27.12.2021

Thüringer Außenhandel trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit Rekordwert

Die exportorientierten Thüringer Unternehmen blicken auf ein weiteres herausforderndes Jahr zurück. Neben der Corona-Pandemie und ihren enormen wirtschaftlichen Auswirkungen wie Lieferkettenstörungen, Materialmangel oder steigenden Rohstoffpreisen beschäftigten auch Handelsbeschränkungen oder der Brexit die Firmenchefs. Trotz des rauen außenwirtschaftlichen Umfelds zeigte sich der Thüringer Außenhandel 2021 aber recht robust. Vorläufigen Berechnungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt zufolge, dürften die Exporte 2021 rund 16 Milliarden Euro erreichen und damit eine neue Rekordmarke setzen.
„Es ist erfreulich, dass nach dem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr die Ausfuhren des Freistaats 2021 wieder zulegen konnten“, erklärt Mark Bremer, Teamleiter International bei der IHK Erfurt. So wären die Exporte von Januar bis September 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 17,6 Prozent gestiegen. Verglichen mit dem dritten Quartal 2019 hätten die Ausfuhren um 4,5 Prozent und mit dem Vorjahreszeitraum sogar um 8,9 Prozent zugelegt. Damit sei das Vorkrisenniveau wieder erreicht worden. In der Jahresendabrechnung dürften sich deshalb die Exporte auf rund 16 Milliarden belaufen und einen neuen Rekordwert markieren. Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass stark steigende Export- und Importpreise die Entwicklung der Warenwerte ab der zweiten Jahreshälfte 2021 beeinflusst hätten.
„Die Situation in den kommenden Monaten bleibt erst einmal fragil. Zu den Risiken zählt auch die neue Coronavirus-Variante Omikron, die neue Betriebsschließungen in asiatischen Ländern nach sich ziehen kann. Damit entstehen erneut Schwierigkeiten für die Lieferung von Vorprodukten“, so Bremer. Die Rahmenbedingungen für die exportorientierten Firmen seien derzeit also alles andere als günstig. Zudem belaste die weltweite Protektionismus-Krise den Handel. Gerade bei Geschäften mit China, Indien, Russland oder auch der Türkei wären bürokratische Nachweispflichten auf der Tagesordnung. Und auch der Warenaustausch mit Großbritannien verlaufe nicht immer reibungslos. Mit Beginn des Jahres 2021 ergaben sich für deutsche Unternehmen zahlreiche Änderungen für ihr britisches Auslandsgeschäft. Dazu gehören zum Beispiel neue Zollanmeldungen und Zollkontrollen im grenzüberschreitenden Warenverkehr. „Damit verbunden kam es in der ersten Jahreshälfte immer wieder zu teilweise mehrtägigen Abfertigungsverzögerungen. So gab es Probleme mit der britischen Zoll-Software und angesichts der umfangreichen Dokumentationspflichten Überlastungen bei britischen Zöllnern und Zolldienstleistern sowie Geschäftspartnern“, so Bremer.
„Die Folgen des Brexits sind in der Jahresendabrechnung der Thüringer Außenhandelsbilanz nun deutlich zu erkennen. Wurden 2019 im Monatsdurchschnitt noch Waren im Wert von rund 90 Millionen Euro in das Vereinigte Königreich geschickt, waren es in diesem Jahr nur noch rund 73 Millionen Euro“, informiert Bremer. Im Länderranking der wichtigsten Empfängerländer Thüringer Produkte belege Großbritannien lediglich noch den sechsten Rang. 2020 sei es noch Platz vier gewesen. Auch für das kommende Jahr stehen weitere Änderungen im Geschäft mit Großbritannien an. Hierzu informiert die IHK Erfurt am 13. Januar 2022 in einem Webinar. Infos und Anmeldung unter: https://www.erfurt.ihk.de/system/vst/424070?id=374635&terminId=642263