22.03.2023

Berufsorientierung an Schulen: Wirtschaft will unterstützen

Kammern diskutieren beim Schulgipfel Vorschläge mit Kultusminister Piazolo

Beim 4. Oberfränkischen Schulgipfel haben die IHK für Oberfranken Bayreuth, IHK zu Coburg und Handwerkskammer für Oberfranken der Bayerischen Staatsregierung konkrete Ideen für eine weitere Stärkung der Berufsorientierung an den Schulen mit auf den Weg gegeben. Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo war bei dem Gipfeltreffen in Bamberg zu Gast und diskutierte mit Vertretern der Wirtschaftskammern sowie weiterer Institutionen.

Ziel des Schulgipfels sei, mit Vertretern der verschiedenen Schularten, der Wirtschaftskammern, des DGB, der Regierung von Oberfranken und der Arbeitsagenturen gemeinsam Optimierungsmöglichkeiten für die Berufliche Bildung zu erörtern, die sich vor Ort umsetzen lassen, so eingangs Dr. Michael Waasner, Präsident der gastgebenden IHK für Oberfranken Bayreuth.

Wettbewerb „Modellschule Berufsorientierung Oberfranken“

Die Teilnehmer trugen an Staatsminister Piazolo mehrere Vorschläge zur Weiterentwicklung der Beruflichen Orientierung heran: So schlagen die Kammern vor, im Rahmen eines Wettbewerbs Modellschulen für Berufsorientierung in Oberfranken zu schaffen. Drei Gymnasien und drei Realschulen sollen ausgewählt und mit einem zusätzlichen Budget für modellhafte Projekte zur Berufsorientierung ausgestattet werden. „Was dort im Kleinen mithilfe der Wirtschaftskammern erprobt wird, kann dann auf weitere Schulen ausgeweitet werden“, erläuterte Dr. Waasner.

Zu den Vorschlägen gehört weiterhin, (angehenden) Lehrerinnen und Lehrern im Verbund mit Unternehmen und Wirtschaftskammern die Themen der Wirtschaft nahezubringen – bereits im Studium, aber auch in der Schule. Dies solle beispielsweise geschehen, indem alle Koordinatoren für berufliche Orientierung (KBO) an den Gymnasien in die Arbeitskreise Schule-Wirtschaft vor Ort eingebunden werden. Auch die Eltern spielen bei der Berufsentscheidung ihrer Kinder eine gewichtige Rolle, wie Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Coburg, betonte. Die oberfränkische Wirtschaft sei daher bereit, bei der Berufsorientierung etwa im Rahmen von Elternabenden mitzuwirken. Mehr Praxisbezug brauche es in den sogenannten MINT-Fächern – also bei Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Berufliche und akademische Bildung auf Augenhöhe

Mit Sorge sehen die Wirtschaftskammern den Trend zur Akademisierung, der zusammen mit sinkenden Schulabgängerzahlen dafür sorgt, dass immer weniger junge Menschen eine Ausbildung beginnen und immer mehr Ausbildungsstellen in den Unternehmen unbesetzt bleiben. Gleichzeitig haben laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) insgesamt 28 Prozent der Bachelor-Studierenden der Anfangsjahrgänge 2016 und 2017 ihr Studium abgebrochen. „Auch dies zeigt, wie notwendig eine gute, neutrale und umfangreiche Berufsorientierung ist“, so Dr. Waasner. Dr. Bernd Sauer, Geschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, forderte mehr Einsatz, um eine „echte, real umgesetzte Gleichwertigkeit der beruflichen mit der akademischen Bildung“ in der Politik und natürlich auch bei der Berufsorientierung zu verankern.

Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo begrüßte das Format des Schulgipfels als wichtige Austauschplattform und zeigte sich offen dafür, die Vorschläge gemeinsam mit den Initiatoren weiter zu konkretisieren: „Die Berufswahl gehört mit zu den wichtigsten Weichenstellungen im Leben. Daher unterstützen wir unsere Schülerinnen und Schüler so früh wie möglich bei der Berufsorientierung und arbeiten mit den Erziehungsberechtigten, den Unternehmen, der Agentur für Arbeit sowie mit Kammern und Verbänden eng zusammen. Eine sinnvolle Berufsorientierung ist nur in enger Verzahnung von Schule und Wirtschaft möglich, um die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes und die eigenen Potenziale bestmöglich zu verknüpfen. Wir bieten in diesem Bereich bereits einiges an unseren Schulen an, haben für konstruktive Vorschläge aber natürlich ein offenes Ohr“, so der Minister.