IHK-Medieninformation

Politik und Wirtschaft gemeinsam gegen den Personalmangel

MdL Dr. Petra Loibl im Austausch mit IHK-Fachkräfteberaterin (08.02.2023)
Im Stimmkreis der Landtagsabgeordneten Dr. Petra Loibl sieht es nicht anders aus, als im IHK-Bezirk Niederbayern oder in ganz Bayern: Der Personalmangel ist eines der größten Entwicklungsrisiken für die Betriebe aus Industrie, Handel, Dienstleistungen sowie Hotellerie und Gastgewerbe. Wie die Politik die Wirtschaft hier unterstützen kann, was die Betriebe sich erwarten und wo gemeinsame Ansatzpunkte liegen, das hat die Abgeordnete bei einem Treffen in Dingolfing mit Alexandra Kohlhäufl besprochen, der für den Bezirk Dingolfing-Landau zuständigen Fachkräfte- und Bildungsberaterin der IHK Niederbayern. Kohlhäufl stellte zunächst die aktuelle Situation dar: Schon jetzt fehlen in den niederbayerischen Betrieben etwa 17.000 qualifizierte Arbeitskräfte, und dieser Personalmangel wird sich weiter verschärfen. Ein wesentlicher Grund dafür: der demografische Wandel. Die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre verlassen Schritt für Schritt den Arbeitsmarkt, die nachrückenden Generationen können diese Renteneintritte nicht ersetzen. Außerdem, auch das belegte Kohlhäufl anhand der IHK-Zahlen: Mit Abstand am größten ist die Fachkräftelücke bei beruflich Qualifizierten mit Aus- und Weiterbildung. Akademiker fehlen hingegen in einem weit geringeren Maße. „Hier muss es zu einem Umdenken in der Gesellschaft kommen und eine Aufwertung der beruflichen Bildung stattfinden. Unser Mittelstand vor Ort braucht vor allem praktisch ausgebildete Fachkräfte, die sich ihr hohes Qualifikationsniveau über die Schiene der beruflichen Bildung erarbeitet haben“, verdeutlichte Kohlhäufl.
Damit befand sie sich ganz auf der Linie von Petra Loibl. Beide waren sich einig, dass die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung stärker hervorgehoben werden muss. „Qualifizierte Fachkräfte sind Dreh- und Angelpunkt für die Zukunftsfähigkeit unserer Betriebe. Sie sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts. Das bedeutet, dass auch verstärkt qualifizierte Fachkräfte über einen Fortbildungs- beziehungsweise Meisterabschluss an die Aufgabe der Unternehmensleitung herangeführt werden müssen“, bestätigte die Abgeordnete. „Dafür bedarf es eines breiten Bewusstseins für die Möglichkeiten und die Vielfalt der Bildungswege. Es muss und es soll nicht jeder studieren“, so Dr. Loibl. Ein Weg, hier Verbesserungen zu erreichen, sei die Berufsorientierung in den Schulen, die neben den Jugendlichen auch Eltern und Lehrer in den Blick nehmen müsse. Kohlhäufl stellte dazu etwa das Projekt der IHK-AusbildungsScouts vor: junge Auszubildende aus den Betrieben, die vor Schulklassen authentisch und auf Augenhöhe von ihrer Ausbildung und der weiteren beruflichen Entwicklung berichten. Loibl versprach, sich für einen noch breiteren Zugang der Scouts in den Schulen einzusetzen.
Für mehr Teilhabe an der höherqualifizierenden Bildung setze die Bayerische Staatsregierung auf kostenfreie Meisterfortbildung unter Einbeziehung der Regelungen des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes. „Es ist elementar, durch neue Initiativen zur Herstellung der Kostenfreiheit der Meisterfortbildung und gleichgestellter Abschlüsse dazu beizutragen, die berufliche mit der hochschulischen Ausbildung gleichzubehandeln. Die Meisterausbildung wird damit nochmals attraktiver. Unsere Meisterinnen und Meister haben in Bayern auch beste Berufsaussichten“, erklärte die Abgeordnete. Damit werde ein klares Signal der Wertschätzung für die berufliche Fortbildung gesetzt. Die berufliche Fortbildung werde im Vergleich zum weitgehend kostenfreien Hochschulstudium strukturell benachteiligt und sei weiterhin nicht gänzlich kostenfrei. Mit dem Meisterbonus von 2.000 Euro wirke Bayern dieser Ungleichbehandlung bereits entgegen. „Es muss eine bundesweit einheitliche Lösung her; der Fachkräftemangel ist kein bayernweites Problem, sondern belastet alle Bereiche der Wirtschaft in Deutschland gleichermaßen“, betonte Dr. Loibl.
Deutlich wurde in dem Gespräch, dass jedoch nicht nur bei Aus- und Fortbildung angesetzt werden muss, um dem Personalmangel wirkungsvoll zu begegnen. So seien etwa spürbare Verbesserungen bei Familienfreundlichkeit und Kinderbetreuung notwendig, um mehr gut ausgebildete Frauen für eine Vollbeschäftigung gewinnen zu können. Ältere Mitarbeiter müssten länger im Arbeitsleben gehalten und die Zahl der Langzeitarbeitslosen sowie die „stille Reserve“ abgebaut werden. Kohlhäufl betonte außerdem die große Bedeutung der gezielten Zuwanderung ausländischer Kräfte, denn alleine aus dem Inland lasse sich die Fachkräftelücke nicht schließen. „Die Wirtschaft braucht ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz mit praxistauglichen Regelungen, weniger Bürokratie und schnelleren Verfahren“, sagte die IHK-Beraterin. Gefragt seien nicht zuletzt auch die Betriebe selbst, die die Aufgabe haben, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren und dies nach außen zu tragen. „Wir haben in unserer Region ganz hervorragende Unternehmen, die Bewerbern und Auszubildenden viel zu bieten haben“, bestätigte Loibl – das zeigten auch ihre Erfahrungen als Abgeordnete.