IHK-Konjunkturumfrage: Wirtschaft bleibt angespannt

Offensive für Innovation und Qualifizierung notwendig

IIn Ostwürttemberg hat sich das konjunkturelle Stimmungsbild zu Jahresbeginn 2025 gegenüber den Vormonaten kaum verändert: Während der Geschäftslageindikator um 1,4 Punkte auf einen Wert von 7,7 gesunken ist, liegt der Geschäftserwartungsindikator um 1,6 Punkte höher als im Herbst, ist aber weiter negativ (-9,4). Die Risiken am Arbeitsmarkt haben zugenommen, während sich die Investitionsbereitschaft geringfügig verbessert hat. Ein durchgreifender Aufschwung ist noch nicht in Sicht. Die IHK fordert bessere Rahmenbedingungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und die Entlastung von überflüssiger Bürokratie für Unternehmen. Der Fokus muss auf der Förderung von Innovationen und Gründungen liegen. Bildung und Qualifizierung sind dabei zentrale weitere Erfolgsfaktoren.
Leichter Optimismus für die Zukunft
30 Prozent der Unternehmen in Ostwürttemberg beschreibt seine aktuelle Geschäftslage weiterhin als gut. Aber 23 Prozent bewerten die aktuelle Lage mit „schlecht“. Die Lage der Betriebe hat sich damit weiter eingetrübt. Bei den Geschäftserwartungen gibt es leichten Zukunftsoptimismus: 20 Prozent der Unternehmen gehen von einer Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten aus. Jedes dritte Unternehmen erwartet eine Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindex der Region liegt damit höher als der Landesdurchschnitt. Grund sind einige innovative Unternehmen mit positiver Geschäftsentwicklung.
Multiple Risiken und Herausforderungen
Hauptrisiko sind die Arbeitskosten. Hier stieg der Wert um zehn Prozentpunkte auf 64 Prozent. Weniger kritisch wird die Inlandsnachfrage gesehen, die an zweiter Stelle steht. Im Vergleich zum Herbst 2024 sehen 63 Prozent der Betriebe die Energiepreise wieder mit größerer Sorge. Auf Platz vier der Risiken landet der Fachkräftemangel, nochmals ein Rückgang um mehr als 4 Prozentpunkte. Fast 37 Prozent der Betriebe bewerten die geopolitischen Spannungen als hohes Risiko.


Risiken am Arbeitsmarkt steigen
Auch die Risiken am Arbeitsmarkt nehmen zu. Zwar gehen 15 Prozent der Unternehmen von steigenden Beschäftigtenzahlen aus – jedoch planen 32 Prozent der Unternehmen ihre Beschäftigtenzahlen voraussichtlich zu reduzieren. Eine besonders geringe Einstellungsbereitschaft zeigen die Unternehmen mittlerer Größe (zehn bis 199 Beschäftigte). Jedes zehnte Unternehmen will wieder einstellen, ein Rückgang um zehn Prozentpunkte. Von drohender Insolvenz sprechen drei Prozent der befragten Unternehmen.

Investitionsbereitschaft leicht verbessert
Trotz sinkender Zinsen und Energiepreisen wollen die Unternehmen in Ostwürttemberg in den nächsten zwölf Monaten per Saldo nur geringfügig mehr Investitionen tätigen als noch im Herbst 2024. Mehr als die Hälfte der Unternehmen sprechen von zunehmender oder gleichbleibender Investitionsbereitschaft in den kommenden zwölf Monaten. Im Vergleich zum Herbst sind das vier Prozentpunkte mehr. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wollen 43 Prozent Innovationen tätigen, was einer Erhöhung um elf Prozentpunkte im Vergleich zum Jahresbeginn 2024 entspricht.
Gemischtes Bild – leichte Hoffnung
Ein gemischtes Bild zeigt sich bei den Umsätzen und der Ertragslage im Vergleich zum Vorjahresquartal: Bei 26 Prozent der Unternehmen sind die Umsätze gestiegen. Bei 31 Prozent sind sie gefallen. 28 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Ertragslage mit „gut“, jedes vierte spricht von „schlechter Ertragslage“. Das Bild bei den Auftragseingängen hat sich im Vergleich zum Herbst 2024 verbessert. Mehr als 17 Prozent gehen von steigenden Auftragseingängen aus. 26 Prozent rechnen mit sinkenden Auftragseingängen, dieser Wert hat sich um 15 Prozentpunkte zum positiven hin verbessert.
Blick in die Branchen
Im Verarbeitenden Gewerbe beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage schlechter: Der Geschäftslageindikator weist per Saldo seit Herbst 2023 einen negativen Wert auf (-1,4). 29 Prozent der Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage mit „gut“. Die Zahl der Betriebe mit „schlechter“ Geschäftslage hat sich um sechs Prozentpunkte auf 30 Prozent erhöht. Die Kapazitätsauslastung verharrt bei rund 78 Prozent. Die geopolitischen Risken dämpfen die Exporterwartungen: Über 19 Prozent der Betriebe erwarten Exportrückgänge, insbesondere nach Nord- und Lateinamerika sowie Großbritannien.
Anders als noch im Jahr 2024 bewerten über 29 Prozent der Bauunternehmen die aktuelle Geschäftslage mit „gut“ und über 23 Prozent sprechen weiterhin von einer schlechten Lage. Damit ist die aktuelle Geschäftslage per Saldo erstmals seit dem Frühsommer 2023 wieder im positiven Bereich. Insbesondere im Handel wirken sich Preiserhöhungen, die hohe Sparneigung sowie die Schwächen in den anderen Sektoren weiterhin auf Auftragsvolumen, Umsatzerwartungen sowie Beschäftigung und Investitionen aus. Alle befragten Handelsunternehmen sprechen von einer „zurückhaltenden“ Kundschaft. Dagegen hat sich die Stimmung im Transport- und Verkehrsgewerbe erneut verbessert: kein Unternehmen spricht von einer schlechten Geschäftslage. Die Fracht- und Beförderungskapazitäten sind nochmals gestiegen.
Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit, Innovation, Qualifizierung
Thilo Rentschler, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg, sieht großen Handlungsbedarf: „Der Schlüssel zum Aufschwung liegt in der Bereitschaft, sich allen Problemen aktiv zu stellen und an verbesserten Rahmenbedingungen durch die staatlichen Ebenen zu arbeiten. Zugleich brauchen wir eine Offensive für Innovationen und Gründungen sowie auch für die Transformationsaufgaben.“ Für Thilo Rentschler liegt ein zentraler Schlüsselfaktor dabei bei Bildung und Qualifizierung. „Die klugen Köpfe entscheiden, wie erfolgreich und innovativ wir als Volkswirtschaft sind.“
Der Konjunkturbericht mit Dashboards und Analysen einzelner Sektoren, einem Blick in die Landkreise sowie weitere Erläuterungen zur Konjunktur sind abrufbar unter:
https://www.ihk.de/ostwuerttemberg/produktmarken/standortpolitik/konjunktur oder Seitennummer: 3291754.