IHK24

Energie und Wettbewerbsfähigkeit

Unter dem Motto #GemeinsamBesseresSchaffen setzt sich die IHK-Organisation für Reformen in der Wirtschaftspolitik ein. Was sich in der Energiepolitik ändern muss, macht ein Besuch bei IHKLW-Vollversammlungsmitglied Andreas Röders deutlich.
Flexibilität im Denken und Handeln gehört für Andreas Röders zum Unternehmertum dazu. Der Betrieb G.A. Röders, den er zusammen mit Cousin Gerd leitet, kann auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurückblicken. Dass in einer derart langen Historie immer wieder teils massive Herausforderungen bewältigt werden mussten, versteht sich von selbst. Die letzte Krise, die der Hersteller von rund 2.000 Gussprodukten aus Aluminium und Kunststoff managen musste, liegt noch gar nicht lange zurück.
„Durch den Ukraine-Krieg erreichte der Strompreis 2022 mit bis zu einem Euro pro Kilowattstunde einen absoluten Peak“, sagt der 63-Jährige, der sich in der Vollversammlung unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) engagiert. „Für eine energieintensive Branche wie unsere kann das existenzgefährdend sein – und das war es auch.“ Damals habe man den Kund*innen mitteilen müssen, dass die akute Gefahr einer Insolvenz vorliege, und dann einen Energieteuerungszuschlag als Kompensation bekommen. „Im internationalen Wettbewerb ist jedoch selbst der Preis von momentan 25 Cent ein Problem, wenn beispielsweise China bei vier bis acht Cent liegt.“
Grüner Strom aus Wasserkraft
Um die deutsche Industrie wettbewerbsfähig zu halten und eine Abwanderung ganzer Produktionszweige zu verhindern, fordert Andreas Röders einen Strompreis, der auch im Vergleich zu Nachbarländern wettbewerbsfähig ist. „Industriekunden zahlen in unserem Nachbarland Frankreich die Hälfte. Zusammen mit Steuern, Netzentgelten und Umlagen sind die Energiekosten in Deutschland bis zu viermal so hoch wie in anderen Ländern. Wir brauchen dringend wettbewerbsfähige Strompreise, um die nötige Transformation hin zu alternativen Energien zu begleiten.“ An den beiden Soltauer Standorten setzt das Unternehmen, das in Tschechien mit Mesit & Röders ein drittes Werk betreibt, bereits zu 100 Prozent auf Grünstrom. Dieser wird in Norwegen aus Wasserkraft gewonnen. Längst hat das Thema Nachhaltigkeit einen Platz in der Unternehmenskultur, auch weil immer mehr Kunden wie Porsche einen sehr genauen Blick auf den „Carbon Footprint“ entlang der Lieferkette haben. „Ich bin mir sicher, dass derartige Aspekte bald ein Vergabekriterium für Aufträge sein werden“, so Röders.
Stromsicherheit muss gewährleistet sein
Wie stark sich die hohen Stromkosten auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken, zeigt das DIHK-Energiewende-Barometer 2023. Demnach erwägen 32 Prozent aller Unternehmen, Kapazitäten aufgrund gestiegener Energiepreise ins Ausland zu verlagern. Insbesondere die Industrie fährt ihre Investitionen in Kernprozesse wie Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen zurück. Abgesehen vom Preis zählt für den Unternehmer Röders auch das Thema Stromsicherheit zu den offenen Fragestellungen der Zukunft: „Die Versorgung etwa durch Fotovoltaik ist sehr volatil. Deshalb müssen wir überlegen, ob und wie wir die Produktion anpassen können.“ Tatsächlich habe man in der Aluminium-Schmelzerei in Soltau durch eine Neuorganisation bereits 30 Prozent der Energie einsparen können. „Wenn wir Schmelzkampagnen zusammenfassen, weil ein Metallwechsel einen größeren Verbrauch mit sich bringt, bedeutet das für den Kunden jedoch möglicherweise längere Wartezeiten.“
Schnellerer Ausbau der Erneuerbaren
Auch Verzögerungen bei staatlichen Planungs- und Genehmigungsverfahren kritisiert Andreas Röders: „Nach dem Ausstieg aus Kernkraft und – absehbar – aus der Kohleverstromung muss Deutschland beim Ausbau von regenerativen Energien schneller werden.“ Außerdem sei es notwendig, über eine gerechtere Verteilung der Netzentgelte auf die Bundesländer zu diskutieren. Ob die Zeiten für ihn als Unternehmer schwieriger geworden seien? „Gefühlt hat die Geschwindigkeit zugenommen, in der wir uns umstellen müssen.“ Das wisse auch sein 29-jähriger Sohn, der bereits „in den Startlöchern“ stehe – als 7. Generation im Familienunternehmen.
Alexandra Maschewski
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Der 10-Punkte-Plan der IHK-Organisation unter dem Motto “#GemeinsamBesseresSchaffen – jetzt!” geht auf eine Initiative unserer IHKLW zurück. Ziel ist ein Kurswechsel in der deutschen Wirtschaftspolitik: www.dihk.de/resolution2023
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