IHK Ostwürttemberg informiert über veränderte Rahmenbedingungen 24.2.2023
Ein Jahr Ukraine-Krieg: Auswirkungen auf die Firmen
Seit dem Morgen des 24. Februar 2022 ist die Welt eine andere. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sind wesentliche Grundwerte der geopolitischen Ordnung erschüttert. Die Auswirkungen sind auch in der Wirtschaftsregion Ostwürttemberg spürbar. „Der völkerrechtswidrige Krieg Russlands stellt unsere Gesellschaft und die Unternehmen vor große Herausforderungen. Die Folgen sind noch nicht komplett überschaubar“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler zum Jahrestag des Kriegsausbruchs mitten in Europa.
Laut Firmendatenbank des
Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) unterhielten bei Kriegsausbruch 61 Firmen aus der Region außenwirtschaftliche Beziehungen zu Russland sowie 48 Unternehmen zur Ukraine. Die Handelsvolumina mit den beiden Staaten werden für Ostwürttemberg nicht gesondert ausgewiesen. Das Ausstellen von Ursprungszeugnisse für Waren, die nach Russland exportiert werden, sind jedoch ein Indikator dafür. Diese
Ursprungszeugnisse stellt die IHK Ostwürttemberg aus.
„Gegenüber 2021 hat sich deren Zahl ungefähr halbiert“,
sagt der Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler.
Waren 2021 noch 1.584 Ursprungszeugnisse ausgestellt worden, summierte sich ihre Zahl 2022 auf 791.
Tendenziell sind die Ausfuhren aus Ostwürttemberg im Laufe des Jahres 2022 immer weniger geworden. Die Sanktionen wurden stetig ausgedehnt - aktuell arbeitet die Europäische Union am zehnten Sanktionen-Paket. Einige der Sanktionen sind bereits seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 in Kraft. Dennoch gab es bezüglich der betroffenen Warengruppen und der Ausfuhrbestimmungen 2022 gehäufte Nachfragen der Unternehmen bei der IHK Ostwürttemberg. Der aktuelle Geltungsbereich der Sanktionen wird regelmäßig auf der
Homepage der IHK Ostwürttemberg aktualisiert.
IHK steht Unternehmen zur Seite
Unmittelbar nach Kriegsbeginn hat die IHK Ostwürttemberg sofort eine Task Force einberufen, um die Auswirkungen des Kriegs hier in der Region zu erfassen und den Unternehmen eine Hilfestellung zu geben. Insbesondere wurden auch die Interessen der Mitgliedsbetriebe in Richtung der Politik adressiert, so auch beim bundespolitischen Austausch mit den Bundestagsabgeordneten aus der Region.
„Wichtig war dem Präsidium sowie der Hauptgeschäftsführung, dass unsere Unternehmen Rückmeldungen geben und die Auswirkungen auf ihre Geschäfte darstellen konnten“,
erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler.
In mehreren Online-Informationsaustauschen wurden die verschärfte Lieferkettenproblematik, die Verteuerungen bei Energie und Rohstoffen sowie die Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen thematisiert. In Zusammenarbeit mit der Stadt Schwäbisch Gmünd wurde am 11. April 2022 eine Infoveranstaltung mit dem langjährigen Botschafter Deutschlands in Moskau, Rüdiger von Fritsch, organisiert.
„In der zweiten Hälfte des Jahres 2022 verdichtete sich das Interesse der Unternehmen auf die Energiepreise sowie die Verfügbarkeit der Energieträger“,
sagt Thilo Rentschler.
Im engen Zusammenspiel mit dem Vorstand der
EnBW ODR AG wurde durch Vollversammlungsmitglied Frank Reitmajer sowie von Sebastian Maier in der IHK-Vollversammlung, dem IHK-Industrieausschuss sowie beim Wirtschaftsgespräch Ostwürttemberg in Kooperation mit der Handwerkskammer Ulm mehrfach über diese Themen berichtet.
Themen fließen in Zukunftsoffensive ein
Die IHK Ostwürttemberg lobt das Engagement der Mitgliedsfirmen beim Austausch über die Folgen des Ukraine-Kriegs sowie bei der Zukunftsoffensive.
„Trotz der Krisensituation haben sich die Firmen bei der Erarbeitung des Masterplans Ostwürttemberg 2030 innerhalb der Zukunftsoffensive intensiv eingebracht. Im Gegenteil: Die Situation hat die Region noch enger zusammengeschweißt“,
betont Rentschler.
In Sachen Energieversorgung wurde klar, dass eine unabhängigere und klimaneutrale Versorgung beispielsweise über Wasserstoff ein rasch zu erreichendes Ziel innerhalb der Zukunftsoffensive sein muss. Deshalb wurde auch der Ausbau Ostwürttembergs zur Wasserstoffregion forciert. Eine Erhebung der Bedarfe an Wasserstoff sowie der Anschluss der Region ans Pipelinenetz wurden wie beim Wasserstoffgipfel mit Terranets BW, den Energieversorgern der Region sowie energieintensiven Industrieunternehmen thematisiert.
Hohe Inflation und volkswirtschaftliche Schäden
Die
Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat zum Jahrestag des Kriegsbeginns ein Faktenpapier veröffentlicht. Bis Ende 2023 sollen sich demnach die Kosten des Kriegs in Deutschland auf 160 Mrd. Euro belaufen – das entspricht rund 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) oder rund 2.000 Euro pro Kopf.
Die bundesdeutschen Ausgaben für importierte Energierohstoffe waren 2022 um 74 Mrd. Euro oder 89 Prozent höher als 2021. Im Gegenzug sank der Wert deutscher Exporte nach Russland 2022 gegenüber dem Vorjahr um 45 Prozent.
Info:
Auf der Homepage der IHK unter
www.ihk.de/ostwuerttemberg sind unter der Seitennummer
5682332 alle aktuellen Regelungen zu den Russland-Sanktionen gelistet.