Herbst-Konjunkturumfrage im IHK-Bezirk Koblenz

Kein Aufschwung in Sicht – Wirtschaft im nördlichen Rheinland-Pfalz bleibt weiter unter Druck

Die Wirtschaft im nördlichen Rheinland-Pfalz tritt auch im Herbst weiter auf der Stelle – das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Koblenz. Der Seitwärtstrend auf niedrigem Niveau hält nun schon seit zwei Jahren an und lässt keinen kräftigen Aufschwung erkennen.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate zusammenfasst, liegt im Herbst 2025 bei 85 Punkten (Vorumfrage Frühsommer 2025: 86 Punkte). Ein Wert von unter 100 Punkten signalisiert eine überwiegend pessimistische Grundstimmung.

Geschäftslage auf dem niedrigsten Stand seit 16 Jahren

Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt zunehmend kritisch aus: Während 19 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut einschätzen, beurteilen 32 Prozent ihre Situation als schlecht. Der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen ist damit seit dem Jahresbeginn 2023 fast kontinuierlich gesunken und erreicht diesen Herbst mit -13 Prozentpunkten den niedrigsten Wert der letzten 16 Jahre.
Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung der IHK Koblenz, erläutert: „So lange wie jetzt war der Lagesaldo in keiner vorherigen Umfrageperiode im negativen Bereich. Die Dauer dieser Schwächephase zeigt, dass wir es nicht mit einem vorübergehenden Stimmungstief zu tun haben, sondern mit einer strukturellen Verunsicherung quer durch alle Branchen.“
Auch bei den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate kann kein belastbarer Aufwärtstrend festgestellt werden. Die Mehrheit der ansässigen Betriebe rechnet mit einer gleichbleibenden Lage. Während 29 Prozent nachlassende Geschäfte befürchten, gehen nur 13 Prozent von einer Verbesserung ihrer Geschäftstätigkeit aus.
Konjunktur

Hohe Kosten, schwache Nachfrage und Unsicherheit prägen das Geschäftsklima

Drei Geschäftsrisiken dominieren die aktuelle Umfrage: Der Inlandsabsatz ist mit 64 Prozent der Stimmen die größte Herausforderung für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen im IHK-Bezirk Koblenz. Fast ebenso häufig werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt (62 Prozent). Deutlich gestiegen ist die Bedeutung der Arbeitskosten, die von 58 Prozent der Betriebe als Risiko eingeschätzt werden – ein Plus von 8 Prozentpunkten gegenüber dem Frühsommer.
„Die hohen Arbeitskosten treffen viele Branchen empfindlich – besonders dort, wo Margen ohnehin gering sind“, betont Göttlich. „Zugleich erschwert die politische Unsicherheit Investitionen und langfristige Planung. Unsere Unternehmen brauchen endlich Verlässlichkeit statt ständig wechselnder Rahmenbedingungen.“
Konjunktur

Investitionen und Beschäftigung bleiben auf Sparflamme

Größere Wachstumsimpulse sind nicht in Sicht. Die Investitionspläne haben sich gegenüber dem Frühsommer kaum verändert, es herrscht weiterhin Investitionszurückhaltung.
Auch die Beschäftigungserwartungen sind verhalten. Während 30 Prozent der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten mit einem Personalabbau rechnen, wollen nur 9 Prozent zusätzliche Mitarbeiter einstellen.
Eine leichte Verbesserung zeigt sich im Exportgeschäft. Der Saldo aus höheren und niedrigeren Exporterwartungen verbessert sich von -17 Prozentpunkten (Frühsommer 2025) auf -12 Prozentpunkte (Herbst 2025). Fast ein Drittel der Industrieunternehmen rechnet mit stabilen Ausfuhren.
Konjunktur

Blick in die Branchen

Die Industrie tritt mit einem Konjunkturklimaindex von 86 Punkten weiter auf der Stelle. Negative Salden bei Lage, Erwartungen und Investitionen bleiben bestehen, während sich die Beschäftigungsperspektive nochmals eintrübt.
Im Handel zeigt sich die Stimmung noch deutlich pessimistischer: Mit einem Indexwert von 76 Punkten erreicht die Branche wieder das Niveau des letzten Herbstes. Inflation, schwache Binnenkonjunktur und Kaufzurückhaltung prägen das Bild. Besonders der Inlandsabsatz wird von 66 Prozent der Handelsunternehmen als größtes Risiko eingeschätzt.
Etwas robuster präsentiert sich der Dienstleistungssektor, der mit einem Konjunkturklimaindex von 91 Punkten im Branchenvergleich am stabilsten bleibt – allerdings ebenfalls unter der 100-Punkte-Marke.
Im Gastgewerbe steigt der Konjunkturklimaindex von 78 auf 84 Punkte. Als besonders herausfordernd sehen die Betriebe in dieser Branche die Arbeitskosten. Diese werden von insgesamt 83 Prozent als bedeutendes Risiko für die Geschäftsentwicklung eingestuft.
Konjunktur
„Steigende Kosten, unsichere politische Rahmenbedingungen und eine schwache Nachfrage dämpfen die Zuversicht. Von einer konjunkturellen Trendwende ist die Wirtschaft im nördlichen Rheinland-Pfalz noch entfernt. Wir brauchen jetzt mutige wirtschaftspolitische Impulse, weniger Bürokratie und verlässliche Rahmenbedingungen, damit aus Stillstand wieder Aufschwung werden kann“, so Göttlich abschließend.
Die Konjunkturumfrage wurde vom 11. September 2025 bis 2. Oktober 2025 durchgeführt. An der Umfrage der IHK Koblenz haben 342 Unternehmen mit rund 40.800 Beschäftigten teilgenommen.