IHK-Wirtschaftsgespräch in Holzwickede
Hohe Energiepreise belasten die regionale Wirtschaft
Dramatisch gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, gestörte Lieferketten und Ungewissheit im Hinblick auf den Fortlauf der Pandemie: Wie sich die Wirtschaft der Gemeinde Holzwickede unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen entwickelt hat und wie die Zeichen für die Zukunft stehen, stand im Mittelpunkt des Wirtschaftsgespräches der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund am 27. September im Haus Opherdicke in Holzwickede. IHK-Regionalbetreuer Gero Brandenburg konnte hierzu rund 50 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung begrüßen.
In ihrem Vortrag erläuterten Bürgermeisterin Ulrike Drossel und Wirtschaftsförderer Stefan Thiel die wichtigsten aktuellen Entwicklungen in der Emscherquellgemeinde. Für das laufende Jahr rechnet die Verwaltung mir rund 22 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen, für das kommende Jahr 2023 allerdings nur noch mit etwa 17,5 Millionen Euro. Wie Bürgermeisterin Drossel verdeutlichte, werden die gestiegene Kreisumlage sowie höhere Energiepreise und Baukosten die Finanzlage der Kommune beeinträchtigen. „Die Hebesätze der Gewerbe- und Grundsteuer für 2023 bleiben aber zunächst unverändert“, sagte Drossel, die zudem über den aktuellen Stand beim Bau des Rat- und Bürgerhauses berichtete. Bis Ende 2022 sollen die Arbeiten weitgehend abgeschlossen sein. Im Anschluss stellte Wirtschaftsförderer Stefan Thiel die geplante Süderweiterung des Gewerbeparks Eco Port vor. Auf der rund sieben Hektar großen Fläche sollen sich in den kommenden Jahren vor allem kleine und mittlere (vorzugsweise Bestandskunden) ansiedeln.
Die Zukunftsaussichten sind für viele Unternehmen in der Region derzeit stark eingetrübt, wie der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Wulf-Christian Ehrich in seinem Vortrag betonte. Vor allem die sehr hohen Energiepreise dämpfen die Stimmung: Fast jedes dritte Unternehmen in Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna blickt laut IHK-Konjunkturumfrage skeptisch in die Zukunft. „Die voraussichtliche Gasverknappung bekommen fast zwei Drittel unser Unternehmen zu spüren, jeder siebte Betrieb sogar sehr intensiv“, betonte Ehrich, der auch Ergebnisse des DIHK-Energiewendebarometers vorstellte. Auch diese vermitteln ein düsteres Bild. „Nicht wenige Unternehmen sehen sich dazu gezwungen, die Produktion herunterzufahren oder sogar ganze Geschäftsbereiche aufzugeben. Das trifft auf 15 Prozent aller Industrieunternehmen und rund ein Drittel der energieintensiven Betriebe zu.“
Vor dem Hintergrund dieser negativen Entwicklungen hat die IHK-Organisation in der vergangenen Woche eine Zehn-Punkte-Resolution zur Energiekrise vorgelegt. Darin wird die Politik unter anderem aufgefordert, alle verfügbaren Kohle- und Ölkraftwerke in den Markt zurückzuholen, verfügbare Kernkraftwerke bis zum Ende der Krise weiterzubetreiben und „eine befristete Preisbremse für die Wirtschaft auf europäischer Ebene einzuführen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu sichern“, sagte Ehrich. Zusammen mit der Stadt Hamm hat die IHK bereits Anfang September zu einem Energiegipfel mit betroffenen Unternehmen eingeladen, weitere Termine – auch in Dortmund – folgen im Oktober. Die IHK zu Dortmund hat sich die Themen Energie, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit seit langer Zeit auf die Fahnen geschrieben und steht ihren Mitgliedern beratend zur Seite.
Darüber hinaus verdeutlichte Ehrich vor dem Hintergrund der im Oktober anstehenden Wahlen zur IHK-Vollversammlung die Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements für die IHK und dankte Unternehmerinnen und Unternehmern im IHK-Bezirk, die sich bereits aktiv für die Belange der regionalen Wirtschaft einsetzen. „In diesen Zeiten ist dieser Einsatz wichtiger denn je“, so Ehrich.
Anfang des Jahres 2022 hat Sascha Dorday die Geschäftsführung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) für den Kreis Unna übernommen. Als neuer Ansprechpartner für die Unternehmen stellte er sich kurz vor und skizzierte die sieben maßgeblichen Handlungsfelder, auf denen die WFG tätig ist. Neben der Gewerbeflächenentwicklung sind dies unter anderem der Kohle-Strukturwandel, die Fachkräftesicherung und das Zukunftsthema Grüne Energie und Wasserstoff.
Hieran knüpfte nahtlos auch die Präsentation von Carsten Stabenau von der Westnetz GmbH an, der auf das innovative Wasserstoff-Projekt „H2HoWi“ einging, das sich in unmittelbarer Nähe zum Flughafen in einer Pilotphase befindet. Dabei werden vier Gewerbekunden im Bereich der Wärmeversorgung umgerüstet.
Als Vertreter der Wirtschaftsjunioren Dortmund Kreis Unna Hamm bei der IHK zu Dortmund e.V. – quasi der Nachwuchsorganisation der IHK –, gab deren Vorsitzender Michael Lis einen Überblick über das Jubiläumsjahr zum 70-jährigen Bestehen und den damit verbundenen zwei großen Veranstaltungen: den Juniorentag NRW am 4. November 2022 und die Landeskonferenz NRW vom 12. bis 14. Mai 2023.
27. September 2022