Pressemeldung
Energiewende ist alternativlos
Die aktuelle geopolitische Lage führt die Abhängigkeit bei fossilen Energieträgern und die Dringlichkeit der Energieversorgungssicherheit drastisch vor Augen – sowohl auf Bundes- als auch kommunaler Ebene. Wie sich die Region beim Thema Energie mittel- und langfristig rüsten kann, diskutierten die Mitglieder des IHK-Gremiums Cham zu Gast beim Spezialisten für Hochleistungskunststoffe, der Ensinger GmbH in Cham.
„Weil Wertschöpfungsketten eng miteinander verflochten sind, beeinträchtigen Störungen im Energiefluss nicht nur die energieintensiven Unternehmen. Sie wiegen folgenschwer für alle Branchen, sie treffen die deutsche und europäische Wirtschaft und letztlich auch die Privathaushalte massiv“, gab Gremiumsvorsitzender Dr. Alois Plößl zu Bedenken. Zur Sitzung begrüßte Plößl den Leiter der Kreiswerke Cham Dr. Klaus Amberger, der den Gremiumsmitgliedern den Digitalen Energienutzungsplan für den Landkreis vorstellte. Fakt ist: „Die Energiewende und damit der Ausbau der Erneuerbaren Energien sind essenziell und ohne Alternative“, so Plößl. Es brauche gemeinsame Anstrengungen und pragmatische Lösungen, um die ehrgeizigen Einsparungsziele zu erreichen und die Energieversorgung der Zukunft nachhaltig zu sichern.
Wärmewende als zentraler Hebel
Welchen Beitrag der Landkreis Cham leisten kann, um Energie einzusparen und neue Potenziale in der Energiegewinnung zu heben, erläuterte Amberger: „Basis für die künftige strategische Vorgehensweise ist ein Digitaler Energienutzungsplan, wie er vom Landkreis Cham bereits im letzten Jahr in Auftrag gegeben und in diesem Sommer auch im Kreistag verabschiedet wurde.“ Durch diese umfassende Bestandsaufnahme gäbe es nun fundierte Daten für die Strom- und Wärmeverbräuche sowie den Sektor Mobilität im Landkreis, für die fossilen und regenerativen Anteile in diesen Bereichen sowie für mögliche Energieeinsparungs- und Ausbauszenarien für Erneuerbare Energien bis zum Jahr 2040.
„Die Städte im Landkreis haben beim Strombezug einen besonders großen Energiehunger – auch aufgrund der industriellen Ansiedlungen dort“, so Amberger. Rund drei Viertel des Strombezugs ohne Heizstrom entfielen 2019 auf die Wirtschaft. Beim Wärmeverbrauch dominieren nach wie vor die Energieträger Erdgas und Heizöl – wobei die privaten Haushalte hier mehr Wärme verbrauchen als die Unternehmen. Der Digitale Energienutzungsplan zeige nun Möglichkeiten auf, wie sauberer Strom genutzt werden kann, um den Einsatz von fossilen Energien beim Wärmeverbrauch zu verringern und die Bedarfslücke zu schließen. „Energiewende bedeutet vor allem auch Wärmewende“, betonte Amberger. Eine Reduzierung von fossilen Energieträgern gelinge nur aus einer Kombination von spürbaren Einsparungen bei gleichzeitigem Aufbau regenerativer Alternativen. Dabei gelte es, die Energieversorgung künftig dezentraler aufzustellen. Strom müsse aus allen verfügbaren Quellen fließen – von der Photovoltaikanlage am privaten Hausdach oder auf der Freifläche über Windkraftanlagen bis hin zu Biogasanlagen, so Amberger.
Bürokratie hemmt Investitionen
Was in der Theorie logisch klingt, stößt in der Realität auf massive Herausforderungen. Zwar kommt Bewegung in das Thema Erneuerbare Energien, aber viel zu langsam, so der Konsens. Die Entscheidung, PV-Anlagen auch in Landschaftsschutzgebieten zuzulassen, sei beispielsweise gut, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Allem voran seien die Energienetze gar nicht auf eine dezentrale und damit autarkere Versorgung ausgelegt und Genehmigungsverfahren dauerten zu lange. Das mache auch der Wirtschaft zu schaffen. „Viele Unternehmen haben schon erhebliche Erfolge bei der Energieeffizienz erzielt und arbeiten mit Nachdruck an weiteren Maßnahmen zu einer Eigenversorgung“, betonte Gremiumsvorsitzender Plößl. Die regionalen Unternehmen stünden der Energiewende sehr aufgeschlossen gegenüber und wollen ihren Beitrag zu einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung leisten. „Der hohen Investitionsbereitschaft kommen jedoch die Bürokratie sowie die fehlende Infrastruktur in die Quere.“ Dennoch begrüßten die Gremiumsmitglieder den Digitalen Energienutzungsplan des Landkreises, um eine zukunftsweisende Strategie für die regionale Energieversorgung zu entwickeln.
(01.12.2022)