Deindustrialisierung erreicht Bayreuth: Wirtschaft schlägt Alarm

Resolution für die Zukunft: Wirtschaft kämpft um bessere Bahnanbindung

Pegnitz. Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen, sei der Austausch zwischen Wirtschaft und Kommunalpolitik wichtiger denn je. Das macht der Vorsitzende Jörg Lichtenegger im Rahmen eines Kamingesprächs des IHK-Gremiums Bayreuth mit dem Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger und Landrat Florian Wiedemann in Pegnitz deutlich. In einer Resolution wird gefordert, die Sanierung der Bahnstrecke zwischen Pegnitz und Hersbruck unbedingt mit einer Elektrifizierung zu verknüpfen.

Mehrere Unternehmerinnen und Unternehmer warnen davor, dass die Deindustrialisierung in vollem Gange sei und in vielen Bereichen der Industrie so angespannt, wie noch nie. Hinzu komme eine “…mental richtig schlechte Stimmung und eine enorme Unsicherheit bei den Kunden.“ In der Diskussion zeigt sich, dass vor allem weniger Bürokratie, eine Stärkung des EU-Binnenmarktes, niedrigere Energiepreise und eine mittelstandsorientierte Politik der Wirtschaft helfen würden.

Im Austausch zwischen Wirtschaft und Kommunalpolitik entwickelt sich eine spannende und zielorientierte Diskussion mit Wiedemann und Ebersberger zu den Rahmenbedingungen vor Ort, zu den Fragen, was gut laufe und wo es noch Luft nach oben gebe.

Landrat und OB sichern zu: Genehmigungsverfahren so schnell wie möglich

So macht Landrat Florian Wiedemann deutlich, wie wichtig es für ihn sei, dass Genehmigungsverfahren in seinem Haus zügig erfolgen. Um etwa die Gießerei der KSB zu erweitern, sei sogar die Staatsstraße verlegt worden. Er rät den Unternehmern, immer frühzeitig das Gespräch mit dem Landratsamt zu suchen. Ebersberger bittet aber um Verständnis, wenn er "…das umsetzen müsse, was 'von oben' kommt. Landrat und OB sind nun mal Verwaltungsleiter“, macht er deutlich, verspricht aber, bei der Umsetzung stets nach effektiven Lösungen zu suchen. Der Oberbürgermeister weist auf den gewaltigen Sparzwang für die Kommunen hin, macht aber auch klar, dass es keine Lösung sei, die Wirtschaft noch mehr zu schröpfen.

RIZ soll Zukunftsfähigkeit sichern

Vielmehr wolle man Einrichtungen schaffen, von denen bestehende Unternehmen und Gründer profitieren sollen. "Unser beider Ansporn ist es, das Regionale Innovationszentrum RIZ voranzubringen. Mit der Einrichtung soll ein zentraler Ort entstehen, an dem sich Unternehmen untereinander und mit der Wissenschaft austauschen, Zukunftsthemen identifizieren und bearbeiten können." Ziel sei die Realisierung bis Ende 2027, Anfang 2028 so Ebersberger. Als korrespondierender Baustein dazu wird auch ein Lab als eine Art Außenstelle des RIZ entstehen, das im Landkreis angesiedelt werden soll.

Resolution für zukunftsfähige Schienenverbindung

Am Rande der Sitzung übergeben Gremiumsvorsitzender Jörg Lichtenegger und IHK-Justiziar Stefan Cordes an Oberbürgermeister und Landrat eine Resolution zur Bahnanbindung nach Nürnberg. Nach der kompletten Stilllegung der Strecke zwischen Pegnitz und Hersbruck vor wenigen Wochen fordert das Gremium, die Erneuerung der Pegnitzbrücken unbedingt mit einer Elektrifizierung zu verknüpfen sowie die schnelle Modernisierung und Elektrifizierung der Oberfrankenachse, um durchgängige und zukunftsfähige Schienenverbindungen für den Wirtschaftsraum Bayreuth und für ganz Oberfranken zu schaffen. "Es ist unabdingbar, hier schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen und der Region eine Perspektive zu geben", fasst Lichtenegger die Resolution zusammen.

KSB zeigt sich von unsicheren Rahmenbedingungen relativ unbeeindruckt

Ein Unternehmen, das trotz der unsicheren Lage und der schlechten Stimmung investiert, ist der weltweit tätige Pumpen- und Armaturenhersteller KSB in Pegnitz. “Wir sehen ein unheimliches Potenzial hier am Standort Pegnitz“, so Prokurist Harald Hofmann. In Pegnitz werden bis 2026 rund 25 Millionen Euro unter anderem in die additive Fertigung und die Erweiterung der Gießerei investiert.

Die KSB hat nach Hofmanns Worten weltweit 35 Produktionsstandorte und beschäftigt rund 16.400 Mitarbeiter, ein Zehntel davon am Standort Pegnitz. Die Zentrale befindet sich in Frankenthal bei Mannheim, ein weiteres deutsches Werk in Halle. Die produzierten Pumpen und Armaturen gehen in die sechs Marktbereiche Bergbau, Chemie, Gebäudetechnik, Energie, Wasser und in die allgemeine Industrie.

In Pegnitz befinde sich unter anderem das Zentrum für additive Fertigung sowie eine der modernsten Gießereien Europas. Außerdem sei Pegnitz der Pilotstandort für die digitale Produktion. Am Standort würden pro Jahr rund 10.000 Pumpen produziert.