre Investitionen im Ausland weiter erhöhen (Saldo: +7). Besonders ausgeprägt sind die Auslandspläne bei Investitionsgüterherstellern wie Kfz und Maschinenbau. Das gilt aber auch für energieintensive Industrieunternehmen (Chemie, Papier/Pappe, Glas/Keramik/Baustoffe), die vorzugsweise in Nordamerika investieren wollen, wo Energie vergleichsweise günstig ist und bisher Investitionen etwa durch den Inflation Reduction Act gefördert werden. Mit der neuen politischen Konstellation in den USA dürfte die Motivation zu weiteren Investitionen auf dem US-Markt weiter steigen.
In den letzten Jahren haben sich die Auslandsziele der Unternehmen gewandelt. Wichtigster Markt bleibt zwar weiterhin der Euroraum, der kein Wechselkursrisiko kennt und einen festen Rechtsrahmen bietet. Allerdings wollen aktuell nur noch 57 Prozent dort investieren, verglichen mit 70 Prozent noch im Jahr 2019. China hat in der Rangfolge der Unternehmen ebenfalls deutlich verloren. Nur noch jedes siebte Unternehmen (14 %) nennt China als Investitionsziel verglichen mit gut doppelt so hohen Werten vor 2020. Die Präferenz der Unternehmen hat sich in den jährlich erhobenen Daten der IHK in Richtung der aufstrebenden Märkte in Asien (ohne China) mit 34 Prozent, Afrika/Nahost (21 %) und Süd-/Mittelamerika (19 %) verschoben. Diese Märkte haben in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität dazu gewonnen.
In den aufstrebenden Märkten bilden die Markterschließung und der Vertrieb/Kundendienst die zentralen Investitionsmotive. In früheren Jahren war eine Kostenersparnis das entscheidende Motiv, um zum Beispiel in Polen oder China zu investieren. Diese Optionen haben viele Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits genutzt und sind heute zur Diversifizierung auf der Suche nach neuen Märkten in Asien, Lateinamerika und Afrika.