IHK-Medieninformation

Fachkräftezuwanderung: Wichtig, aber nicht einfach

IHK-Veranstaltung in Deggendorf verdeutlicht Herausforderungen und Chancen (22.03.2024)
71 Prozent der niederbayerischen Betriebe hatten zuletzt in einer IHK-Umfrage angegeben, dass sie ihre offenen Stellen nicht besetzen können. Dieselben Unternehmen setzen den Arbeits- und Fachkräftemangel auf Platz 1 der Liste der Risikofaktoren für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. „Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind sich einig: Eine qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Arbeitskräftemangel. Doch in der Praxis stehen die Unternehmen immer noch vor zu vielen bürokratischen Hürden oder werden durch aufwändige Verfahren abgeschreckt, wenn sie Leute aus Ländern außerhalb der EU bei uns in Arbeit und Ausbildung bringen wollen“, sagt dazu IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner.

Fachkräfte aus dem Ausland „keine schnelle Lösung“

Wie groß die Herausforderungen der Fachkräftezuwanderung sind, verdeutlichte aktuell auch die IHK-Veranstaltung, zu der Ende März rund 80 Teilnehmer aus niederbayerischen Betrieben nach Deggendorf gekommen sind. Schon der erste Vortrag des Tages von Klaus Speckner (Zentrale Stelle für die Einwanderung von Fachkräften) zeigte, welche unterschiedlichen Stellen beteiligt sind, wie viele Verfahren es gibt und was alles an Überprüfungen, Bescheinigungen, Belegen und Dokumenten erforderlich ist, um Fachkräfte aus Drittstaaten in Deutschland zu beschäftigen. Während Fristen laufen, beispielsweise für eine Nachqualifizierung, ziehen sich auf der anderen Seite notwendige Verfahren über Wochen, Monate und länger.
„Fachkräfte aus dem Ausland sind keine schnelle Lösung“, räumte daher Anke Wischnewski ein, die in Deggendorf die Leistungen der Agentur für Arbeit und deren Rolle im Prozess der Fachkräfteeinwanderung vorstellte. Zahlreiche Nachfragen der Zuhörer an alle Referenten der Veranstaltung belegten, wie komplex die Abläufe sind und wie viel (Rechts-) Unsicherheit bei den Betrieben herrscht.  

Positivbeispiel aus der Praxis

Welchen Gewinn es trotzdem bedeutet, Kräfte aus dem Ausland gewinnen, integrieren und ausbilden zu können, zeigte in Deggendorf ganz praktisch Nyathi Tumisang. Der 23-jährige aus Simbabwe durchläuft zurzeit eine Berufsausbildung bei Trockenbau Lobenz, einem Familienbetrieb in Zenting. Zusammen mit seinem Ausbilder Florian Pauli schilderte er den Prozess von ersten E-Mail-Kontakten und Skype-Gesprächen bis zum Ankommen in Niederbayern. Trotz Herausforderungen, wie der bayerischen Sprache oder dem deutschen Führerschein, strahlte er Begeisterung für seinen Beruf und seine Arbeit aus.
„Es ist meine Leidenschaft, auf der Baustelle zu arbeiten.“
Nyathi Tumisang
IHK-Hauptgeschäftsführer Schreiner zog daher letztlich ein positives Fazit der Veranstaltung: „Mit gründlicher Vorbereitung, mit ausreichender Information, mit Beratung und Service durch die IHK lässt sich die Zuwanderung von Fachkräften erfolgreich stemmen. Gleichzeitig geht die politische Arbeit der IHK weiter, um die Fachkräftezuwanderung schneller, einfacher und bürokratieärmer zu machen“, betonte Schreiner. Und, auch darauf wies er hin: Selbst wenn alles reibungslos läuft – mit Zuwanderung allein ließe sich das Problem des Arbeitskräftemangels nicht lösen. Als wichtigstes Mittel gegen den Mangel nennt Schreiner die berufliche Ausbildung. Zudem müssten die inländischen Potenziale besser genutzt werden, etwa mit Blick auf die noch unterdurchschnittliche Vollzeitbeschäftigung von Frauen, auf eine längere Beschäftigung älterer Mitarbeiter oder bei der Aktivierung der „stillen Reserve“ unter den Arbeitslosen, also Menschen, die zwar arbeiten könnten, dies aber aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht tun.