Das steckt dahinter | 18.08.2023

Warum eine geförderte Unternehmensberatung?

Die gute Nachricht: Das Land Baden-Württemberg fördert weiter die Beratung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Insgesamt 1,3 Millionen Euro hat Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut ausgewählten Wirtschaftsverbänden zur Verfügung gestellt, um den Mittelstand bei der Zukunftssicherung zu unterstützen. Warum die IHKs dennoch Handlungsbedarf sehen, erklärt die neue wnews-Rubrik „Das steckt dahinter“. Von Andreas Lukesch

Warum und für wen ist eine geförderte Unternehmensberatung so wichtig?

Zunächst einmal gilt: Alle Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Die Digitalisierung beispielsweise erfordert umfassende Transformationsprozesse, die für kleine und mittlere, vor allem aber auch für noch junge Unternehmen oder Startups schwer zu stemmen sind. Wer dafür eine professionelle Unternehmensberatung in Anspruch nimmt, muss tief in die Tasche greifen.

Aber es gibt auch Hilfe: 

Während Beratungsleistungen von bis zu fünf Tagen mit dem Bundesprogramm „Förderung von Unternehmensberatungen für KMU“ unter bestimmten Voraussetzungen mit 50 Prozent gefördert werden können, bietet das jetzt vom Landeswirtschaftsministerium fortgeschriebene Programm „Unternehmensberatung Mittelstand“ kleinen und mittleren Betrieben mit weniger als 250 Beschäftigten die Möglichkeit, jährlich eine geförderte Kurzberatung von zwei Tagen in Anspruch zu nehmen.
Darin kann es um alle möglichen Themen gehen. Das Beratungsangebot umfasst konzeptionelle Beratungen in allen wirtschaftlichen, finanziellen, technischen und organisatorischen Problemfeldern sowie die Anpassung an neue Wettbewerbsbedingungen. Beratung erfolgt aber auch zu Spezialthemen wie betrieblicher Umweltschutz, Energieeinsparung oder Erschließung von Auslandsmärkten.
Klingt erst mal viel, aber…
- Christina Nahr-Ettl, Mitglied der Geschäftsleitung IHK Heilbronn-Franken

Zwar sollen mit dem Programm mehr als 14.000 Beratungstage gefördert werden, aber der Wirtschaft reicht das nicht: „Klingt erst mal viel, deckt aber nach den Erfahrungen der IHKs den Beratungsbedarf in der Zielgruppe nicht ab“, sagt Christina Nahr-Ettl, in der Geschäftsleitung der IHK Heilbronn-Franken zuständig für den Bereich Unternehmen und International. Die IHK Heilbronn-Franken ist landesweit federführend bei der Gewerbeförderung. In einer Grundpositionierung zur Gewerbeförderung heißt es unter anderem: „Die Unternehmensberatung ist ein wirkungsvolles Instrument für die Entwicklung und Leistungsfähigkeit von Existenzgründungen sowie von kleineren und mittleren Unternehmen. Qualifizierte Beratung trägt zu einem sicheren Start in die Selbstständigkeit sowie zur Erhaltung und Steigerung der Markt- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen bei…. Für viele Unternehmen bieten entsprechende Beratungen eine erste und gleichzeitig kostengünstige Möglichkeit, mit Unternehmensberaterinnen und -beratern in Kontakt zu treten. Sie tragen vor allem dazu bei, vorhandene Hemmschwellen auf Unternehmensseite zu reduzieren. Gleichzeitig erfolgt eine Sensibilisierung im Hinblick auf die Möglichkeit, bei künftigem betrieblichem Bedarf entsprechende Beratungsleistungen zu nutzen.“

Tatsache ist, das Angebot schrumpft.

Ein Beispiel: Geförderte Unternehmensberatungen sollen auch unmittelbar bei der Unternehmenssicherung und -übergabe helfen – wie es das bis 2020 angebotene Coaching-Programm des Landes beinhaltet hat. Das Programm ist ausgelaufen, ohne Nachfolgefinanzierung. Bisher hatten kleinere und mittlere Unternehmen also viel breitere Möglichkeiten, Beratungsleistungen in Anspruch zu nehmen. 
Nun bietet etwa die IHKs, zum Teil mit Kooperationspartnern, allen, die sich selbstständig machen wollen, die Unternehmen auf neue Entwicklungen ausrichten müssen oder die Nachfolge regeln wollen, ein umfassendes Informationsangebot, beraten individuell und führen Veranstaltungen und Sprechtage durch. Aber bei der Nachfolgeregelung gibt es keine praxisgerechte Beratungsförderung mehr für Übergeber - obwohl das Thema bei immer mehr mittelständischen Unternehmen unmittelbar ansteht.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen für die Unternehmen (Energiekosten, Krieg in der Ukraine, Inflation) sehen die IHKs das Land auch bei der Beratung von Unternehmen, die in Schwierigkeiten geraten sind, in der Pflicht. Ein entsprechendes Förderprogramm des Bundes ist 2022 ausgelaufen. Mit dem Programm „Krisenberatung Corona“ hat das Land während der Corona-Pandemie eine praxistaugliche Krisenberatung angeboten, die laut IHK Heilbronn-Franken gegebenenfalls nur etwas modifiziert werden müsste, um Unternehmen mit Schwierigkeiten zu unterstützen.
Die IHKs wirken beim Land daher unter Federführung der IHK Heilbronn-Franken auf die Reaktivierung der Coaching-Programme hin. Unternehmensberatung ist für sie ein unverzichtbarer Beitrag zur Standort- und Wohlstandssicherung, zur nachhaltigen Unternehmensförderung und zur Überlebenssicherung von Startups und jungen Unternehmen.

Wer mehr wissen will:

Die Angebote der IHK Heilbronn-Franken gibt es in der Übersicht in der Rubrik „Gründung & Förderung“ auf unserer Webseite.
Info: Unter der Überschrift „Das steckt dahinter“ beleuchtet wnews.de aktuelle Wirtschaftsthemen, deren Hintergründe und Auswirkungen für die Unternehmen in der Region.
Andreas Lukesch
Leiter Marketing & Kommunikation und Pressesprecher