Pressemeldung

Mehr Flächen für regionale Produktion

Die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs sind im Landkreis Kelheim deutlich spürbar: Wo früher Produkte Just-in-time genau dann angeliefert wurden, wenn sie für den nächsten Produktionsschritt benötigt wurden, müssen die Unternehmen in der Region heute deutlich mehr Produkte vor Ort bereithalten, um Produktionsprozesse nicht zu gefährden. Über den daraus resultierenden Bedarf an Gewerbeflächen haben die Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Herbstsitzung des Gremiums Kelheim zu Gast bei der Pinsker Druck und Medien GmbH in Mainburg diskutiert. 
Politische Vorgaben erschweren Planung
“Trotz der konjunkturell schwierigen Zeiten hat die Wirtschaft im Landkreis Kelheim weiterhin einen hohen Bedarf an zusätzlichen Gewerbeflächen”, betonte der Gremiumsvorsitzende Michael Gammel. Neue politische Vorgaben könnten die Planung von Gewerbeflächen und andere Infrastrukturmaßnahmen jedoch behindern. IHK-Expertin Sibylle Aumer informierte das Gremium über die geplanten Neuerungen im Landesentwicklungsprogramm (LEP), über das die Bayerische Regierung Anfang 2023 beraten und abstimmen will. 
Es sieht beispielsweise vor, dass bisherige Ausnahmen für die Ansiedlung von Gewerbe- und Industrieflächen an Autobahnanschlussstellen oder Bundesstraßen mit guter Verkehrsanbindung nicht mehr möglich sind. “Dadurch wird die Planung von neuen Gewerbegebieten deutlich schwieriger werden. Kritisch wird es vor allem für die Logistik”, sagte Aumer. Die Änderungen würden auch die Zusammenarbeit von Kommunen erschweren: Bisher konnten sich diese zusammenschließen und zum Beispiel interkommunale Gewerbegebiete ausweisen. Das ist effektiv, da so Flächen gespart werden können und da in einem gemeinsamen Gebiet die Infrastruktur nur einmal aufgebaut werden muss. Mit den Neuerungen im LEP wären solche Kooperationen von Kommunen künftig schwerer möglich.
Konkurrenz um verfügbare Flächen
“Auch die Konkurrenz um verfügbare Flächen wird mit den Änderungen im LEP größer werden”, prognostizierte Aumer. Für die regionale Wirtschaft ist das ein Problem. Die Entwicklungen während der Pandemie und die Folgen des Ukraine-Kriegs haben die Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt: Sie wurden mit Lieferengpässen konfrontiert, Bänder drohten stillzustehen. Solche Produktionseinschränkungen wollen die Unternehmen in Zukunft vermeiden. Dafür bauen sie regionale Wertschöpfungsketten auf: Die Betriebe erhöhen ihre Lagerhaltung, um bei der Produktion weniger abhängig von äußeren Einflüssen zu sein. Das braucht Platz. “Insbesondere Industriebetriebe, die oftmals große, zusammenhängende Flächen benötigen, müssen Möglichkeiten zur Erweiterung bekommen können”, sagte Aumer. 
Das bekräftigten auch die Unternehmerinnen und Unternehmer in der anschließenden Diskussionsrunde. “Eine Regionalisierung der Wertschöpfungsketten ist sinnvoll und politisch gewünscht, steht aber leider nicht selten im Gegensatz zum angeordneten Flächensparen: Die Wirtschaft braucht keine weiteren Beschränkungen, sondern Entwicklungsmöglichkeiten”, fasste Vorsitzender Gammel die übereinstimmende Meinung des Gremiums zusammen.
Wasserstoff für Niederbayern
Für die Region gewinnt auch das Thema Wasserstoff an Bedeutung. Florian Hölzl, Bürgermeister des Marktes Pfeffenhausen im Landkreis Landshut, informierte das Gremium über den aktuellen Stand zum geplanten Nationalen Wasserstoffzentrum Pfeffenhausen. Dort sollen im kommenden Jahr erste Module aufgestellt werden, so dass bereits ab dem Jahreswechsel 2023/2024 grüner Wasserstoff erzeugt werden kann. Auch ein Technologiecampus und Gewerbeansiedlungen sollen entstehen.
Einblick in Pinsker-Druckzentrum
Axel Schreiner, Geschäftsführer der Pinsker Druck und Medien GmbH, gab dem Gremium einen Einblick zu Chancen und Herausforderungen im schwieriger werdenden Druckmarkt. Zusammen mit den 150 Beschäftigten kombiniert Schreiner am Standort Mainburg klassische Printprodukte mit modernen digitalen Marketinglösungen. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird mitgedacht: Eine Fassade der Druckerei ist begrünt; vor dem Verwaltungsgebäude liefert ein Garten Nahrung für zehn Bienenvölker, die auf dem Dach des Gebäudes leben.