IHK-Standpunkt für Sicherheit und Resilienz

Angesichts zunehmender hybrider Bedrohungen und der veränderten geopolitischen Weltlage fordert die IHK Hannover eine stärkere Einbindung der Wirtschaft in sicherheitspolitische Überlegungen sowie verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in die Krisenfestigkeit von Unternehmen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer am 1. September den Standpunkt „Sicherheit und Resilienz“ beschlossen.
„In der sicherheitspolitischen Zeitenwende braucht es neben dem Ausbau militärischer Fähigkeiten auch eine starke und resiliente Wirtschaft“, betont Gerhard Oppermann, Präsident der IHK Hannover. „Unsere Betriebe müssen in der Lage sein, auch unter erschwerten Bedingungen handlungsfähig zu bleiben. Dafür braucht es politische Unterstützung, klare Zuständigkeiten und gezielte Förderinstrumente.“
Unternehmen sehen sich zunehmend mit der Aufgabe konfrontiert, sicherheitsrelevante Risiken zu erkennen, zu bewerten und in ihre strategische Planung einzubeziehen. Sie geraten verstärkt ins Visier feindlich gesinnter Akteure – etwa durch Cyberangriffe, Sabotage oder Spionage. Laut einer aktuellen Analyse des Digitalverbands Bitkom sind bereits vier von fünf Unternehmen von solchen Angriffen betroffen gewesen.
Von der Wirtschaft wird erwartet, im Spannungs- oder Verteidigungsfall zentrale Versorgungs- und Unterstützungsleistungen bereitzustellen. So müsste die zivil-gewerbliche Wirtschaft im Krisenfall beispielsweise Fahrzeuge an die Streitkräfte abgeben und Instand-setzungsarbeiten erbringen. Die IHK-Region wäre nicht nur mit dem Großraum Hannover als wichtiges norddeutsches Verkehrsdrehkreuz hierbei besonders betroffen.
Die IHK Hannover sieht in der sicherheitspolitischen Zeitenwende aber auch wirtschaftliche Chancen: „Die Nachfrage nach sicherheitsrelevanten Technologien und Dienstleistungen wird steigen. Für die Unternehmen aus unserem Wirtschaftsraum – auch für solche, die bislang noch nicht in diesem Sektor tätig sind – besteht die Chance, hier eine maßgebliche Rolle einzunehmen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt.
Aber die Wirtschaft formuliert auch klare Wünsche an die Politik. So braucht es einen Austausch auf Landesebene, in dem die Zuständigkeiten der relevanten Akteure wie Polizei, Zivilschutz, Bundeswehr und Unternehmen im Krisenfall eindeutig geklärt und getestet werden. Zudem müssen Investitionen in Brücken, Straßen und Schienenwege zügig vorangebracht werden, denn von der sanierten Infrastruktur profitieren letztlich auch die Unternehmen. Ebenso notwendig sind eine deutliche Beschleunigung und Entbürokratisierung bei der Beschaffung von verteidigungswichtigen Produkten. Ergänzend müssen Finanzierungsmöglichkeiten für Verteidigungsinvestitionen sowie für Investitionen in die betriebliche Resilienz verbessert werden. Sicherheit als Nachhaltigkeitskriterium darf dabei nicht fälschlicherweise als Risiko oder Ausschlussgrund gewertet werden.
Positiv ist aus Sicht der IHK Hannover, dass sich bereits auf EU- und Bundesebene einiges bei der Verfahrensbeschleunigung und der Finanzierung von Rüstungsvorhaben bewegt – diesen Weg gilt es konsequent fortzusetzen. Parallel dazu werden auf Landesebene Initiativen vorangetrieben, um die Akteure der zivilen Verteidigung besser zu vernetzen und die lokale Verteidigungsindustrie in Nieder-sachsen zu stärken.
Die IHK versteht sich als Mittlerin zwischen Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Sie informiert ihre Mitgliedsunternehmen über sicherheitspolitische Risiken, bietet praxisnahe Unterstützung bei der Notfallplanung und bringt wirtschaftliche Interessen in politische Prozesse ein. Im Krisen- oder Verteidigungsfall übernimmt sie gesetzlich vorgesehene Mitwirkungsaufgaben.
Der IHK-Standpunkt „Sicherheit und Resilienz“ sowie eine Checkliste zur Stärkung der betrieblichen Krisenfestigkeit können auf der IHK-Website abgerufen werden: www.hannover.ihk.de/ihk_standpunkte