Landespolitischer Austausch in der IHK Ostwürttemberg 11.4.2023
Zukunftsinitiative Ostwürttemberg:
Ostwürttemberg ist Modellregion für nachhaltigen Wandel
Am 5. April 2023 trafen sich die Landtagsabgeordneten aus der Region auf Einladung der IHK Ostwürttemberg, um sich mit Unternehmensvertretern auszutauschen. Wasserstoff, Fachkräfte, Zukunftsoffensive sowie die deutschlandweite Ausbildungskampagne der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) standen auf der Agenda. IHK-Präsident Markus Maier: „Die Wirtschaft braucht die Politik, und die Politik braucht die Wirtschaft.“
Die Abgeordneten Andreas Stoch, Tim Bückner, Martina Häusler, Martin Grath, Winfried Mack und Ruben Rupp waren zum landespolitischen Austausch mit IHK-Präsident Markus Maier, IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler, IHK-Vizepräsident Dr. Christian Müller (Carl Zeiss AG) und Geschäftsführer Dr. Wolfgang Palm, Papierfabrik Palm GmbH & Co. KG, zusammen gekommen.
IHK-Präsident Maier gab einen Einblick in die jüngste konjunkturelle Entwicklung in Ostwürttemberg:
„Auch wenn der Konsum weiterhin unter der hohen Inflation leidet, ist ein kleines Hoffnungszeichen sichtbar und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass eine Rezession in diesem Jahr vermieden werden kann.“
Trotz der hohen Energiepreise und der steigenden Inflation hat sich die Lage deutlich weniger eingetrübt als noch im Herbst von den Wirtschaftsforschungsinstituten eingeschätzt. Mittlerweile sehen 16 Prozent der regionalen Betriebe die Lage etwas optimistischer. Das liegt u.a. an den massiven Einsparungen und den hohen Investitionen in mehr Energieeffizienz.
Wasserstoffregion Ostwürttemberg
Die Wasserstoff-Bedarfsanalyse für die Region Ostwürttemberg sei abgeschlossen und die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene wurden über die Ergebnisse informiert. Nächste Projekte, wie u.a. eine CO2-freie Wärmeversorgung in der Ellwanger Südstadt, H2-Aspen in Schwäbisch Gmünd oder ein H2 Logistiknetzwerk im Landkreis Heidenheim, werden eng begleitet.
„Ziel muss es sein, mit dem Bau der geplanten Wasserstoffpipeline von der bayrischen Landesgrenze bis nach Stuttgart2027 zu starten!“,
so Präsident Maier.
Die Abgeordneten wiesen darauf hin, dass es sehr positiv aufgefallen sei, dass Ostwürttemberg die erste Region in Baden-Württemberg ist, in der Wasserstoffprojekte bereits so weit gediehen sind.
Der Geschäftsführer der Papierfabrik Palm, Dr. Wolfgang Palm, betonte, dass Wasserstoff für eine umfassende Energiewende der richtige Weg sei. Seine Firma hätte frühzeitig investiert und weltweit laufe nun in Aalen die erste Gasturbine, die mit Wasserstoff betrieben werden kann.
„Wir können carbonfrei produzieren, denn wir haben unsere Hausaufgaben früh gemacht, jetzt benötigen wir nur noch die Leitung“,
so Dr. Palm.
Durch den Energie-Überschuss könnten 75 Prozent vom Ostalbkreis zusätzlich mit Strom mitversorgt werden.
„Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Leitung gebaut werden“,
so Dr. Palm weiter.
Die neue Wasserstoffpipeline wird die „Lebensader für die Wirtschaft“.
Zukunftsinitiative Ostwürttemberg:
Masterplan und Transformationsnetzwerk
Um die kommenden Herausforderungen in Chancen zu verwandeln hat IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler in der Region, in Stuttgart gemeinsam mit den Landräten und auch in Berlin für die Zukunftsoffensive getrommelt. Dr. Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, unterstütze die starke Region. Die Landesvertretung der Landesregierung in Berlin hat für Frühjahr 2024 nach Berlin zu Gesprächen eingeladen. Die Abgeordneten lobten den Masterplan Ostwürttemberg:
„Ostwürttemberg wird in den Köpfen der Entscheider im Land und Bund sein“ – so der Tenor.
