Das steckt dahinter | 23.01.2025

Das Missmatch-Problem oder die Krux mit den Fachkräften

Es klingt wie ein Widerspruch: Einerseits sorgt die wirtschaftliche Schwäche in Deutschland dafür, dass Unternehmen Personal abbauen oder dies vorhaben – andererseits leidet die Wirtschaft immer noch unter einem Fachkräftemangel, der nicht besser, sondern eher schlimmer wird. Von Andreas Lukesch
Aber wie passt das zusammen? Fachleute sprechen von einem klassischen Missmatch-Problem. Das heißt: Betriebe, die einstellen möchten, suchen andere Qualifikationen als die verfügbaren. So steht es im neuen Fachkräftereport 2024/2025 der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Der stellv. Hauptgeschäftsführer der DIHK, Achim Dercks, bringt es so auf den Punkt: „Fachkräftemangel trifft auf Strukturprobleme.“
Nehmen wir das Beispiel Industrie: Dort verringert sich der Anteil der Unternehmen, die Stellen nicht besetzen können, deutlich und liegt mit 43 Prozent um elf Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Gleichzeitig spüren insbesondere der Maschinenbau (49 Prozent), Hersteller elektrischer Ausrüstungen (49 Prozent) sowie Produzenten von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (41 Prozent) den Personalengpass. In der Bauwirtschaft wird weiterhin vielerorts händeringend nach Personal gesucht. Dort gab über die Hälfte der Unternehmen an (53 Prozent), Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung zu haben, im Tiefbau sind es noch einmal deutlich mehr (61 Prozent). Auch bei den Dienstleistern können mehr als vier von zehn Unternehmen (43 Prozent) Stellen nicht besetzen.

Es fehlen vor allem beruflich qualifizierte Fachkräfte

In den Betrieben mit Stellenbesetzungsproblemen fehlen vor allem beruflich qualifizierte Fachkräfte. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung einerseits und einer hohen Studierneigung der jungen Menschen andererseits fällt es Betrieben zunehmend schwer, sowohl Ausbildungsstellen als auch Fachkraftstellen zu besetzen. Zudem werden Kandidatinnen und Kandidaten gesucht, die über einen Weiterbildungsabschluss verfügen. Unter diesen Engpässen leiden oftmals Betriebe aus dem Maschinenbau, der Chemie- und Pharmaindustrie sowie Automobilhersteller und ihre Zulieferer.

Lösungsansätze gibt es viele

Und wie wäre der Knoten nun zu lösen? Die IHK-Organisation weiß, wie man Unternehmen die Fachkräftegewinnung erleichtern bzw. sie unterstützen könnte. Die Stichworte sind: weniger Bürokratie, Flexibilisierungen bei der Arbeitszeit, Schaffung von Arbeitsanreizen, Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung, aber auch eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf sowie Anreize, ältere Beschäftigte im Arbeitsmarkt zu halten.

Weitere Informationen:

Andreas Lukesch
Leiter Marketing & Kommunikation und Pressesprecher