Wachsende Vielfalt als Standortvorteil für Gründungslandschaft
IHKs und Handwerkskammern stellen Gründungsreport Rheinland-Pfalz 2025 vor
Die Zahl der Unternehmensgründungen in Rheinland-Pfalz wächst, die Gründungslandschaft wird weiblicher und internationaler – das zeigt der Gründungsreport Rheinland-Pfalz 2025, den die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern am Dienstag in Mainz vorgestellt haben. Mit 34.508 Gewerbeanmeldungen im Jahr 2024 verzeichnet das Land das zweitbeste Ergebnis seit 2015. „Dass wir im sechsten Jahr in Folge einen wachsenden Gewerbestand in Rheinland-Pfalz verzeichnen, ist ein starkes Zeichen für den Gründergeist im Land“, stellt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, fest. Neugründungen seien nicht nur Innovationstreiber – sie schafften auch Arbeitsplätze. Knapp 59 Prozent der Gründenden planen in den ersten beiden Jahren mit Angestellten.
Die Gründungslandschaft in Rheinland-Pfalz wird zugleich vielfältiger: 2024 wagten 10.501 Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit – so viele wie seit mehr als zehn Jahren nicht. Mit einem Anteil von 33,4 Prozent liegt Rheinland-Pfalz leicht über dem Bundesdurchschnitt und im oberen Drittel der Bundesländer. Auch internationale Gründungen nehmen zu – so kamen 2024 11 Prozent der Gründerinnen und Gründer aus Nicht-EU-Staaten, das sind rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. „Vielfalt ist ein klarer Standortvorteil“, sagt Karina Szwede, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Rheinhessen. „Gründerinnen und Gründer mit unterschiedlichem Hintergrund bringen neue Ideen, Netzwerke und Perspektiven in unsere Wirtschaft.“
Startups: Wachstumsmotor mit Nachholbedarf
Beim Thema Startups besteht dagegen laut Report Nachholbedarf: Mit nur 65 Gründungen in diesem Segment belegt Rheinland-Pfalz bundesweit Rang 10. Innovative, skalierbare Geschäftsmodelle sind unterrepräsentiert. Um für Startups attraktiv zu bleiben, brauche es verlässliche Strukturen – durch Inkubator-Programme, digitale Verwaltung, enge Hochschulanbindung und einen landesweiten Wachstumsfonds. „Gerade in der Frühphase sind Kooperationen und Netzwerke entscheidend, um Geschäftsmodelle zur Marktreife zu bringen“, betont Rössel.
Betriebsgründungen steigen – Handwerk bleibt stabil
Die Zahl wirtschaftlich relevanter Betriebsgründungen stieg 2024 auf über 5.400 – ein weiteres Zeichen für unternehmerische Substanz in Rheinland-Pfalz. Das Handwerk zeigt sich robust: Die zulassungspflichtigen Handwerke zeigen sich stabil, in zulassungsfreien und handwerksähnlichen Gewerben ist der Bestand leicht gewachsen. „Gründerinnen und Gründer mit praktischer Erfahrung, guter Qualifikation und regionaler Verwurzelung trotzen auch schwierigen Rahmenbedingungen“, sagt Anja Obermann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen. Doch: Damit Betriebe wachsen und ausbilden können, brauche es gezielte politische Unterstützung und mehr gesellschaftliche Wertschätzung – ein Drittel der Gründenden sieht das als zentral für den Gründungsgeist, insbesondere im schulischen und akademischen Umfeld.
Nachfolge: Potenzial für den Mittelstand
Weiterhin zeigt der Gründungsreport das Potenzial einer Unternehmensnachfolge: 28 Prozent der Gründenden sehen in der Übernahme bestehender Betriebe eine attraktive Alternative zur Neugründung. Die Zahl der Übernahmen wächst – doch zwei Drittel der übergabereifen Unternehmen haben noch keine konkreten Pläne. IHKs und Handwerkskammern setzen hier auf persönliche Beratung und digitale Plattformen wie die Unternehmenswerkstatt Rheinland-Pfalz, die Nachfolgewerkstatt oder die Nexxt-Change-Börse, um Übergaben zukunftsfest zu gestalten.
Starterzentren: Rückgrat der Gründungsberatung
Die 31 Starterzentren in Rheinland-Pfalz unterstützten 2024 über 15.000 Gründende – mit individueller Beratung, regionaler Vernetzung und praxisnaher Hilfe. Sie sind zentrale Anlaufstelle für alle, die den Weg in die Selbstständigkeit wagen.
„Unsere Starterzentren machen Gründung greifbar – durch persönliche Begleitung und passgenaue Angebote“, so Rössel und Obermann.