Nachhaltigkeit im Fokus der Wirtschaft

IHK-Wirtschaftsgespräch in Kamen am 19. Januar bei der VAHLE Group

Die Trendthemen Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz standen im Mittelpunkt des IHK-Wirtschaftsgespräches Kamen, zu dem Achim Dries, Mitglied der IHK-Vollversammlung, IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber und Regionalbetreuerin Simone Bergmann am Nachmittag des 19. Januar rund 50 Gäste aus Unternehmen, Politik und Verwaltung begrüßen konnten. Für Dries war es ein besonderes Heimspiel, fand die traditionelle Zukunft der Kamener Wirtschaft doch bei der Paul Vahle GmbH und Co. KG statt, deren Geschäftsführer er mittlerweile seit knapp zehn Jahren ist.
Bei einem Rundgang durch das 1912 gegründete Traditionsunternehmen informierte Dries die Teilnehmer über die wichtigsten Meilensteine der VAHLE Group, die bei einem Jahresumsatz von mehr als 160 Millionen Euro rund 800 Mitarbeiter zählt und in 52 Ländern auf allen Kontinenten vertreten ist. Allein in der Zentrale in Kamen sind 560 Mitarbeiter tätig. Seit den Anfängen, als Firmengründer Paul Vahle die erste Stromschiene entwickelte, hat sich das Unternehmen zu einem hochinnovativen Weltmarktführer für Energie-, Datenübertragungs- und Automatisierungssysteme entwickelt. Und dabei in punkto Nachhaltigkeit viele Akzente gesetzt. „Dies ist eine Notwendigkeit und wird für alle Unternehmerinnen und Unternehmer auch zukünftig unerlässlich sein“, sagte Achim Dries.
VAHLE-Produkte sind bei zahlreichen mobilen Industrieanwendungen im Einsatz und helfen den Kunden dabei, CO² einzusparen. Im Bereich der Hafentechnik etwa, die über Jahrzehnte hinweg vor allem auf den Kraftstoff Diesel setzte, ist VAHLE an vielen Standorten zentraler Partner für die Elektrifizierung sowie für die Automatisierung der Hafentechnik – nachweislich wurden dadurch in den vergangenen gut zehn Jahren mehr als 706.000 Tonnen CO²-Emissionen in den Häfen eingespart.
Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen unterstrich in ihrem Vortrag, dass Nachhaltigkeit mittlerweile auch die Arbeit der Verwaltung stark prägt. „Unsere Strategie reicht dabei von umweltbewusster Stadtentwicklung und nachhaltiger Beschaffung bis hin zur Digitalisierung der Schulen“, so Kappen, die vor dem Hintergrund kommunaler Finanzierungsengpässe aber auch die besonderen Herausforderungen ansprach. Städte und Gemeinde seien sehr sensibel mit Geldern umgegangen. „Wenn die Kommunen in den vergangenen Jahren nicht so gut gewirtschaftet hätten, um ihre Haushalte auszugleichen, wären sie heute überhaupt nicht in der Lage, Geld für den Klimaschutz zu investieren“, so Kappen. Als aktuelle Beispiele für die nachhaltige Umsetzung von Großprojekten nannte die Bürgermeisterin den Bau des Sesekebades durch die Gemeinschaftsstadtwerke Kamen-Bönen-Bergkamen sowie die Errichtung eines Solarhaus durch die Unnaer Kreis-, Bau- und Siedlungsgesellschaft.
Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber, der neben Achim Dries auch Iris Clasvogt-Zajusch, Geschäftsführerin der Optimum Rating GmbH, zu ihrer Wahl in die IHK-Vollversammlung gratulierte („Mit Ihnen beiden hat Kamen zwei starke Stimmen in unserem Parlament der Wirtschaft“), setzte bei seinem Vortrag über aktuelle IHK-Themen einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Dazu gehört seit jeher auch die Rekrutierung von neuen Mitarbeitern. Doch wie der aktuelle DIHK-Fachkräftereport zeigt, können 53 Prozent der gut 22.000 bundesweit befragten Unternehmen – in der Industrie sogar 58 Prozent – freie Stellen längerfristig nicht besetzen. „Zum Glück zeigt der Ausbildungsmarkt in Kamen wieder positive Ansätze“, sagte Schreiber. Gegenüber 2021 stiegt die Zahl der Ausbildungsverträge um gut 14 Prozent auf insgesamt 119. Um die Vorzüge einer dualen Berufsausbildung noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, startet die IHK-Organisation im Frühjahr 2023 eine große bundesweite Ausbildungsinitiative. 
Schreiber widmete sich auch der aktuellen Entwicklung der Gas- und Strompreise, berichtete von den zahlreichen Informationsveranstaltungen mit Beteiligung der IHK in den vergangenen Monaten – darunter auch der Energiedialog in der Stadthalle Kamen für den Kreis Unna am 17. November – und skizzierte neue Ansätze der Energiegewinnung für die deutsche Wirtschaft.
Der frühere IHK-Regionalbetreuer für Kamen, Stefan Peltzer, Referatsleiter für Mobilität, Energie und Nachhaltiges Wirtschaften, betonte in seinem Vortrag die Vorteile für Unternehmen, die ein strukturiertes Nachhaltigkeitsengagement aufbauen, kritisierte aber auch die bürokratischen Vorgaben der EU. „Grundsätzlich ist Nachhaltigkeit für die meisten Mittelständler nichts Neues, ich empfehle aber ein strukturiertes Herangehen, um sich der Herausforderungen für das eigene Geschäftsmodell bewusst zu werden. Ohnehin wird das für die größeren Mittelständler in zwei Jahren zur Pflicht. Dabei schießt die EU deutlich über das Ziel hinaus. Statt die Vergleichbarkeit durch eine einheitliche Berichtspflicht zu verbessern, lenken unverhältnismäßig umfassende Angaben die Betriebe von den eigenen Maßnahmen ab, die eigentlich im Mittelpunkt stehen sollten.“
17. Januar 2023