20.02.2023

IHK Hannover zum Verkehrsentwicklungsplan 2035+

„In der Zielstellung mehr Klimaneutralität beim Verkehr in der Region Hannover besteht weitgehende Einigkeit zwischen Politik und Wirtschaft, ein deutlicher Ausbau des ÖPNVs ist ein wichtiger Baustein auf diesem Weg. Der Aktionsplan Verkehrswende für die nächste Dekade darf aber auch nicht ignorieren, dass Hannover ein wichtiger Wirtschaftsstandort ist und auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen ist, dazu gehören auch Straßen. Die Anforderungen der Wirtschaft an die Mobilität werden bei den politischen Planungen der Region bis 2035 bisher weitgehend ausgeblendet“, warnt IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt.
Gerade die Funktionsfähigkeit des Hauptverkehrsstraßennetzes zur leistungsfähigen Bündelung und zügigen Abwicklung des Verkehrs ist für die Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Die angestrebte Ausdünnung des Hauptverkehrsstraßennetzes, die vorgesehenen erheblichen Rückbauten des verbleibenden Netzes und von Parkplätzen im öffentlichen Raum sowie die geplanten Geschwindigkeitsbegrenzungen werden die Wirtschaft und damit den gesamten Wirtschaftsstandort massiv beeinträchtigen, wenn sie als Push-Maßnahmen zum Erreichen eines Rückganges des Straßenverkehrs eingesetzt werden. Genau dies ist aber zu befürchten, wenn als Mindestmaßnahmen jährliche Quoten von Rück- und Umbaumaßnahmen für Knotenpunkte, Straßen und Parkraum vorgeschlagen werden.
„Der vorgelegte Verkehrsentwicklungsplan ignoriert weitgehend den Wirtschafts- und Kundenverkehr im gesamten Wirtschaftsraum“, so Maike Bielfeldt.
Mit Micro-Hubs für die City-Logistik und der Auslieferung mit kleinen, nachhaltigen Transporteinheiten sowie Lieferzonen sind zwar wichtige Ansätze für einen nachhaltigen städtische Wirtschaftsverkehr genannt. Sie betreffen aber nur einen kleinen Teil des gesamten Wirtschaftsverkehrs.
Der Verkehrsentwicklungsplan kennt nur Innenstädte mit Handelsfunktionen, städtische Quartiere, in denen gewohnt wird, suburbane und ländliche Ortsteile sowie Bahnhöfe. Die über die gesamte Region und auch in den städtischen Quartieren verteilten Unternehmen verschiedenster Branchen und ihre Mobilitätsbedarfe finden ebenso wenig Erwähnung wie kleine und auch große Gewerbegebiete. Diese Wirtschaftsstandorte für Unternehmen aus Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen und freien Berufen müssen weiter erreichbar bleiben und das wird mit drastischen Einschränkungen beim Straßenverkehr kaum möglich sein.
Wenn Verkehr verlagert werden soll, ist es erforderlich und sinnvoll den ÖPNV massiv auszubauen. Die im Verkehrsentwicklungsplan aufgeführten Maßnahmen werden deshalb ausdrücklich von der regionalen Wirtschaft begrüßt. In der Praxis aber werden viele Maß-nahmen erst langfristig umsetzbar sein, auch weil die Planungsprozesse hierfür zu langsam vorankommen. Politische Eingriffe in den Straßenverkehr dürfen nicht zu wesentlichen Einschränkungen bei der Qualität der Erreichbarkeit der Unternehmen führen.
„Klimaneutralität ist wichtig, kann aber nur zusammen mit der Wirtschaft erreicht werden. Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit über die nächste Dekade gehört genau so in die politische Waag-schale und hier ist dringend mehr Augenmaß erforderlich“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Bielfeldt.