Hauptgeschäftsführer Rentschler sagte:
„Politik, Wirtschaft und Wissenschaft müssen an einem Strang ziehen, damit wir die Transformation in unserer Region gut voranbringen.“
Für das Transformationsnetzwerk Automobilwirtschaft wird die Struktur nun aufgebaut. Unter der Federführung der IHK Ostwürttemberg arbeiten die Projektpartner IG Metall, WiRO, Bildungswerk Baden-Württemberg eng zusammen. Arbeitsschwerpunkte sind aktuell: Erhebung des Transformationsbedarfs der Automobilindustrie in Ostwürttemberg, Beratung zu Fördermitteln, Unterstützung bei der Fachkräftegewinnung, Erstellung von Qualifizierungsangeboten. Auch Nachhaltigkeit und Geschäftsmodellentwicklung stehen weiterhin im Fokus.
Fachkräfte sichern
Der Fachkräftemangel ist und bleibt ein konjunktureller Hemmschuh: Mehr als jedes zweite Unternehmen kann in der Region momentan offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen, weil es keine Arbeitskräfte findet. Am häufigsten bestehen Personalengpässe in der Industrie und in der Bauwirtschaft. Hinzu kommt, dass Unternehmen dringend eine Erleichterung bei der Einstellung von ausländischen Fach- und Arbeitskräften erhoffen. Auch die bessere Qualifizierung und Vermittlung von Arbeitslosen ist enorm wichtig.
Die Abgeordneten bestätigten dies und hoffen auf eine wirkungsvolle Weiterqualifizierung von Arbeitslosen. Um dieses regionale Arbeitskräftepotenzial besser auszuschöpfen, sei die Initiative „Unsere Jobs – Ihre Chance“ gestartet worden. Im Zusammenspiel mit regionalen Unternehmen und der Agentur für Arbeit sollen ungelernte Personen langfristig in Beschäftigung gebracht werden, indem sie Qualifizierungsmaßnahmen absolvieren.
Auch die Fachkräfteallianz Ostwürttemberg wurde Ende 2022 mit neuem Schwung belebt. Insgesamt verabschiedeten die Bündnispartner einen Aktionsplan/Maßnahmenkatalog mit rund 20 Maßnahmen, die derzeit beackert werden. Zudem sei die Stärkung des Welcome Centers Ostwürttemberg als die zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, Fachkräfte und Hochschulen in Arbeit.
Dr. Christian Müller, Vizepräsident der IHK Ostwürttemberg sowie Mitglied des Konzernvorstands der Carl Zeiss AG, unterstrich, dass die Fachkräftegewinnung und -bindung eine zunehmende Herausforderung sei.
„Unsere Infrastrukturen müssen mit den Fachkräften mitwachsen. Hier müssen wir uns gut aufstellen“,
so Dr. Müller.
Ebenso müsse der Wohnungsbau mitgedacht werden und auch endlich der entstehende Wettbewerbsnachteil durch die Hochschulgebühren für ausländische Studierende in Baden-Württemberg abgeschafft werden.
Ausbildungskampagne
Aus der aktuellen Konjunkturumfrage gehe auch hervor, dass Unternehmen die meisten Schwierigkeiten haben, Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung zu finden. Auch die Einstellung von Azubis gelingt vielfach in dem Umfang wie gewünscht. Hier wurde im März eine deutschlandweite Ausbildungskampagne gestartet. Ziel der Kampagne: Ein neues Bewusstsein für das Thema Ausbildung schaffen und so zu helfen, Betriebe und den Fachkräftenachwuchs zusammenzubringen. Die Mitmach-Kampagne ist auf mehrere Jahre angelegt und soll in Zukunft mit weiteren Schwerpunkten fortgeführt werden.
IHK-Präsident Maier schloss den Austausch:
„Danke, dass Sie sich heute Zeit für die Belange der Wirtschaft in Ostwürttemberg genommen haben. Danke auch, dass Sie unsere Anliegen ernst nehmen und diese mit nach Stuttgart nehmen bzw. direkt an die richtige Stelle weitergeben und anbringen.“
So könne die Region Ostwürttemberg zukunftssicher gestaltet werden und zu einer Modellregion für nachhaltigen Wandel werden.
Im Anschluss an das Gespräch fand die Preview zur Ausstellung „Transformation in der Region“ statt. Die Ausstellung mit den Beispielen von Betzold, RUD und Palm sowie dem Digitalisierungszentrum digiZ veranschaulicht exemplarisch Transformationsprozesse in den Unternehmen Ostwürttembergs. Sie ist Teil der 2021 gestarteten Offensive „Zukunft Ostwürttemberg“.
Transformationsprozesse zu begreifen, sie als Treiber des wirtschaftlichen Wandels zu verstehen und die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu befördern, um die Region aktiv mitzugestalten – diese Ansinnen bilden die Grundlage des Projekts. Die Ausstellung ist noch bis Ende Juni in der IHK Ostwürttemberg zu sehen.