IHK-Medieninformation

Unternehmen schlagen bei Energiewende Alarm

Niederbayerische Umfrageergebnisse aus dem IHK-Energiewendebarometer (29.08.2023)
Mit der Unternehmerumfrage „Energiewendebarometer“ misst die IHK-Organisation, wie die Unternehmen die Energiewende einschätzen, wo sie Chancen und auch Risiken sehen. Die aktuellen Umfrageergebnisse aus der niederbayerischen Wirtschaft, die die IHK Niederbayern veröffentlicht, müssen dabei alarmieren: „Gerade in Niederbayern haben wir eigentlich viele Unternehmen, die mit Flexibilität und Innovation die Herausforderungen der Energiekrise aktiv angehen und Lösungen dafür entwickeln. Diese zupackende Herangehensweise weicht aber zunehmend der Ernüchterung: Immer mehr niederbayerische Betriebe sehen die Energiewende und vor allem die Energiepolitik deutlich kritisch, die negativen Folgen für die Wirtschaft nehmen zu“, fasst Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, die regionalen Ergebnisse zusammen.

Investitionen werden zurückgefahren

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Mit 43 Prozent bewertet fast die Hälfte der Unternehmen im IHK-Bezirk die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit als „negativ“ oder sogar „sehr negativ“. Dem stehen nur noch sechs Prozent Betriebe gegenüber, die die Energiewende (sehr) positiv einschätzen. „Das ist das kritischste Ergebnis, das das Energiewendebarometer jemals erbracht hat. Noch nie seit Umfragebeginn sehen so viele Unternehmen die Energiewende als eine Gefahr für ihr Geschäft und als Nachteil für ihren Standort im internationalen Wettbewerb“, sagt Schreiner. Die Folgen daraus sind spürbar, auch das zeigt die Umfrage, wie der IHK-Chef erläutert: „In nicht wenigen Betrieben werden bereits Investitionen in Innovation und Klimaschutz zurückgestellt. Besonders besorgniserregend ist, dass fast ein Viertel der Befragten angibt, Investitionen in die eigenen Kernprozesse zurückzufahren. Das trifft ins Mark der Betriebe.“
Speziell bei der Industrie – eine der Schlüsselbranchen der niederbayerischen Wirtschaft, wie Schreiner betont – sind aufgrund der hohen Preise sowie der offenen Fragen in der Energieversorgungssicherheit zunehmend Abwanderungstendenzen erkennbar: Nur auf den ersten Blick sei beruhigend, dass über alle Branchen hinweg 73 Prozent der Betriebe keine Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland planen. Der Anteil der Betriebe, die derzeit eine solche Maßnahme planen, ist allerdings in der aktuellen Umfrage auf 13 Prozent gestiegen. „Dieser Anteil ist unter den Industriebetrieben deutlich höher, hier planen noch mehr Betriebe konkret mit einer Verlagerung von energieintensiven Produktionsanteilen ins Ausland oder haben diese bereits abgeschlossen. Für den Industriestandort Niederbayern mit über 120.000 Beschäftigten bedeutet diese Entwicklung eine große Gefahr für Wertschöpfung, Zukunftsfähigkeit und Wohlstand in der Region“, betont Schreiner.

Politik hätte Lösungen selbst im Griff

Wo die Betriebe die schwerwiegendsten Probleme und größten Hindernisse bei der Umsetzung der Energiewende sehen, ist in der IHK-Umfrage ebenfalls erhoben worden – mit klaren Ergebnissen: „Punkte wie der Fachkräftemangel oder eine schwierige Finanzierung wirken sich zwar aus, an der Spitze der Liste sehen die Betriebe aber mit weitem Abstand mangelnde Planbarkeit und fehlende Verlässlichkeit in der Energiepolitik. Die Politik hatte in der Energiekrise zwar zunächst wichtige Maßnahmen wie beispielsweise die Preisbremsen umgesetzt, eine nachhaltige Entlastung der Wirtschaft hat sich aber nicht ergeben. Im Gegenteil: Immer neue, schlecht vorbereitete und umstrittene Vorhaben schaffen zusätzlich Unsicherheit und Frustration“, kritisiert der IHK-Hauptgeschäftsführer. Auf Platz zwei der größten Hemmnisse in der Energiewende nennen die Betriebe ein Übermaß an Bürokratie und drittens zu langwierige Planungs- und Genehmigungsphasen. „All das hat die Politik selbst im Griff. Damit liegen die Forderungen der Wirtschaft zur Energiewende auf dem Tisch“, bekräftigt Schreiner.
Die wichtigsten Punkte dabei für ihn: Erstens mehr Sicherheit in der Energieversorgung durch ein weites Angebot an Energie und die Nutzung aller möglichen Energieträger, insbesondere der Erneuerbaren Energien. Zweitens international wettbewerbsfähige Energiepreise – ein schnell umsetzbarer Schritt wäre dafür etwa die Absenkung der deutschen Energiesteuern auf ein europäisches Mindestmaß. Und drittens ein nochmals deutlich vereinfachter und beschleunigter Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze sowie der Energiespeicher als Grundvoraussetzung für eine gelingende Energiewende.
Die DIHK hat die bundesweiten Umfrageergebnisse detailliert ausgearbeitet, eine Zusammenfassung finden Sie hier