Drei Fragen an | 21.02.2024

Geschäftsrisiko Wirtschaftspolitik

IHK-Volkswirtin Dorothee Kienzle ordnet die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage zum Jahreswechsel 2023/24 ein. Von Andreas Lukesch

Frau Kienzle, bei der IHK-Konjunkturumfrage für das dritte Quartal 2023 hatte sich die Talfahrt der Konjunktur in Heilbronn-Franken fortgesetzt. Wie fällt das Stimmungsbild unter den regionalen Unternehmen am Jahresanfang 2024 aus?

Dorothee Kienzle: Leider hält die wirtschaftliche Schwächephase auch zum Jahresbeginn 2024 im IHK-Bezirk Heilbronn-Franken an. Die Lageeinschätzungen der Unternehmen fallen das dritte Mal in Folge ungünstiger als in den Vormonaten aus.
Auch hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung bleiben die Sorgen der Betriebe groß. Die Geschäftserwartungen sind trotz einer leichten Erholung von deutlicher Skepsis geprägt.
Allerdings: Nach dem Einbruch vom Herbst 2023 blickt die regionale Industrie nun wieder vorsichtig optimistisch auf die kommenden Ausfuhren. Die Exporterwartungen haben sich mit den Auftragseingängen aus dem Ausland und dem sich stabilisierenden Welthandel geringfügig verbessert.

Wie ist die Lage in den Branchen im Einzelnen?

In allen Branchen bis auf den Großhandel hat sich das Stimmungsbild verschlechtert, in der Industrie bereits zum vierten Mal in Folge, und das Baugewerbe beurteilt seine wirtschaftliche Situation sogar so ungünstig wie zuletzt am Jahresbeginn 2006. Der Einzelhandel sieht die Konsumneigung auf einem Tiefpunkt. Am günstigsten schätzt noch der Dienstleistungssektor seine Geschäftslage ein. 

Worin sehen die Unternehmen die größten Risiken?

Weiter gestiegen ist das Risiko Wirtschaftspolitik. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden zunehmend als Belastung empfunden – inzwischen von mehr als jedem dritten Betrieb in Heilbronn-Franken.
Einen Anstieg verzeichnet auch das Risiko geopolitische Spannungen aufgrund des Konflikts im Nahen Osten und des Russland-Ukraine-Kriegs.
Insgesamt bleibt der Fachkräftemangel mit 60 Prozent das größte Geschäftshemmnis, gefolgt von der schwachen Inlandsnachfrage, den Arbeitskosten und den hohen Energiepreisen.
Den kompletten Wirtschaftsbericht auf unserer Homepage unter der Rubrik “Zahlen, Daten & Fakten”.
Andreas Lukesch
Leiter Marketing & Kommunikation und Pressesprecher