Ellwanger Energieversorger EnBW ODR AG beleuchtet die Situation in der Region

Region benötigt besseres Verteilnetz für Strom

Die Größe der Herausforderung lässt sich in wenigen Zahlen bemessen. 17,2 Prozent der in Deutschland erzeugten Energie entfiel 2022 auf erneuerbare Energien. Bis 2045 soll der Anteil dieser klimaneutralen Energien auf über 85 Prozent steigen.
Sebastian Maier, technischer Vorstand der EnBW ODR, sagt dazu:
„Dieses ambitionierte Ziel ist mit den heutigen Rahmenbedingungen nicht zu erreichen.“
Er fordert deshalb von der Politik mehr Tempo, einfachere Genehmigungs- und Planungsverfahren und eine zielgenauere Strategie. Gleichzeitig investiert die ODR derzeit massiv in die Energiewende in der Region.
In der Region macht sich die Energiewende vor allem durch die deutlich gestiegene Zahl an beantragten regenerativ betriebenen Anlagen bemerkbar. So hat sich deren Leistung im ODR-Gebiet im Verlauf der vergangenen fünf Jahre aufs 25-fache erhöht. Wurden Anlagen 2017 mit noch weniger als 100 Megawatt Leistung neu beantragt, prognostiziert Maier für das Jahr 2023 rund 2000 Megawatt.
Sebastian Maier:
„Ostwürttemberg wird zur Erzeugerregion für regenerativen Strom.“
Aufbau von Mitarbeitenden
Doch während 2022 zum Beispiel bei den Photovoltaik-Anlagen die mangelnde Verfügbarkeit von PV-Zellen und Wechselrichtern den Flaschenhals bildete, sind es derzeit die Kapazitäten der ODR. Denn das Unternehmen hat aktuell schlicht nicht ausreichend viele Fachkräfte, um die Anlagen schnell in Betrieb zu nehmen.
„Acht Wochen können sehr lange sein, wenn man eine fertige PV-Anlage auf dem Dach hat, die Sonne scheint und das Einzige, was noch fehlt, ist der Zähler“,
kann Maier den Unmut nachvollziehen. Die Zahl der Mitarbeitenden soll bei der EnBW ODR von aktuell 650 auf 950 steigen.
Ein weiterer Flaschenhals der Energiewende ist das Stromnetz. Der nötige Ausbau der Netze, um den Strom zuverlässig durchs Land zu transportieren, hakt vor allem an den teils viel zu langen Genehmigungs- und Planungsverfahren – und am Widerstand einiger Bürger. Ein Beispiel ist die 110kV-Leitung von Ellwangen nach Nördlingen, die durch Verfahren und diverse Klagen einer Bürgerinitiative sieben Jahre verzögert wurde. Vor allem im Winter muss von außen Strom ins Versorgungsgebiet der ODR fließen, während im Sommer meist Strom abgegeben werden kann. Bis zum Jahr 2030 will die ODR rund 400 Mio. Euro in ihr Stromnetz investieren – 2022 waren es rund 31 Mio. Euro.
„Die Energiewende treibt uns an: Bereits 2022 betrug der Anteil regenerativ erzeugten Stroms in unserem Netzgebiet 74 Prozent. Bis 2030 wird sich die Zahl der regenerativ betriebenen Anlagen in unserem Netz ungefähr verdoppeln“,
erklärt Sebastian Maier.
Um die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Energiewende und die dafür nötigen Projekte wie Stromleitungen oder Windräder zu erhöhen, hat die ODR ein Bürgerenergiemodell auf den Weg gebracht. Die Idee: Kommune, Energieversorger, Grundstückseigentümer und eine Genossenschaft, an der Bürger sich beteiligen können, gründen für größere regenerative Anlagen eine Gesellschaft.
Der Ausstieg aus der Kernenergie sei laut Maier ebenso ein Beispiel für die mangelnde Fokussierung der Bundesregierung wie der beschlossene Abschied vom Erdgas. Als eine Alternative schlägt Maier unter anderem vor, in einem ersten Schritt die Klimabilanz des Energieträgers Gas zu verbessern, etwa indem man klimaneutralen Wasserstoff beimische. Die Infrastruktur sei ohnehin vorhanden.
„Einfach ohne Alternativen schnell raus aus allem Fossilen – das wird nicht funktionieren“,
so Maier.
Ebenso fehle es der Politik derzeit an Verlässlichkeit, wie das Ringen um das Gebäudeenergiegesetz gezeigt habe.
„Das erhöht die Verunsicherung bei Firmen und Bürgern. Das spüren wir auch im Dialog mit unseren Kunden.“
Er fordert deshalb eine klare Priorisierung und eine Verschlankung der nötigen Verfahren