IHK-Konjunkturbericht Rheinland-Pfalz zum Herbst 2025

Rheinland-pfälzische Wirtschaft verharrt in der Rezession – Dringender Handlungsbedarf bei den Standortbedingungen

Die Herbstumfrage der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern zeigt: Die wirtschaftliche Lage im Land bleibt angespannt – Aufschwungsignale sind weiterhin nicht in Sicht. Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz ist weiterhin in der Rezession und pessimistisch gestimmt. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen zu einem Gesamtwert zusammenfasst, liegt – wie bereits im Frühsommer 2025 – bei 88 Punkten. Damit verharrt der Index deutlich unter der 100-Punkte-Marke, welche die Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung markiert.

Lage und Erwartungen verharren auf einem schlechten Niveau

Die aktuelle Geschäftslage hat sich gegenüber der Vorumfrage leicht verschlechtert. Lediglich 20 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Situation als gut, 80 Prozent als befriedigend oder schlecht. Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate erwarten 13 Prozent eine Verbesserung und 87 Prozent eine unveränderte oder schlechtere Entwicklung.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, erklärt: „Die pessimistische Grundstimmung in den Unternehmen hat sich verfestigt. Nach zwei Jahren Rezession gibt es weiterhin keine belastbaren Anzeichen dafür, dass ein Aufschwung zu erwarten wäre.“
Konjunkturklima

Wachsende Zurückhaltung bei Investitionen und Beschäftigung

Auch bei den Planungen für Investitionen und Beschäftigung setzt sich die pessimistische Grundstimmung fort. In beiden Bereichen liegen die Salden aus höheren oder niedrigeren Erwartungen mit -13 bzw. -18 Prozentpunkten deutlich im negativen Bereich und haben sich gegenüber der Frühjahrsumfrage verschlechtert. 22 Prozent der Unternehmen planen höhere Investitionen, während 43 Prozent unverändert planen und 35 Prozent ihr Investitionsbudget reduzieren wollen. Nur neun Prozent der Betriebe beabsichtigen, ihre Belegschaft aufzustocken, 64 Prozent rechnen mit einer unveränderten Mitarbeiterzahl und 27 Prozent planen einen Personalabbau.
Die Exporterwartungen der Industriebetriebe verschlechtern sich dagegen nicht weiter und verharren bei einem negativen Saldo von -21 Prozentpunkten.
Beschäftigungsabsichten

Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen als größtes Geschäftsrisiko

Drei zentrale Risiken prägen derzeit das Stimmungsbild der rheinland-pfälzischen Wirtschaft: 62 Prozent der Unternehmen nennen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als größten Risikofaktor – bereits seit einem Jahr liegt dieser Wert über der 60-Prozent-Marke. Fast ebenso häufig wird der Inlandsabsatz genannt, der mit 61 Prozent ein ähnlich hohes Niveau erreicht wie zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühsommer 2020. Zudem gewinnen die Arbeitskosten weiter an Bedeutung und belasten die Unternehmen zunehmend.
Geschäftsrisiken
Vor diesem Hintergrund hat die IHK-Organisation im Rahmen der Herbstumfrage ein Stimmungsbild zu den erwarteten Folgen der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns eingeholt: Demnach hat die Mindestlohnerhöhung auf 63 Prozent der befragten Unternehmen konkrete Auswirkungen. 42 Prozent werden infolge der Mindestlohnerhöhung auch die Löhne in höheren Lohngruppen anpassen müssen. Rund ein Drittel (35 Prozent) plant, Preisanpassungen vorzunehmen, um die gestiegenen Kosten weiterzugeben. 16 Prozent gehen davon aus, die Zahl ihrer Beschäftigten reduzieren zu müssen, und 6 Prozent erwarten Einschränkungen bei ihren Produktions- oder Dienstleistungsangeboten.
Mindestlohn
Darüber hinaus wurde erhoben, welche Maßnahmen die rheinland-pfälzischen Unternehmen für geeignet halten, um ältere Beschäftigte länger im Erwerbsleben zu halten. Dabei setzen die Betriebe vor allem auf steuerliche Anreize (65 Prozent) und den Wegfall von Sozialabgaben für Beschäftigte im Rentenalter (54 Prozent). Zudem befürworten 51 Prozent eine flexiblere Weiterbeschäftigung nach Renteneintritt.
Maßnahmen
„Das Meinungsbild zeigt: Die Wirtschaft ist zum großen Teil von der Erhöhung des Mindestlohns betroffen. Der Trend der hohen Arbeitskosten liegt auch darin begründet. Eine Weitergabe durch höhere Preise gelingt nur einem Teil der Unternehmen. Dagegen werden steuerliche Vorteile für Beschäftigte, die über das Rentenalter hinaus arbeiten, begrüßt. Das zeigt: Die aktuellen politischen Überlegungen zur Aktivrente gehen in die richtige Richtung.“, kommentiert Arne Rössel.

Pessimistischer Blick in die Branchen

In der Industrie ist ein leichter Rückgang des Geschäftsklimas zu verzeichnen. Der IHK-Konjunkturklimaindex sinkt um drei Punkte auf 85 Punkte. Der Dienstleistungssektor zeigt sich mit einem Indexwert von 99 Punkten weiterhin am robustesten. Der Handel bleibt hingegen das größte Sorgenkind der Wirtschaft: Mit einem Klimaindex von 77 Punkten stagniert die Stimmung auf niedrigem Niveau. Auch im Bausektor verschlechtern sich die Geschäftserwartungen wieder; trotz des Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaschutz ist bislang kein positiver Effekt zu erkennen.
Indikatorpunkte
„Die Unternehmen in Rheinland-Pfalz zeigen trotz der seit Jahren schleppenden Konjunktur eine bemerkenswerte Widerstandskraft“, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel fest. „Jetzt braucht es endlich klare und verlässliche Rahmenbedingungen sowie gezielte Entlastungen, um das Vertrauen in den Standort zu stärken. Hier sind die EU-, Bundes- und Landespolitik gleichermaßen gefordert. Die bisherigen Ansätze reichen nicht aus, das verlorengegangene Vertrauen zurückzugewinnen.“
Die Konjunkturumfrage der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz lief im Zeitraum vom 11. September bis 2. Oktober 2025. Teilgenommen haben 987 Unternehmen mit insgesamt rund 161.200 Beschäftigten.