Butter bei die Fische, Sigrid Weber!

Sigrid Weber ist seit 2019 Mitglied der IHKLW-Vollversammlung. Auf was sich die Unternehmerin nach Corona besonders freut, verrät sie in der Interview-Reihe "Butter bei die Fische".
Frau Weber, Sie sitzen im Ehrenrat der Vollversammlung. Welche Werte sind für Sie im Geschäftsleben besonders wichtig?
Vertrauen, Respekt und Dankbarkeit sind mir besonders wichtig. Das Vertrauen gegenüber Kunden und Lieferanten ist die Grundlage dafür, um gemeinsam etwas voranzubringen. Im Miteinander hilft es, respektvoll sein. Wir haben alle unsere Päckchen zu tragen und sollten uns unserer eigenen Grenzen sowie der Grenzen anderer Menschen bewusst werden. Dankbarkeit finde ich immer wichtig, vor allem in schwierigen Situationen. Wut, Zorn, Ärger oder Neid kosten nur Zeit und Energie und ja, sie dürfen sein, aber nur sehr kurz, um dann gleich zu schauen, was ich tun muss, um dies oder jenes zielführend zu verändern. Selbst in den kleinsten Dingen findet sich immer etwas Gutes. Ich bin zum Beispiel gerade dankbar für den Blick aus meinem Fenster in den Garten – mit Blick auf den Forsythien-Strauch, der langsam Knospen entwickelt. Der Frühling kommt, die Natur erwacht. Das allein macht mich schon glücklich und stärkt meine Resilienz.
Sie führen eine Akademie für Kulturwandel. Welcher Wandel/ welche Veränderung hat Sie in ihrem Leben ganz besonders geprägt?
Die Geburt meiner vier Kinder hat mein Leben auf den Kopf gestellt – im positiven Sinn. Die Erfahrung, neues Leben geben zu können, ist wunderbar. Ein Leben in jedem Moment begleiten zu können, wohlwollend und mit bedingungsloser Liebe – das ist ein Geschenk. Ich habe durch meine Kinder das aktive Zuhören intensiver als jemals zuvor erlebt. Aktives Zuhören, das ich auch beruflich gut einsetzen kann. Dazu kommen auch Vertrauen und Besonnenheit – Werte, die ich im Umgang mit meinen Kindern und auch mit Kollegen oder Kunden brauche. Meine Kinder leben alle noch bei uns im Haus. Wir sind eine sehr entspannte, gut funktionierende Familien-WG.
Sie vertreiben maßgeschneiderte Hemden, Blusen und Accessoires. Welches Accessoire aus Ihrem Kleiderschrank ist Ihnen am wichtigsten?
Die Manschettenknöpfe meines Vaters liegen mir besonders am Herzen. Er ist einen Tag vor meinem 50. Geburtstag im Alter von 73 Jahren verstorben. Wenn ich seine Manschettenknöpfe an meiner Bluse trage, denke ich an all die schönen und liebenswerten Momente mit ihm zurück – trotz oder vielleicht auch wegen seiner Krankheit. Er hatte Alzheimer. Ich erinnere mich noch sehr genau an einen Moment, wo wir zusammen auf einer Bank am Bodensee saßen: Er sagte zu mir: „Sie sind ja eine hübsche, junge Frau.“ Und ich antwortete: „Danke Dir. Und weißt Du was, was das Beste ist? Ich bin Deine große Tochter.“
Corona zehrt an unser aller Nerven. Wie bleiben Sie trotz allem optimistisch?
Ich mache täglich Yoga und meditiere. Außerdem schreibe ich seit sechs Jahren ein Dankbarkeitstagebuch. So führe ich mir jeden Tag die drei Dinge vor Augen, für die ich am dankbarsten bin. Dankbarkeit ist die Grundlage für tiefe Zufriedenheit und Gelassenheit. Diese Tagebücher hebe ich auf und schaue immer mal wieder hinein. Der Blick in diese Bücher hilft mir, Dinge loszulassen – und mir vor Augen zu führen, wie schön das Leben ist. Corona verlangt uns allen zwar im Moment viel ab. Aber wir lernen durch die Pandemie auch neue Wege kennen – seien es neu entwickelte Formate in den Sozialen Medien oder neue Kundenservices. Auf meiner Homepage, auf der ich Maßmode und Accessoires vertreibe, wurde durch Corona jetzt zum Beispiel sehr viel früher als gedacht ein Online-Shop mit automatisch hinterlegten Größeneinstellungen eingeführt.
Ein Leben ohne eine weltweite Pandemie: Was sind Ihre Pläne für das „Danach“?
Reisen, reisen, reisen (lacht). Ich würde unheimlich gern wieder unsere Produktionsstätte in Bangkok besuchen. Jan und Renke, unsere beiden deutschen Geschäftsführer vor Ort sind offen für jeden Besuch. Wir haben eine sehr transparente Fabrik mit besonders guten Arbeitsbedingungen und einem nachhaltigen Konzept. Jeder kann dort vorbeischauen und sich ein Bild von der Mode-Produktion machen. Irgendwann würde ich sehr gern eine Gruppenreise mit Kunden dorthin organisieren. Und privat zieht es mich ans Wasser: Normalerweise nehme ich mir regelmäßig kleine Auszeiten vom Alltag. Einmal im Monat, ein bis zwei Tage, ein ausgeschaltetes Handy, Alleinsein, Kraft tanken – Zeit nur für mich, irgendwo am Meer. Sobald diese kleinen Ausflüge wieder möglich sind, mache ich mich wieder auf den Weg. Darauf freue ich mich schon sehr.
Grit Preibisch
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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