Studien: KI wird die Arbeitswelt massiv verändern

Das Arbeitsleben wird sich durch Künstliche Intelligenz (KI) wahrscheinlich massiv verändern. Allerdings nicht so schnell wie teilweise bisher prognostiziert. Das zeigen zwei aktuelle Studien des Massachusetts Institute of Technology (MIT) sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF). Diese Zeit sollten Politik, Verwaltungen und Unternehmen zur rechtzeitigen Anpassung nutzen, um sich rechtzeitig anzupassen. So könnten Veränderungen in der Arbeitswelt besser vorbereitet, Arbeitnehmer:innen weitergebildet, und diejenigen geschützt werden, die von den negativen Auswirkungen besonders betroffen sind.

Welche Aufgaben lassen sich kosteneffizient automatisieren?

Je schneller sich die KI-Automatisierung in der Wirtschaft ausbreitet, desto tiefgreifender sind ihre potenziellen Auswirkungen. Das gilt sowohl für die positiven Auswirkungen wie eine verbesserte Produktivität als auch für die negativen wie Arbeitplatzvernichtung. Das MIT hat gemeinsam mit dem Productivity Institute und dem IBM Institute for Business ein durchgängiges Modell zur Abschätzung der Automatisierung von Aufgaben durch KI entwickelt. Es schätzt den Grad der erforderlichen Technisierung einer Aufgabe, die Eigenschaften eines für diese Leistungserbringung notwendigen KI-Systems, und die Wirtschaftlichkeit ab. Das Ergebnis ist eine erste Einschätzung, welche Aufgaben technisch und wirtschaftlich attraktiv zu automatisieren sind und welche nicht.
Dabei konzentrierten sich die Forschenden auf den Bereich der Computer Vision, einem Teilgebiet der KI, das Informationen aus digitalen Bildern, Videos und anderen visuellen Daten nutzt und daraus Aktionen ableitet. Ergebnis: Die meisten US-Unternehmen würden sich angesichts aktueller Kosten bei der Bildverarbeitung gegen eine Automatisierung entscheiden. Angesichts der heute für Bildverarbeitungstätigkeiten in den USA gezahlten Löhne, würde sich eine Umstellung nur bei knapp einem Viertel rechnen. Wenn die Kosten für den Einsatz von Computer Vision rascher sinken oder die Technologie über KI-as-a-Service-Plattformen bereitgestellt würde, würde die Einführung von KI beschleunigt werden.

Der Wandel kommt langsamer, aber er kommt

Ein Paper des Internationalen Währungsfonds („Gen-AI: Artificial Intelligence and the Future of Work“) macht deutlich, das KI das Potenzial hat, die Weltwirtschaft und insbesondere die Arbeitsmärkte neu zu gestalten. Die KI werde weltweit fast 40 Prozent der Arbeitsplätze betreffen, einige ersetzen, andere ergänzen. Fortgeschrittene Volkswirtschaften würden die Vorteile und Nachteile von KI früher erleben als Schwellen- und Entwicklungsländer. Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass ihre Beschäftigungsstruktur eher auf kognitionsintensive Berufe ausgerichtet ist. Es gebe einige konsistente Muster in Bezug auf die KI-Exposition: Frauen und Personen mit Hochschulabschluss seien stärker exponiert, aber auch besser in der Lage, von den KI-Vorteilen zu profitieren. Ältere Arbeitnehmer seien möglicherweise weniger in der Lage, sich an die neue Technologie anzupassen.
Die Ungleichheit des Arbeitseinkommens könne zunehmen, wenn es eine starke Komplementarität zwischen KI und Arbeitnehmer:innen mit hohem Einkommen gebe. Wenn die Produktivitätszuwächse jedoch groß genug seien, könnte das Einkommensniveau der meisten Arbeitnehmer steigen. Fortgeschrittene Volkswirtschaften und stärker entwickelte Schwellenländer müssten sich auf die Verbesserung der Regulierungsrahmen und die Unterstützung der Arbeitsumverteilung konzentrieren und gleichzeitig die nachteilig Betroffenen schützen. Schwellen- und Entwicklungsländer sollten der Entwicklung digitaler Infrastruktur und digitaler Kompetenzen Vorrang einräumen.

Beschäftigte fühlen sich nicht unmittelbar bedroht

Eine Umfrage von YouGov im Auftrag von Kafka Kommunikation zu "Auswirkungen von KI auf Arbeitswelt, Politik und Cybersicherheit" aus dem November 2023 zeigt, dass viele deutsche Beschäftigte Automatisierungspotenziale ihrer Tätigkeit erkennen, bestimmte menschliche Fähigkeiten in absehbarer Zeit nicht von künstlicher Intelligenz übernommen werden könnten. So halten es 70 Prozent der Befragten für unwahrscheinlich, dass ihr Job in den nächsten fünf Jahren von einer KI übernommen wird. 65 Prozent der Arbeitnehmer:innen bezweifeln, dass eine KI bestimmte menschliche Fähigkeiten abbilden kann. Allerdings fühlen sich nur 50 Prozent über den aktuellen Stand der KI-Entwicklung informiert. 66 Prozent üben eine kognitiv anspruchsvolle Tätigkeit aus, jeder Zweite hat einen Bürojob. Davon beschreiben 45% ihre Tätigkeit als repetitiv.
Was lange Zeit als sicherer Job galt, z.B. die Ausführung kognitiv anspruchsvoller Tätigkeiten, ist nach Einschätzung der Studienautoren vor dem Hintergrund aktueller KI-Entwicklungen längst nicht mehr sicher. Leistungsstarke KI-Modelle seien immer mehr in der Lage, kognitive Arbeit zu übernehmen. Für viele Beschäftigte blieben zunehmend weniger Nischen, die sie noch besetzen können. KI-Modelle der nächsten oder übernächsten Generation würden diesen Trend noch verstärken.
(Quellen MIT, IWF, Kafka Kommunikation)