IHK-Medieninformation

Sich selbst helfen, statt auf die Politik zu verlassen

IHK-Fachausschuss Industrie benennt aktuelle Probleme und holt sich Impulse von außen (26.09.2023)
Arbeitskräftemangel, überbordende Bürokratie, inflationsbedingte Kaufkraftverluste, PV-Zwangsabschaltungen, hohe Energiepreise – die Liste der Herausforderungen, mit denen die niederbayerischen Industrieunternehmen zu kämpfen haben, ist lang. „Ich sehe bei den Unternehmern viele Sorgenfalten auf der Stirn“, brachte es Professor Andreas Buske als Vorsitzender des Ausschusses auf den Punkt. Die Unternehmer trafen sich zur Sitzung bei der GREIPL GmbH in Grafenau.
Lange habe der Industriestandort Deutschland von günstigen internationalen Rahmenbedingungen profitiert – beispielsweise von preiswerten Vorprodukten aus China oder billigem Gas aus Russland. „Doch das ist nun vorbei“, so Buske. „Wir brauchen deshalb dringender denn je den Austausch untereinander, um Impulse von anderen Unternehmen oder von externen Akteuren aufzusaugen und für den eigenen Betrieb zu nutzen. Wir müssen uns selbst helfen, denn auf die Politik alleine können wir uns nicht verlassen“, sagte Buske.

Problemfelder: Bürokratie, Arbeitskräfte, Energiepreise

Dabei hätte die Politik durchaus Stellschrauben, an denen sie drehen könnte, um den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähiger zu machen – hier waren sich die Ausschussmitglieder einig. So binde die überbordende Bürokratie viel Kapazität in den Betrieben, die angesichts des enormen Arbeitskräftemangels an anderer Stelle dringender gebraucht werde. Das Personalproblem werde in naher Zukunft noch drängender, ergänzte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Jaschke und belegte das anhand der demographischen Entwicklung.
Neben der Bürokratie und dem Arbeitskräftemangel bereiten auch die im internationalen Vergleich sehr hohen Energiepreise den Industrieunternehmen weiter Sorge, ebenso die inflationsbedingten Kaufkraftverluste. „Die Unsicherheit, die die Betriebe derzeit spüren, hat Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft. Viele trauen sich nicht, langfristige Entscheidungen zu treffen, was wiederum den Wirtschaftsstandort Niederbayern schwächt. Die Politik muss deshalb endlich für Planungssicherheit sorgen“, forderte Jaschke. Auch er mahnte daher an, nicht allein auf eine Reaktion der Politik zu warten. Entsprechend waren zur IHK-Sitzung externe Referenten eingeladen, die den Ausschussmitgliedern konkrete Impulse mit auf den Weg gaben. So zeigte Thomas Goettle von der Beratungsgesellschaft PwC Deutschland auf, wie Kostenoptimierung und nachhaltiger Wandel auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können. Entscheidend sei, schonungslos die eigenen Ineffizienzen im Betrieb anzugehen. Damit könnten die Produktionskosten sowie der CO2-Fußabdruck gesenkt und der eigene Wert gesteigert werden.

Unternehmen fitter machen

Dr. Stefan Blöchl von IFOX Systems stellte seinen „Unternehmens-Fitnesstracker“ vor. Mittels der Software des Landshuter Unternehmens können in Betrieben Optimierungspotenziale aufgedeckt werden – egal, ob es um Finanzen, Personal oder Energieeinsparung geht. Dabei kommen Daten zum Einsatz, die die Unternehmen ohnehin schon erheben. Dass das Business Intelligence Tool tatsächlich dabei hilft, die Prozesse im Unternehmen zu optimieren, konnte der Gastgeber der Sitzung, Jürgen Greipl bestätigen. Seine Firma arbeitet eng mit IFOX zusammen. Die Anpassungen, die sich durch die Datenanalyse ergaben, zeigte Greipl den Unternehmen auch bei einem Firmenrundgang. Dabei nutzte er die Gelegenheit, sein Unternehmen vorzustellen, das vor 37 Jahren gegründet wurde und mittlerweile an drei Standorten insgesamt 450 Mitarbeiter beschäftigt. Ursprünglich als Blechfertiger gestartet, produziert das Unternehmen heute anspruchsvolle Komponenten und komplexe Systeme für Hightech-Anwendungsbereiche. Der Systemlieferant verzeichnet seit Jahren stark steigende Umsätze, doch darauf ausruhen will sich Jürgen Greipl mit seinem Team nicht: „Es gibt noch immer Optimierungspotenzial und diese lassen sich oft mit einem Blick von außen besser finden.“
Industrieausschuss (1)