Halbjahresbilanz der Kreissparkasse Ostalb
Sparkasse übt Kritik wegen schlechter wirtschaftlicher Stimmung
Die Kreissparkasse Ostalb ist 2024 bislang zufrieden mit der eigenen Geschäftsentwicklung, aber alarmiert angesichts der schlechten Stimmung bei den Firmen in der Region und der Lage der europäischen Wirtschaft allgemein. Die Vorstände Markus Frei und Dr. Tobias Schneider sehen den Standort Deutschland in Gefahr.
„Die Firmen diskutieren inzwischen nicht mehr über Verlagerungen, sie handeln einfach: Es ist eine schleichende Deindustrialisierung im Gange“,
mahnt Markus Frei. Er fordert ein schnelles Umdenken in Politik und Gesellschaft.
In Frankreich und Italien drohe eine erneute Schuldenkrise, der Linksruck in Frankreich mache die Lage nicht einfacher.
„Europa ist geschwächt und droht, zwischen den USA und China zerrieben zu werden, gleichzeitig hat sich die geopolitische Unsicherheitslage – Stichwort Taiwan - erhöht“,
sagte Frei. Hinzu kommen bekannte Defizite wie der demografische Wandel, eine überbordende Bürokratie, Investitionsstaus und schlechter werdende Rahmenbedingungen.
„Einige Firmen sind bereits auf dem Weg ins Ausland“,
sagt Markus Frei und bezieht sich dabei auf Baden-Württemberg. Diese „Deindustrialisierung“ sei schleichend und werde in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Der Grund:
„Die Arbeitslosenquote liegt weiter auf einem niedrigen Niveau, auch wegen des Fachkräftemangels, entsprechend gering ist der Druck auf die Politik, hier gegenzusteuern“,
so der Vorstandschef, der auch IHK-Vollversammlungsmitglied ist.
Die Diskussionen um Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance liefen angesichts der Lage in die falsche Richtung.
„Wir brauchen dringend eine Wiedererfindung der Leistungskultur“,
forderte Frei. Ein Indiz sei die OECD-Statistik, nach der in Deutschland Arbeitnehmer im Schnitt nur knapp 1300 Stunden pro Jahr arbeiten – das Land ist Schlusslicht, nicht nur unter den Industrienationen. Seine Forderung:
„Wir müssen jetzt die Ärmel hochkrempeln und die Kräfte bündeln.“
Dabei könne die Präsentation der Region Mitte Oktober in Berlin helfen.
Trotz des herausfordernden Umfelds zeigen sich Frei und Schneider „zufrieden“ mit der Entwicklung der Kreissparkasse Ostalb im ersten Halbjahr. Das Einlagengeschäft hat sich weiter gut entwickelt, der Bestand wächst im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 um 26 Millionen Euro. Im Bereich der privaten Baufinanzierungen, deren Volumen 2023 eingebrochen ist, sieht Schneider „eine leichte Erholung“. Auch das Volumen der Ausleihungen an Unternehmenskunden ist gestiegen.
„Es gibt Unternehmen, denen es gut geht“,
so Schneider.
Das zweite Halbjahr bestreiten Frei und Schneider erstmals ohne Dr. Christof Morawitz, der Ende Juni in Ruhestand gegangen ist. Einen Nachfolger für die zur Volksbank Villingen-Schwenningen gewechselte bisherige Firmenkundenchefin Irmgard Sachsenmaier gibt es jedoch noch nicht.
Gewinn der KSK wird leicht sinken
Für das gesamte Jahr gehen Schneider und Frei von einem leicht sinkenden Gewinn der Kreissparkasse Ostalb aus. Der Wertberichtigungsbedarf bei Krediten werde sich angesichts der wirtschaftlichen Lage erhöhen. Den Großteil des Gewinns wird ins Eigenkapital investiert. Sascha Kurz