IHK-Medieninformation
Kein goldener Herbst in der Wirtschaft
IHK-Konjunkturumfrage: Schwache Lage und Erwartungen auf Talfahrt (18.10.2023)
Die niederbayerische Wirtschaft verliert im Herbst an Kraft. Nachdem in der ersten Jahreshälfte noch von einer Seitwärtsbewegung auf schwachem Niveau die Rede gewesen war, fallen bei den Betrieben jetzt sowohl die Beurteilungen der aktuellen Wirtschaftslage wie auch die Aussichten auf die Zukunft merklich ab. Die Konjunkturumfrage der IHK Niederbayern, für die regionale Betriebe aus Industrie, Handel, Dienstleistungen und Tourismus befragt werden, stützt diesen Befund mit unmissverständlichen Zahlen, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner erläutert: „Der IHK-Konjunkturklimaindikator, für den derzeitige Geschäftslage sowie Erwartungen für die Zukunft miteinander verrechnet werden, sinkt im Vergleich zur Vorumfrage um 16 Punkte und damit auf ein Niveau deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt. Ein goldener Herbst mag sich in der Wirtschaft nicht einstellen, im Gegenteil: Die aktuelle Lage ist nicht gut und die Aussichten sind noch schlechter, und das über die ganze Breite der Wirtschaft in Niederbayern.“
Alarmsignal: Lagebewertung sinkt erneut
Als Alarmsignal wertet Schreiner, dass die Bewertung der aktuellen Geschäftslage zum zweiten Mal in Folge gesunken ist. Zwar beurteilen immerhin noch vier von zehn Betrieben die Geschäftslage als gut, 43 Prozent vergeben aber nur die Note „befriedigend“ und 17 Prozent sprechen von einer durchweg schlechten Geschäftssituation. „Die Herausforderungen und Problemlagen, die die Wirtschaft schon länger beschäftigen, gehen mittlerweile an die Substanz der Betriebe. Hier zeigen sich Effekte, die die Unternehmen nicht noch beliebig lange abfedern können“, verdeutlicht der IHK-Hauptgeschäftsführer. Fehlendes Personal sowie starke Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Waren bleiben auch im Herbst die größten Hemmnisse für die aktuellen Geschäfte. Zusätzlich haben die anhaltend hohe Inflation, Zinsanstiege, schwache Weltmärkte sowie ganz allgemein verbreitete Konjunktursorgen die Nachfrage in vielen Bereichen einbrechen lassen. Das wirkt sich nahezu überall aus, besonders betroffen ist aber der niederbayerische Handel. Lediglich der Tourismus kann als einzige Branche eine Verbesserung der Geschäftslage im Vergleich zur Vorumfrage vermelden.
Zukunftserwartungen auf Talfahrt
Sind die Lagebeurteilungen bereits kritisch, so gehen die Zukunftserwartungen nun gänzlich auf Talfahrt: Nur noch sieben Prozent der befragten Betriebe rechnen mit einer Verbesserung ihres Geschäfts in der nahen Zukunft, jeder Dritte geht hingegen von einer weiteren Verschlechterung aus. Die bekannten Risikofaktoren bleiben hoch oder haben aus Sicht der Unternehmen in den vergangenen Monaten sogar noch einmal an Bedeutung zugelegt, allen voran der Arbeits- und Fachkräftemangel, aber ebenso die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise sowie die Arbeitskosten. Gleichzeitig erreicht die Unzufriedenheit mit den politischen Rahmenbedingungen in der niederbayerischen Wirtschaft ein Allzeithoch von 55 Prozent. „Angesichts solcher Aussichten ziehen die Unternehmen ihre Konsequenzen, das zeigt die Umfrage schonungslos auf: Die Pläne für Investitionen oder Beschäftigung werden zusammengestrichen und die Zeichen stehen auf Abbau oder Verlagerung ins Ausland. Das ist kein kommendes Schreckensszenario, sondern aktuelle Realität in den Betrieben“, bilanziert Schreiner die Umfrageergebnisse.
Anzeichen von Resignation
In der Einordnung der Umfrageergebnisse durch IHK-Präsident Leebmann lassen sich Anzeichen von Resignation nicht ganz verbergen:
„Die Forderungen der Wirtschaft liegen längst auf dem Tisch und werden von der IHK wiederholt an die politischen Entscheider herangetragen – wo wir auf großes Verständnis treffen, aber wenig konkrete Maßnahmen erleben. Unser Wirtschaftsstandort ist ins Hintertreffen geraten, deswegen kann man es nur wiederholen: Die Unternehmen brauchen entschiedenere und effektivere Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel, von der Stärkung der beruflichen Bildung bis zur Fachkräftezuwanderung, sie brauchen international wettbewerbsfähige Energiepreise, ein Lösen der Bürokratiefesseln, geringere Steuerbelastungen sowie insgesamt ein investitionsfreundliches Klima. Vor allem aber vermisst die Wirtschaft einen klaren politischen Kurs sowie verlässliche Entscheidungen, um den vielen Krisen und Problemen gezielt und aus eigener Kraft begegnen zu können.“
In den Konjunkturbericht der IHK Niederbayern fließen die Einschätzungen von 386 regionalen Betrieben zu Wirtschaftslage und -erwartungen ein. Die befragten Unternehmen sind eine repräsentative Auswahl aus den rund 90.000 Mitgliedsbetrieben der IHK und kommen aus allen Wirtschaftszweigen und Unternehmensgrößen. Der detaillierte Konjunkturbericht ist aufbereitet auf der IHK-Website verfügbar: www.ihk-niederbayern.de/konjunktur