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Der Stoff der Zukunft
Sebastian Niehoff sieht in der Nutzung von Wasserstoff einen wichtigen Schritt für eine zukunftsfähige Energieversorgung. Schon vor 15 Jahren arbeitete er in einer Firma, die Notstromanlagen mit Wasserstoff entwickelte. Vor fünfeinhalb Jahren gründete er dann sein Unternehmen BEN-Tec in Rheine, eine Planungs- und Ingenieurgesellschaft sowie die H2 Powercell GmbH in Wettringen, in der Brennstoffzellen gebaut werden.
Sebastian Niehoff, Geschäftsführer der BEN-Tec GmbH aus Rheine
© BEN-Tec GmbH
Viel Bedarf, wenig Fachleute
„Der Energiemarkt ist in Aufregung“, sieht Niehoff viel Potenzial. Doch in der gesamten Branche könne gar nicht so viel umgesetzt werden, wie Bedarf sei, denn es gäbe noch viel zu wenig spezialisierte Fachkräfte im Wasserstoffbereich. In der Forschung und Entwicklung in größeren Unternehmen und an den Hochschulen sei man hier schon weiter. Für Niehoff arbeiten Software-, Elektro-, und Versorgungsingenieure, sowie Maschinenbauer und Verfahrenstechniker. „Bei den Ausbildungsberufen wie dem Technischen Systemplaner gibt es jedoch noch viel zu tun“, weiß sein Ausbildungsleiter Tom Krey.
Joshua Boschanski (M.) freut sich mit seinem Ausbilder Tom Krey und Petra Mädel, IHK-Ausbildungsberaterin, über sein erfolgreiches Abschlussprojekt, die Wärmepumpe in einem Mehrfamilienhaus.
© Joachim Busch/IHK
BEN-Tec ging voran und hat den Ausbildungsplan in diesem Beruf „mit Wasserstoff gespickt“, so Niehoff. Joshua Boschanski hat gerade seine Ausbildung Technischer Systemplaner in der Fachrichtung Versorgungs- und Ausrüstungstechnik mit gutem Ergebnis abgeschlossen. Für die praktische Prüfung im Unternehmen baute er eine Brennstoffzelle für ein Mehrfamilienhaus. In der Berufsschule in Münster sei er jedoch der Erste seiner Zunft gewesen, berichtet Boschanski. Einige Mitschüler waren wohl am Thema Wasserstoff interessiert, doch keiner hätte diesen wichtigen Energieträger „so richtig auf dem Plan gehabt“, stellte er fest.
Ausbildung anpassen
Da sei es sicherlich sinnvoll und vor allem notwendig angesichts der Herausforderungen der Energiewende, in der theoretischen und praktischen Ausbildung einiges an die neuen Bedingungen der alternativen Energieträger anzupassen, sind sich Krey und Niehoff einig. Die Nachfrage sowohl im industriellen als auch im privaten Bereich sei enorm. Doch die Fachkräfte gerade in den Ausbildungsberufen seien noch nicht in genügender Anzahl verfügbar. „Wir können uns daher in der Planung und auch im Verkauf unserer selbst entwickelten Brennstoffzellen zunächst nur auf den deutschen Markt begrenzen, auch wenn die Nachfrage aus dem Ausland da ist“, erläutert Niehoff seine Geschäftstätigkeit.
Sein erfolgreicher Auszubildender Joshua Boschanski hatte zuvor bereits eine Ausbildung zum umwelttechnischen Assistenten absolviert. „Bei BEN-Tec habe ich dann die stürmische Entwicklung des Betriebs miterlebt und durfte sie mitgestalten“, berichtet er. Die Begeisterung für das Thema Wasserstoff als Energieträger teilt er auf jeden Fall mit der gesamten Belegschaft. Daher bleibt er auch während seines anschließenden Studiums der Energiewirtschaft mit Schwerpunkt Wasserstofftechnik in Ulm seinem Ausbildungsbetrieb als Planer im mobilen Arbeiten verbunden. „Er ist nicht der erste Mitarbeiter, der für uns von außerhalb tätig ist“, erzählt Niehoff. „In der Planung der Anlagen lässt sich sehr flexibel arbeiten. Wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Hamburg, Chemnitz oder in Recklinghausen sitzen.“ Die Arbeitsprozesse bei BEN-Tec und H2 Powercell seien jung und modern, was wiederum auch junge Fachkräfte aus Berlin nach Rheine gezogen hat.
Mittelstand und Forschung zusammenbringen
„BEN-Tec hat bei seiner Ausbildung über den Tellerrand geschaut und die Ausbildungsinhalte des klassischen Technischen Systemplaners um die neuen Herausforderungen ergänzt,“ bestätigt Petra Mädel das Engagement im Betrieb. Sie hat als Ausbildungsberaterin der IHK Nord Westfalen das Unternehmen und dessen Azubis begleitet. „Die technischen Zeichnungen mussten unter anderem anders als in der Berufsschule gelernt angelegt werden, das haben Herr Boschanski und Herr Krey sehr gut umgesetzt“, nennt sie ein Beispiel. Entscheidend sei, dass Technische Systemplaner und auch andere Auszubildende wie angehende Industriemechaniker oder Elektroniker für Betriebstechnik in ihren Ausbildungen auf den Energieträger Wasserstoff eingewiesen werden.
Sven Wolf, IHK-Geschäftsbereichsleiter Weiterbildung und Unternehmensförderung
© MAIK GRUNDMANN
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