Herausfordernde Perspektiven für Wirtschaft: Lösungen gesucht
Kulmbacher Unternehmen setzen auf politische Verlässlichkeit
Kommen Politiker auf der einen sowie Unternehmerinnen und Unternehmer auf der anderen Seite ins Gespräch, muss man sich über fehlende Themen keine Sorgen machen. Das zeigte sich auch beim intensiven Austausch des IHK-Gremiums Kulmbach mit der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner.
Seit rund 100 Tagen ist die neue Bundesregierung im Amt. Gerade aus der Wirtschaft waren und sind die Erwartungen hoch. Auf Einladung des IHK-Gremiums Kulmbach und seines Vorsitzenden Harry Weiß (Sparkasse Kulmbach-Kronach) stellte sich Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner der Diskussion mit regionalen Unternehmerinnen und Unternehmern. Die hatten eine klare Botschaft an die Politik im Bund: Es braucht Verlässlichkeit und bessere Rahmenbedingungen für die Unternehmen in Deutschland.
Werbebranchen hat sich in den vergangenen 50 Jahren erheblich verändert
Dass die Wirtschaft einem ständigen Wandel unterworfen ist, zeigte sich schon bei der Begrüßung durch den Gastgeber der Sitzung, Holger Riegg (Riegg & Partner Werbeagentur GmbH, Neudrossenfeld). Seit 50 Jahren besteht die Werbeagentur. Der Ursprung liegt in der klassischen Print-Werbung, heute geht es um ganzheitliches Marketing und strategische Markenführung. "Digitalisierung und Künstliche Intelligenz haben die Werbebranche verändert, auch deren Arbeitswelt, denn statt in Präsenz vor Ort wird heute vor allem mobil gearbeitet", macht Riegg deutlich.
Weiß griff das Thema "Veränderung" in seiner Einführung auf. Der Druck auf die Wirtschaft sei hoch, die Perspektive herausfordernd. Vor allem die Industrie kämpfe um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Generell ergebe sich für die Kulmbacher Wirtschaft bei Lage und Zukunftserwartungen ein gemischtes Bild. Der neuen Bundesregierung hätten die Unternehmerinnen und Unternehmer mit viel Hoffnung entgegengesehen. Weiß: “Wir haben dringenden Reformbedarf. Die Kosten für die Unternehmen sind vielfach zu hoch, gerade die Energiekosten, aber auch die Steuerbelastung. Und die Bürokratie hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr tragbar ist.”
IHK zuverlässiger und wichtiger Partner
Emmi Zeulner nahm den Ball auf und lobte die IHK zunächst als wichtigen und zuverlässigen Partner, vor allem wenn es um Fragen der Wirtschaft und der Beruflichen Bildung geht. Als wichtigste Aufgabe der Politik nannte sie es, Glaubwürdigkeit zurückzuerlangen. "Die Bundesregierung muss jetzt gute Entscheidungen treffen und Verlässlichkeit beweisen", betonte die Abgeordnete.
Erste Themen habe man auf den Weg gebracht, wie dem Investitionsbooster im Rahmen des Gesetzes für ein steuerliches Investitionssofortprogramm zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland und der ab 2028 geplanten, schrittweisen Absenkung der Körperschaftssteuer. Den Ausbau der Forschungszulage habe man ebenso beschlossen, wie die Förderung der betrieblichen E-Mobilität. "Ein wichtiges Ziel bleibt es, die Energiekosten in Deutschland für alle zu senken. Die Diskussion dazu läuft. Unser Ziel ist es, Unternehmen und Verbraucher ab 2026 bei den Energiekosten um insgesamt über 10 Milliarden Euro pro Jahr zu entlasten", so Zeulner.
Emmi Zeulner: Wirtschaft im Landkreis Kulmbach gut aufgestellt
Den Landkreis Kulmbach und seine Wirtschaft sieht Emmi Zeulner gut aufgestellt. Man müsse die Region aber weiterentwickeln. "Wir sind in Oberfranken nicht nur eine Genussregion, sondern auch eine Energieregion", betonte Zeulner, auch mit Blick auf die Herausforderungen der regionalen Wärmepumpenhersteller mit ihren rund 2.000 Arbeitsplätzen alleine im Landkreis Kulmbach. Zeulner regte an, gemeinsam mit der IHK ein "Energieforum" durchzuführen, um hier Position zu beziehen. Generell müsse die Politik die Transformation der Wirtschaft, vor allem der Automobilzulieferindustrie, unterstützend begleiten.
In der Diskussion ging es zunächst um das Thema Energie. Florian Schneider (ASK August Schneider GmbH & Co KG, Kulmbach) ging auf die in Kulmbach geplante Errichtung einer Wasserstofftankstelle ein, zu der man auf eine belastbare Aussage des Bundes warte. Gerhard Souza Murrmann (Murrmann GmbH, Kulmbach) zeigte auf, dass man der Wirtschaft im internationalen Vergleich vor allem durch wettbewerbsfähige Energiepreise helfen könne. Das unterstützte Michael Otte (INUWAT AG, Kasendorf) und mahnte mehr Verlässlichkeit der Politik und eine bessere Kommunikation an. Stephanie Schütz (Schütz-Reisen GmbH, Kulmbach) sprach die Förderung von Fahrzeugen mit erneuerbaren Antrieben im öffentlichen Nahverkehr an. Für die gebe es zwar in der Anschaffung verschiedene Fördermöglichkeiten, nicht aber für die laufenden Kosten dieser Fahrzeuge, die im Betrieb deutlich teurer sind als Verbrenner.
Landrat Klaus Peter Söllner: "Vergesst mir die Kommunen nicht!"
Landrat Klaus Peter Söllner versicherte, dass die kommunale Ebene alles tue, um im Landkreis Kulmbach ein wirtschaftsfreundliches Klima zu schaffen. Dem Koalitionsvertrag könne man entnehmen, dass die Bundesregierung der Wirtschaftspolitik eine wichtige Rolle einräume. Die Städte und Landkreis seien aktuell vor allem über die stark gestiegenen Sozialleistungen besorgt, die die kommunalen Haushalte belasten. Dadurch drohten die Kommunen als Auftraggeber für die Wirtschaft auszufallen. Sein Appell an die Bundespolitik: "Vergesst mir die Kommunen nicht!". Emmi Zeulner bezeichnete er als verlässliche und fleißige Anwältin der Region, die nicht nur Probleme benennt, sondern auch gute Lösungen sucht.