IHK-Medieninformation
Nach schwierigen Jahren: Leichter Aufwärtstrend in der Berufsausbildung
Mehr Azubis vor allem in Betrieben aus Industrie und Gastronomie (31.08.2022)
© IHK Niederbayern
Nach mehreren Rückgängen in Folge geht es mit den Zahlen aus der beruflichen Ausbildung in Niederbayern wieder aufwärts: Zum Ausbildungsstart am 1. September beginnen mehr junge Menschen ihre Ausbildung in den Betrieben aus Industrie, Handel, Dienstleistungen und Tourismus als noch in den Jahren zuvor. „Die Corona-Krise hatte tiefgreifende Auswirkungen auf viele Bereiche der Wirtschaft. Berufseinstieg und Berufsorientierung waren in dieser Zeit wesentlich erschwert. Dieses Tief scheint nun überwunden und wir können mit einem Plus bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen rechnen. Das ist eine gute Nachricht, allerdings ist ebenso klar: Die niederbayerischen Betriebe würden gerne noch mehr ausbilden. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist nach wie vor sehr hoch, ungeachtet aller Herausforderungen und Probleme, vor denen die Wirtschaft aktuell steht – doch es gibt zu wenig Bewerber“, fasst Alexander Schreiner zusammen, der Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern.
Plus 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
Die IHK organisiert die berufliche Bildung in Niederbayern, von den Eintragungen der neuen Ausbildungsverhältnisse bis zu den Abschlussprüfungen läuft hier nahezu alles über ein digitales Bildungsportal. Aufgrund eines Cyber-Angriffes wurden allerdings bundesweit die IT-Systeme der IHK-Organisation heruntergefahren. Verfügbar sind laut Schreiner daher vorerst nur die Ausbildungszahlen bis 31. Juli. „Daraus ergibt sich aber ein verlässliches Bild, denn bis Ende Juli sind viele Ausbildungsverträge schon unterschrieben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ergibt sich nun bereits ein Plus von insgesamt 2,4 Prozent bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen. Verantwortlich dafür ist ein Zuwachs von 5,4 Prozent speziell bei den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen. Besonders die Neueintragungen in der Metall- und Elektrotechnik haben zugelegt, das ist eine wichtige Botschaft für den Industriestandort Niederbayern“, sagt Schreiner. Auffallend sei außerdem das deutliche Plus von 34,2 Prozent im Hotel- und Gaststättenbereich. „Hier zeigt sich der Nachholbedarf nach Lockdowns und Betriebseinschränkungen in der Branche. Aber zum Beispiel auch Anwerbeprogramme aus dem Ausland tragen zu dem guten Ergebnis bei“, berichtet der IHK-Hauptgeschäftsführer. Der Handel müsse hingegen ein Minus von vier Prozent hinnehmen.
Fachkräftemangel großer Risikofaktor
Die Top-Ten der Ausbildungsberufe in Niederbayern wird von den Kaufleuten im Einzelhandel angeführt, gefolgt von den Industriekaufleuten sowie an dritter Stelle den Fachinformatikern. „Neben solchen und anderen verbreiteten Berufen bieten die niederbayerischen Ausbildungsbetriebe eine große Vielfalt von 150 spannenden und teils hochspezialisierten Ausbildungsberufen, sodass sich für jedes Interesse und jedes Talent das Passende finden lässt“, verdeutlicht Schreiner. Er betont, wie wichtig der Fachkräftenachwuchs aus der Ausbildung für die niederbayerische Wirtschaft ist: „Der Fachkräftemangel liegt laut IHK-Konjunkturumfrage auf Platz zwei der größten Risikofaktoren für die niederbayerischen Unternehmen, getoppt aktuell nur noch von der Energieversorgung. Der familiengeführte Mittelstand macht das Gros der über 2.500 Ausbildungsbetriebe im IHK-Bezirk aus und stellt insgesamt rund 11.100 Azubis. Trotz dieser hohen Ausbildungsleistung verschärft sich der Fachkräftemangel zusehends.“ Als Gründe für diese Entwicklung nennt Schreiner einerseits den demografischen Wandel – die Zahl der Renteneintritte übersteigt die der Schulabgänger um das Doppelte – sowie den anhaltenden Trend zum Hochschulstudium. Dabei bräuchten die Betriebe dringend Fachkräfte aus der beruflichen Bildung: In 51 Prozent der Unternehmen fehlen IHK-Umfragen zufolge Fachkräfte mit Ausbildungsabschluss, 52 Prozent suchen bisher erfolglos nach Personen mit beruflicher Weiterbildung. Offene Stellen für Akademiker melden hingegen nur 30 Prozent der Unternehmen.
Der 1. September ist keine Deadline
Mit vielfältigen Projekten und Initiativen steuere die IHK dem entgegen, erläutert Schreiner. Die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler erreichen etwa die IHK-AusbildungsScouts, in virtuellen Elternabenden in der Region werden die Mütter und Väter über die Karrieremöglichkeiten mit beruflicher Aus- und Weiterbildung aufgeklärt und für alle weiterführenden Schularten bietet die IHK Lehrerfortbildungen an, um Wissen und praktische Einblicke in die Berufsausbildung zu vermitteln. Auch Studienzweifler beziehungsweise -aussteiger sollen künftig in einem bayernweiten Projekt noch stärker in die berufliche Aus- und Weiterbildung gebracht werden. Bereits jetzt entfallen im IHK-Bereich 17,5 Prozent der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse auf Bewerber mit Hoch- und Fachhochschulreife, diese Zielgruppe wird daher für die berufliche Bildung immer interessanter.
Gerade mit Blick auf die Zukunft ist Schreiner abschließend eine Botschaft wichtig: „Der 1. September ist keine Deadline für den Beginn der Ausbildung. Eine Ausbildung kann zu jeder Zeit gestartet werden und es sind noch viele attraktive Ausbildungsstellen offen. Die Karrierechancen mit einer Ausbildung sind heute so aussichtsreich wie nie zuvor.“