Drei Fragen an | 19.07.2023

Vom Optimismus ist nicht mehr viel übrig

Die IHK Heilbronn-Franken hat die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage für das zweite Quartal 2023 veröffentlicht. Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, zum aktuellen Wirtschaftslagebericht für die Region. Von Andreas Lukesch

Frau Döring, nach Corona, nach dem Energieschock im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg hat sich zu Jahresbeginn die Stimmung in der regionalen Wirtschaft wieder leicht erholt, Tendenz steigend. Hat sich der Trend auch im zweiten Quartal fortgesetzt?

Elke Döring: Leider nein. Vom Optimismus zum Jahreswechsel ist nicht mehr viel übrig. Wir sind selbst überrascht und besorgt darüber, wie sehr sich das Stimmungsbild in der Wirtschaft eingetrübt hat. Nur noch rund ein Drittel der befragten Unternehmen beurteilt die eigene wirtschaftliche Lage als gut, zehn Prozent weniger als im Vorquartal. Dagegen hat sich die Zahl derjenigen, die ihr Situation als schlecht bezeichnen, fast verdoppelt (von 7 auf 12 Prozent).

Und was sind nach Ihrer Einschätzung die Gründe für den Stimmungsumschwung?

Elke Döring: Da kommt ganz viel zusammen: die schwache Außenwirtschat, die steigenden Zinsen, aber auch die Wirtschaftspolitik und die Sorgen um die internationale Wettbewerbsfähigkeit machen den Unternehmen zu schaffen. Hinzu kommen die bekannten Geschäftsrisiken, wie in erster Linie der Fachkräftemangel, die Arbeitskosten oder das leidige Thema Energiepreise.

Gibt es denn wenigstens für das zweite Halbjahr eine positive Perspektive?

Elke Döring: Nicht wirklich: Erstmals seit Herbst 2022 überwiegen bei den Geschäftserwartungen wieder die pessimistischen Stimmen. Auch bei den Investitionen bleiben die Betriebe sehr zurückhaltend.  Ein erheblicher Teil der Unternehmerinnen und Unternehmer hat nicht das Gefühl, dass sich an den belastenden Rahmenbedingungen absehbar etwas ändert und befürchtet eher, dass sie den Herausforderungen, die die Digitalisierung oder die veränderte geopolitische Lage mit sich bringen, nicht gewachsen ist. Also muss sich etwas ändern – in der Steuerpolitik, bei den Energiekosten und beim Bürokratieabbau. Wir brauchen Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und kürzere Genehmigungsverfahren. Die Forderungen liegen allesamt auf dem Tisch, sie müssen nur Gehör finden, damit die nächste Konjunkturumfrage möglicherweise wieder etwas besser ausfällt.
Eine Analyse der aktuellen Konjunkturumfrage mit IHK-Volkswirtin Dorothee Kienzle sehen Sie hier auf Youtube
Andreas Lukesch
Leiter Marketing & Kommunikation und Pressesprecher