„Europa muss seinen Platz im globalen Wettbewerb behaupten“

Thomas Schäfer, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG, warnt vor zunehmendem Protektionismus. Wie Volkswagen mit Lokalisierung und Kooperationen auf die handelspolitischen Spannungen zwischen USA und China reagiert – und welche politischen Rahmenbedingungen Europa jetzt braucht.
Herr Schäfer, wie bewerten Sie aktuell die handelspolitischen Spannungen für die globale Aufstellung von Volkswagen bzw. der deutschen Automobilindustrie?
Die deutsche Automobilindustrie hat immer vom globalen Freihandel profitiert, doch aktuell geraten multilaterale Vereinbarungen stehen zunehmend unter Druck. Zwischen den USA und China muss auch Europa seinen Platz im internationalen Wettbewerb verteidigen und die europäische Wertschöpfung stärken. Leider sehen wir in vielen Ländern eine Tendenz zu mehr Protektionismus. Das ist herausfordernd für uns als global agierendes Unternehmen. Wir setzen daher verstärkt auf Lokalisierung und strategische Kooperationen. Der Weg zu mehr Souveränität führt oft über mehr Zusammenarbeit.
Wie blicken Sie auf die deutsche Wettbewerbsfähigkeit in der E-Mobilität?
Volkswagen ist Marktführer in Deutschland und Europa – auch im Elektro-Segment. Unsere Modelle kommen jetzt schon super bei unseren Kunden an und ich bin davon überzeugt, dass wir unsere Position nächstes Jahr weiter ausbauen: Mit ID. Polo und ID. Cross bringen wir bezahlbare E-Modelle ab 25.000 Euro, die in Sachen Design, Qualität, Bedienung, Technologien und Platzangebot wieder zu 100 Prozent VW sind. Ab 2027 folgt dann mit der Serienversion des ID.EVERY1 noch ein Auto ab 20.000 Euro. Wir machen nun E-Mobilität erschwinglich und für Millionen von Menschen zugänglich – das erwarten die Leute von VW und dieses Versprechen lösen wir jetzt ein.
Welche politischen Rahmenbedingungen brauchen Volkswagen und die deutsche Automobilindustrie, um im globalen Wettbewerb ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern?
Aus meiner Sicht benötigen wir faire und zuverlässige Wettbewerbsbedingungen, zum Beispiel für die Produktion von Batteriezellen im Vergleich zu China oder den USA. Das betrifft den Strompreis, aber auch Förderungen, die an den tatsächlichen Produktionserfolg gekoppelt sind. Insbesondere im Volumensegment gilt: Die Zukunft der Mobilität ist batterieelektrisch. Wir bei VW haben unsere Hausaufgaben gemacht. Jetzt brauchen wir Sicherheit, Klarheit und Orientierung, um als deutscher Automobilhersteller wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ist die Aufgabe der Politik in Deutschland und in Europa. Interview: Christiane Hewner