Pressemitteilung vom 12. Mai 2022

Krieg in der Ukraine dämpft Geschäftserwartungen erheblich

Unsicherheiten aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, Preisanstiege und Versorgungsengpässe führen im Frühsommer 2022 zu einer erheblichen Abkühlung der Konjunktur im Bezirk der IHK Koblenz. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage in einem Wert darstellt, sinkt um 19 Punkte auf aktuell 93 Punkte. Mit einem Wert von unter 100 Punkten ist die Gesamtstimmung damit mehrheitlich negativ geprägt. Ursache für den Stimmungseinbruch ist die schwache Geschäftserwartung für die kommenden 12 Monate.  
„Die durch den Krieg in der Ukraine angespannte geopolitische Lage schürt große Unsicherheiten, verschärft die bestehende Lieferkettenproblematik und erhöht über alle Branchen hinweg die Preise für Energie, Rohstoffe, Vorprodukte. Auch die Corona-Politik Chinas mit ihren strikten Lockdowns belastet Lieferketten und besonders Unternehmen, die im Außenhandel tätig sind“, erläutert Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz.
Dennoch gehen 87 Prozent der Unternehmen von einer konstanten bis zunehmenden Beschäftigung aus und 57 Prozent rechnen mit gleichbleibenden oder sogar steigenden Investitionen. „Das sind zwei wichtige Stützen der Konjunktur“, so Rössel.
Industrie und Handel unter Druck, Gastgewerbe und Dienstleistungen profitieren von Corona‑Lockerungen
Die Industrie verzeichnet bei den Exporterwartungen deutliche Einbrüche. Der IHK-Konjunkturklimaindikator der Industrie fällt von 121 Punkten zum Jahresbeginn auf derzeit 90 Punkte.
„Vor Kriegsausbruch profitierte die Industrie von einer steigenden Auftragslage, mit Hilfe derer sie sich noch gegen Folgen der Corona-Pandemie sowie gestörte Wertschöpfungsketten behaupten konnte. Sinkende Auftragseingänge, Sorgen um die Energieversorgung und Unsicherheiten wegen der Sanktionen gegen Russland stellen die Industrie vor eine schwierige Gemengelage“, kommentiert Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung der IHK Koblenz. „Selbst die krisenresistente Bauwirtschaft verzeichnet erstmalig einen herben Stimmungseinbruch. Der Materialmangel, die hohen Baupreise und ein möglicher Zinsanstieg drohen die Nachfrage empfindlich zu treffen.“
Im Handel werden sowohl die aktuelle als auch mittelfristig erwartete Geschäftstätigkeit deutlich schlechter bewertet als noch zum Jahresbeginn. Im Branchenvergleich schneidet das Gastgewerbe (111 Punkte) und die Dienstleistungen (99 Punkte) trotz ebenfalls rückläufiger Geschäftserwartungen am besten ab.

Krieg in der Ukraine: 71 Prozent der Betriebe sind betroffen
Die Corona-Krise hat das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage enorm durcheinandergebracht und die Preise für Vorprodukte, Rohstoffe und Energie in die Höhe getrieben. Der Ukraine-Krieg befeuert diesen Preisanstieg nochmals dramatisch. Um wirtschaftlich zu bleiben, geben die Betrieben steigende Preise an die Kundschaft weiter:   Laut IHK-Umfrage haben 76 Prozent der Unternehmen Kostenerhöhungen bereits weitergegeben oder planen dies zu tun. Lediglich acht Prozent der Unternehmen haben sich noch nicht entschieden.
Ein neuer Höchstwert: Für 84 Prozent der Unternehmen stellen die Energie- und Rohstoffpreise eine Gefährdung ihrer Geschäfte dar. Erstmals wurden die Auswirkungen des Ukraine-Krieges als Risikofaktor abgefragt. Das Ergebnis: 71 Prozent der Betriebe sind betroffen. An dritter Stelle folgt der Fachkräftemangel (48 Prozent). Insbesondere die Dienstleister und das Gastgewerbe sehen sich zunehmend einem Mangel an Fachkräften ausgesetzt.
Durchgeführt wurde die Umfrage vom 04. April 2022 bis zum 02. Mai 2022. An der Umfrage der IHKI Koblenz teilgenommen haben 477 Betriebe mit rund 51.000 Beschäftigte.