Alarmstufe Rot: Energiekosten gefährden oberfränkische Industrie

IHK für Oberfranken Bayreuth fordert Kurswechsel in der Energiepolitik

Die Energiewende droht unbezahlbar zu werden: Eine neue Studie der DIHK (Deutsche Industrie- und Handelskammer) warnt vor Billionenkosten. Die IHK für Oberfranken Bayreuth fordert angesichts dieser alarmierenden Entwicklungen ein sofortiges Umsteuern, um die Belastungen durch die Energiewende in Deutschland zu reduzieren. "Mit der aktuellen Politik lässt sich die Energiewende nicht stemmen", warnt Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.

Die Energiewende ist ein Jahrhundertprojekt, doch ihre aktuelle Umsetzung droht Unternehmen und Haushalte in eine Kostenfalle ungeahnten Ausmaßes zu treiben. Das ist das zentrale Ergebnis einer nun veröffentlichten Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Frontier Economics im Auftrag der DIHK. Demnach müssten die jährlichen privaten Investitionen in den Sektoren Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr massiv steigen – von rund 82 Milliarden Euro im Mittel der Jahre 2020 bis 2024 auf 113 bis 316 Milliarden Euro im Jahr 2035. Zugleich summieren sich die Energiesystemkosten für den Zeitraum von 2025 bis 2049 auf bis zu 5,4 Billionen Euro. Dazu zählen neben Investitionen in die inländische Energieerzeugung und Infrastrukturen auch die laufenden Kosten für den Betrieb von Netzen und Kraftwerken sowie Ausgaben für Energieimporte.

"Die Zahlen zeigen: Wir dürfen nicht länger zuschauen, wie die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe durch eine ausufernde und teure Energiepolitik aufs Spiel gesetzt wird", mahnt Dr. Waasner eindringlich. “Wenn wir diesen Kurs beibehalten, verlieren wir nicht nur Arbeitsplätze und Wohlstand, sondern gefährden letztlich auch die Akzeptanz der Energiewende.”

Oberfranken besonders unter Druck

Regionale Zahlen unterstreichen die Brisanz: Laut dem vor wenigen Wochen veröffentlichten Energiewendebarometer der IHK für Oberfranken Bayreuth erwägen 67 Prozent der befragten Industrieunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten, ihre Produktion im Inland einzuschränken oder tun dies bereits – allein aufgrund der hohen Energiekosten. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 56 Prozent. Auch die jüngste IHK-Konjunkturumfrage zeigt, dass Zukunftsinvestitionen größtenteils im Ausland erfolgen. "Es droht eine Abwärtsspirale, die den Industriestandort Oberfranken nachhaltig schwächt", so Dr. Waasner.

"Unsere Unternehmen können nicht auf Dauer mit Energiepreisen arbeiten, die zu den höchsten weltweit gehören", betont stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Tobias Hoffmann. “Ohne ein Umsteuern werden viele energieintensive Firmen ihre Zukunft nicht mehr hier, sondern im Ausland sehen – mit gravierenden Folgen für die Wertschöpfung und Beschäftigung in unserer Region.”

Neue Leitplanken für eine tragfähige Energiewende

Die DIHK-Studie zeigt Wege auf, wie die Neuausrichtung gelingen kann. Dazu gehört, die CO2-Reduktionsziele regelmäßig an die Entwicklung einer internationalen Vergleichsgruppe wie die G20-Staaten anzupassen. Hoffmann: "Klares Ziel muss sein, ambitionierten Klimaschutz zu erreichen, ohne Nachteile durch nationale Alleingänge zu erzeugen." Ergänzend sollten Infrastrukturen wie bestehende Gasnetze für Wasserstoff genutzt, Bürokratie abgebaut und die Innovationskraft gestärkt werden.

Daneben gilt es auch kurzfristig wirksame Maßnahmen zur Kostensenkung zu ergreifen – etwa indem die Förderung längst rentabler Erzeugungsanlagen ausläuft und neue Gleichstromtrassen nicht mehr zwingend als teure Erdkabel gebaut werden müssen.
Insgesamt ergeben sich aus dem „Plan B“ genannten Ansatz mögliche Einsparungen in Höhe von mehr als einer Billion Euro bis 2050.

Jetzt die Weichen stellen

"Wir brauchen endlich eine Energiepolitik, die auf Kosteneffizienz und Wettbewerb setzt“, so Dr. Waasner. "Nur mit einer starken Wirtschaft kann die Energiewende zur Erfolgsgeschichte werden.“

"Die Politik muss jetzt handeln", mahnt Hoffmann. "Jede weitere Verzögerung kostet nicht nur Milliarden, sondern gefährdet auch das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Energiewende ist zwingend erforderlich, aber sie darf nicht zu einem Deindustrialisierungs-Programm werden."

Dr. Waasner betont abschließend: "Klimaschutz und wirtschaftliche Stärke sind keine Gegensätze. Im Gegenteil: Nur mit einer leistungsfähigen Industrie lassen sich die notwendigen Investitionen langfristig stemmen."