NRW muss den Bund auf der linken Fahrspur überholen
Vizepräsidentin Anja Fischer begrüßt Ministerin Mona Neubaur in der IHK
Traditionell lädt das Kompetenznetz Logistik.NRW zu Beginn des Jahres Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zum Gedankenaustausch zu Perspektiven für Industrie und Logistik ein. Diesmal fand der Jahresauftakt im Großen Saal der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund statt. Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie und stellv. Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, verlieh den Preis zum Ideenwettbewerb LogistiKids 2022 und referierte über den Logistikstandort NRW. Ocke Haamann, Fachpolitischer Sprecher Verkehr und Mobilität für die IHKs in NRW, moderierte die Preisverleihung.
Logistik NRW in der IHK zu Dortmund (v.l.): Stefan Peltzer, Ministerin Mona Neubaur und IHK-Vizepräsidentin Anja Fischer
© IHK zu Dortmund / Stephan Schütze
Anja Fischer, Geschäftsführende Gesellschafterin der TRD-Reisen Fischer GmbH & Co. KG und Vizepräsidentin der IHK zu Dortmund, hob in ihrer Begrüßung die historische Verbindung der IHK zum Thema Logistik hervor. So wurde 1856 in Dortmund ein Kanal-Komitee eingerichtet, um die spätere Gründung des Dortmunder Hafens voranzutreiben. Daraus ging vor fast 160 Jahren die IHK zu Dortmund hervor. Für die Zukunftsanforderungen der Wirtschaft habe damals die kaiserliche Verwaltung auf moderne logistische Rahmenbedingungen gesetzt. Und erst recht heute brauche die Wirtschaft eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur als zwingende Rahmenbedingung. „Die Schleusen aus der Kaiserzeit müssen teilweise noch in Betrieb gehalten werden. Autobahnbrücken sind gesperrt. Deutschland – und leider auch NRW – befindet sich hier noch nicht spürbar wieder im Vorwärtsgang“, so die IHK-Vizepräsidentin.
Fischer betonte aber auch die Chancen. Für die größte Bahnreservefläche des Landes in Hamm gibt es konkrete Pläne für ein Umschlagsterminal. Lkw-Verkehre könnten auf die Schiene verlagert werden. Das Projekt wartet auf die Finanzierung des Landes aus dem Fünf-Standorte-Programm. „Das neue Deutschlandtempo sollte auf der linken Fahrspur noch vom neuen NRW-Tempo für die Realisierung von Infrastrukturprojekten überholt werden“, forderte Fischer.
Der IHK-Bezirk mit den Städten Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna ist bundesweit einer der größten Ausbildungsstandorte für die Logistik. Trotzdem sei man auch hier auf allen Ebenen der Logistik vom Fachkräftemangel betroffen. Mittlerweile seien Lkw- und Busfahrer genauso gefragt wie IT-Spezialisten. „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Politik viel erreichen könnte, wenn sie den Mittelstand von Bürokratie entlastet. Beispielsweise machen die heimischen Anforderungen einen Busführerschein in Deutschland drei Mal so teuer wie in Österreich. Die Hürde für die Aufnahme des Berufes wird für viele damit unüberwindbar. Die staatliche Subventionierung der Kosten ist nicht die Lösung, denn sie schafft wieder neue Bürokratie“, so Fischer.
Mit einer persönlichen Bemerkung schloss Fischer: „Ich engagiere mich für Frauen in der Wirtschaft und ich würde mich freuen, wenn ich in fünf Jahren – falls die Veranstaltung dann noch einmal hier stattfindet – sagen könnte: Die Logistik ist in den letzten fünf Jahren noch viel spannender, noch vielfältiger und vor allem viel weiblicher geworden.“
2. Februar 2023